Lindlar/Wipperfürth – An der Grundschule Lindlar-West herrscht am Montagmorgen Ausnahmezustand. Gleich sieben Lehrkräfte sind ausgefallen: Drei sind seit Freitag in Quarantäne, ebenso wie die Gruppe einer dritten Klasse. Vier weitere Lehrer haben sich mit heftigen Impfnebenwirkungen krank gemeldet, sie wurden am Sonntag geimpft.
Schulleiter Stephan Dreisbach informierte am frühen Morgen um 6.50 Uhr die Eltern per E-Mail. Viele Schüler mussten deshalb am Montag zuhause bleiben. „Die Lehrer werden versuchen, Unterricht auf Distanz zu ermöglichen, aber das kann je nach Schwere der Reaktion nicht möglich sein“, heißt es in dem Anschreiben.
Zunächst keine besonderen Impfreaktionen
Vorige Woche seien bereits einige ältere Lehrkräfte geimpft worden, so Dreisbach, da habe es keine besonderen Impfreaktionen gegeben. Am Sonntag waren jüngere Lehrkräfte an der Reihe, die zum Teil heftig reagiert hätten. „Ohne Lehrer kann ich keinen Unterricht machen.“ Wie es in den kommenden Tagen weiter geht, auch angesichts steigender Infektionszahlen, sei ungewiss. „Man hätte die Schulen zulassen sollen“, so Dreisbach. Er rechne damit, dass die Schulen schon bald wieder geschlossen würde.
18 Kinder, die die „Eulengruppe“ der Kindertagesstätte „Lebensbäumchen“ besuchen, müssen bis einschließlich 22. März in Quarantäne. Der Oberbergische Kreis hat eine entsprechende Verfügung erlassen, nachdem eine Person aus dieser Gruppe positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Erzieherinnen seien von der Quarantäne nicht betroffen, teilte die Kindertagesstätte Lebensbäumchen mit.
„Warum hat man die Lehrer nicht in den Ferien geimpft“, fragt eine Mutter, die am Montag von der Mail aus der Schule überrascht wurde. So kurzfristig eine Betreuung zu organisieren, sei für berufstätige Eltern sehr schwierig. „Zum Glück hat meine Mutter heute frei und kann einspringen, sonst hätte ich meinen Sohn mit zur Arbeit nehmen müssen.“ Auch die Kita ihrer Tochter könne aufgrund von Ausfällen nur eine Notbetreuung anbieten, berichtet sie. „Nach Ostern sind wir im dritten Lockdown“, prophezeit der Lindlarer Arzt Dr. Thomas Aßmann.
Die „britische Variante“ des Coronavirus breite sich derzeit rasant aus. Aus medizinischer und virologischer Sicht hält er die zuletzt verfügten Lockerungen für falsch. „Diese politischen Beschlüsse wieder zurückzunehmen, geht natürlich nicht so einfach“, so Aßmann. Dahinter stehe ein grundsätzliches Problem. Politik sei auf Kompromisse ausgerichtet, mit dem Virus gebe es aber keine Kompromisse. „Das Virus kennt nur 0 oder 1, ein bisschen schwanger geht schließlich auch nicht.“
Auch Wipperfürther Kindergärten betroffen
Auch am Kindergarten „Rasselbande“ des Deutschen Roten Kreuzes in Wipperfürth wurde am Wochenende ein Teil des Personals geimpft. „Leider zeigten sich bei fast allen Nebenwirkungen, die aber ja wohl normal sein sollen“, so die Kita-Leiterin Karin Archut. „Zwei Kolleginnen mussten direkt zu Hause bleiben und eine Kollegin, der nur der Arm wehtat, musste auch nach Hause, weil der Kreislauf nicht mehr mitmachte. Nun hoffen wir mal, dass es nicht bei allen schlimm wird, denn zur Wochenmitte hin werden noch mehrere Kolleginnen geimpft. Wir warten ab und sind einfach nur froh, wenn alle die Impfaktion gut, sicher und gesund überstanden haben“, so Archut.