Wie man aus Müll Gold schürftTH Köln nimmt Forschungszentrum in Lindlar in Betrieb
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Lindlar – Elektroschrott, alte Kühlschränke, Computerplatinen – eigentlich Sondermüll, doch darin stecken jede Menge Stoffe, die wieder verwendet werden können. „Hochwertige Rohstoffe“, erklärt Professor Dr. Christian Malek von der Technischen Hochschule Köln. Die TH erforscht, wie man an Rohstoffe aus Müll rankommen kann und hat dazu ein Forschungszentrum praktisch direkt an der Quelle eingerichtet: Auf Metabolon in Lindlar, wo auf dem Gelände der früheren Leppe-Deponie schon seit Jahren zu Recycling geforscht wird.
Das neue thermo-chemische Forschungszentrum wurde am Freitag eingeweiht. Von einem „Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft“ sprach Jochen Hagt, Landrat des Oberbergischen Kreises , als das rote Band durchschnitten wurde.
In Lindlar soll erforscht werden, wie durch ganzheitliche Prozessketten alles Wertvolle aus Abfall zurückgewonnen werden kann. „Material aufbrechen“ heißt eines der Zauberworte in diesem Zusammenhang.
Professor Malek ist einer der Fachleute dazu und erklärt, wo genau das Problem liegt: An die einzelnen Rohstoffe heranzukommen. So werden beispielsweise in der Pyrolyse-Anlage – unter Ausschluss von Sauerstoff und bei Temperaturen zwischen 400 und 900 Grad Celsius – Gase, Öle, Kokse und andere werthaltige Stoffe wie Metalle voneinander getrennt.
Hintergrund
320 Meter über Meereshöhe liegt der Kegel von Metabolon. Wer oben drauf steht, der hat rund sieben Millionen Kubikmeter Müll unter sich. 67 Meter hoch wäre diese Müllberg alleine. Die frühere Leppe-Deponie wurde im Rahmen der Regionale 2010 zu Metabolon umgewandelt.
Der Kunstname ist Programm. Stoffumwandlung – Metabolismus – sollte schließlich auch mit der ungeliebten Mülldeponie betrieben werden, hin zu Forschung und Entwicklung.
Seit Mitte 2017 läuft nun auch das Projekt „Metabolon IIb“, das mit 7 Millionen Euro gefördert wird. Rund 4 Millionen kommen durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre) zusammen. Das Land Nordrhein-Westfalen stellt die Co-Finanzierung in Höhe von rund 3 Millionen Euro zur Verfügung.
In der Vergasungsanlage werden konfektionierte Synthesegase und Kunststoffe aus Recyclingmaterial gewonnen. „Konfektioniert bedeutet in dem Zusammenhang, die Industrie sagt uns, was sie braucht und wir schauen, wie wir es herstellen können“, erklärt Malek.
Gemeinsam mit Hans-Jörg Lieberoth-Leden, Ministerialdirigent im Umweltministerium NRW und dem Vize-Präsidenten der TH Köln, Professor Dr. Klaus Becker, übergab Landrat Hagt am Freitag die beiden neuen Anlagen ihrer Bestimmung, eine Pyrolyse- und eine Vergasungsanlage.
30 bis 35 Personen umfasst die Projektgruppe, die am neuen Standort forschen wird. Wegen der hohen Temperaturen kann nur im Dreischicht-Betrieb gearbeitet werden. „Wir fahren dann Kampagnen von etwa einer Woche“, so Malek. Das bedeute zwei bis drei Personen pro Schicht: Doktorandinnen und Doktoranden arbeiten dann hier mit wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Studierenden.