Wipperfürth – Wer einen Gottesdienst besuchen will, muss geimpft oder genesen sein oder einen aktuellen, negativen Corona-Schnelltest nachweisen können. Ohne Nachweis kein Einlass, zuständig für die Kontrollen ist die jeweilige Gemeinde. Zudem gilt die Maskenpflicht. Am Freitag hatte der Oberbergische Kreis eine entsprechende Verfügung erlassen.
Maskenpflicht und 3G in Gottesdiensten
Eine Verfügung hatte der Oberbergische Kreis am Freitag in Absprache mit dem Land erlassen, die 3G-Regeln und Maskenpflicht für Gottesdienstbesucher vorschreibt, für alle ab 16 Jahren. Jüngere gelten als Schüler und damit als getestet.
Die Allgemeinverfügung gilt seit Montag, 6. Dezember, zunächst bis einschließlich Sonntag, 21. Dezember – denn dann läuft auch die aktuelle Corona-Schutzverordnung des Landes NRW aus. „Wir werden uns vorher zusammensetzen und anhand der aktuellen Entwicklung entscheiden, ob die Verfügung über die Weihnachtstage verlängert wird“, erklärte Kreisdirektor Klaus Grootens.
Bei der Frage der 3G-Regeln und der Maskenpflicht stehe man im engen Austausch mit dem Evangelischen Kirchenkreis An der Agger, dem katholischen Kreisdekanat und dem dieses Jahr gegründeten Freikirchenforum Oberberg. Die Entscheidung des Kreises werde von den Kirchen einvernehmlich mitgetragen.
Für die Gemeinschaft Entschiedener Christen, die an der Egener Straße in Wipperfürth ihr Gebetshaus hat, stellt dies ein Problem dar. Zu der Wipperfürther Gemeinde zählen Baptisten, aber auch ehemalige Mennoniten. Viele Mitglieder stammen aus Russland oder der früheren Sowjetunion.
„Die 3G-Regel ist für uns ein ethisches Problem“
Viktor Klassen arbeitet seit 2018 in der Leitung der Gemeinde. „Am Freitag haben wir von den neuen Regeln erfahren. Wir stehen auf dem Standpunkt, dass die Frage, ob sich jemand impfen lässt oder nicht, seine Privatsache ist.“ Jeder entscheide selbst darüber. „Die 3G-Regel ist für uns als Religionsgemeinschaft ein ethisches Problem“, erläutert Klassen. „Sie berührt die Glaubensfreiheit. Denn für uns gilt der Glaubensgrundsatz ’wir weisen niemanden ab’.“
Der Druck, der jetzt aufgebaut werde, sei problematisch. Am Montag war das Ordnungsamt der Stadt Wipperfürth im Gemeindehaus. „Die Mitarbeiter haben uns vorgeworfen, wir seien Corona-Leugner und Impfgegner“, berichtet Viktor Klassen. Ansonsten sei das Gespräch gut verlaufen.
Gemeinde sieht sich zunehmend unter Druck
Als Reaktion auf die neue Verordnung habe man die Bibelstunde und das Gebet, die diese Woche stattfinden sollten, als Präsenzveranstaltung abgesagt und sie nur online durchgeführt. Am Wochenende soll ein Präsenzgottesdienst stattfinden. Dabei wolle man auch Corona-Schnelltests vor Ort anbieten, „unter unseren Gemeindemitgliedern sind Krankenschwestern, die das machen können“, erklärt Klassen. Das Thema Corona werde innerhalb der Gemeinde kontrovers diskutiert. „Ja, auch bei und gibt es Menschen, die sagen ,es gibt kein Corona’ und die Impfungen ablehnen, aber die gibt es anderswo auch“, so Klassen. Einige Gemeindemitglieder seien an Corona erkrankt, darunter auch solche mit Zweifach-Impfung.
Das Gesundheitsamt des Kreises hatte vor wenigen Tagen bestätigt, dass es sogenannte „Infektionspartys“ gegeben haben soll, bei denen sich Menschen getroffen haben, um sich absichtlich mit Corona zu infizieren (wir berichteten). Im Fokus stehen hier vor allem freikirchliche Gemeinden in Marienheide und Wipperfürth. „Wir stehen in engem Kontakt mit dem Oberbergischen Kreis“, teilte die Stadt Wipperfürth auf Anfrage unserer Zeitung mit stehen.
Gesundheitsamt gehe Hinweisen nach
Das Gesundheitsamt gehe Hinweisen nach. Bisher lägen jedoch keine belastbaren Erkenntnisse vor. Das Ordnungsamt führe verstärkte Kontrollen durch, besonders an Wochenenden. „Ich habe gehört, dass es solche Coronapartys geben soll“, sagt Viktor Klassen. „Aber ich kenne niemanden, der das gemacht hat.“ Die Stadt Wipperfürth hat bestätigt, dass zwei Beschäftigte des Ordnungsamtes am Montag bei der Gemeinde waren.
„Aus unser Sicht war es konstruktives Gespräch im guten Einvernehmen“, sagt Fachleiter Marius Marondel. „Wir haben darauf hingewiesen, dass die Einhaltung 3G-Maßnahmen kontrolliert werden muss und haben um ein Hygienekonzept gebeten.“ Aussagen wie „ihr seid Impfgegner und Coronaleugner“ seien nicht gefallen, so Marondel. Das Ordnungsamt prüfe bei allen Gemeinden, ob die Auflagen eingehalten würden.