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LVR FreilichtmuseumTH Köln liefert restaurierten Abakus zurück nach Lindlar

Lesezeit 3 Minuten

Präsentieren die restaurierte Rechenmaschine (v.l.) : Petra Ditmar, Anka Dawid-Töns, Franziska Eber und Andrea Krupa.

Lindlar – Ein Abakus, auch Rechenrahmen oder Kugelrechenmaschine genannt, ist ein geniales Gerät. Mithilfe von ein paar auf Stangen aufgefädelten Kugel kann man umfangreiche Rechenaufgaben lösen. Die Grundrechenarten Plus, Minus, Mal und Geteilt sowieso, echte Experten können mit einer solchen Maschine sogar Wurzeln ziehen. Man muss nur wissen, wie.

Das LVR Freilichtmuseum besitzt eine solche Kugelrechenmaschine und die war lange Zeit bei der Technischen Hochschule in Köln, um dort restauriert zu werden. Nun ist sie wieder zurück. Franziska Eber, die am Cologne Institute of Conservation Sciences (CICS) studiert, kam zusammen mit ihrem Fachlehrer Andreas Krupa nach Lindlar und hatte, sorgsam eingepackt in Styropor und Stoff, das schöne alte Rechengerät im Gepäck. Zweieinhalb Jahre lang war die Maschine in der Kölner Südstadt. Eine lange Zeit, um einen alten Abakus zu putzen, möchte man meinen. Aber es gehört eben viel mehr dazu, ein Objekt zu restaurieren und natürlich hat auch die Pandemie den Zeitplan ins Rutschen gebracht.

Neue Erkenntnisse zur Nutzung des Abakus'

„Das Objektverständnis ist für uns in der Lehre besonders wichtig, nicht nur das Handwerk“, erklärt Andreas Krupa. „Die Objektgeschichte, der Kontext, die Nutzung“. Deshalb hat Franziska Eber, die an der TH „Konservierung und Restaurierung von Kunst- und Kulturgut“ studiert, den Rechenrahmen komplett auseinandergenommen, hat anhand von Materialien und Verarbeitungstechniken versucht, das Alter des Apparates zu bestimmen. Sie hat sich Vergleichsobjekte angesehen und sich in die Geschichte von Mathematik und Didaktik eingearbeitet. Anhand der Menge des Hautfettes auf den Kugeln hat sie etwa herausgefunden, dass es sich um ein Gebrauchsobjekt handelte, das oft benutzt wurde. Die Form der Füße spricht dafür, dass der Rechenrahmen auf einem Tisch stand und nicht auf dem Boden.

Die Geschichte

Abakus oder Kugelrechenmaschine

Erfunden haben die Sumerer den Vorgänger des späteren Abakus vermutlich in der Zeit zwischen 2700 und 2300 vor Christus im südlichen Mesopotamien. Bis ins Mittelalter wurd das Rechenhilfsmittel häufig benutzt. Damit lässt sich addieren, multiplizieren, subtrahieren, dividieren aber auch die Quadratwurzel und Kubikwurzel bilden.

Selbst die Namensgebung ist nicht eindeutig, die beiden Experten von der TH tun sich schwer mit dem Begriff Abakus und möchten es lieber Kugelrechenmaschine nennen. Und natürlich hat Franziska Eber die Maschine auch ganz praktisch restauriert. Alleine rund 120 Stunden hat sie in die Reinigung der 100 Kugeln investiert. Da ist Sorgfalt und Geduld gefragt, winzige Farbflächen müssen werden zum Beispiel mit einer speziellen Acryldispersion gefestigt. „Da muss man auch schon mal mit dem Nuller Pinsel dran“, erklärt Krupa. Deshalb ist man beim Freilichtmuseum auch so glücklich. „Das ist eine Arbeit, die wir nie hätte hätten leisten können“, sagt Anka Dawid-Töns, wissenschaftliche Referentin des Museums.

Seit über zwanzig Jahren arbeiten die beiden Institutionen immer mal wieder zusammen und profitieren voneinander. Die Kugelrechenmaschine soll auf jeden Fall für die Öffentlichkeit ausgestellt werden und zwar in der Schule Hermesdorf, die bald für das Publikum geöffnet werden soll. Nur wie genau sie das machen wollen, das wissen sie beim Museum noch nicht. „Auf jeden Fall so, dass man nicht drankommt“, sag Anka Dawid-Töns. Ihre Chefin Petra Dittmar nickt. „Ich stelle mir gerade so eine Schulklasse vor und jeder will mal anfassen“. Dafür war es zu viel Arbeit.