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Auf dem Bau fehlt MaterialIn Bergischen Wäldern wird Holz für Handwerk zur Mangelware

Lesezeit 4 Minuten

Kostbares Gut. Dachdeckermeisterin Anke Dörmbach aus Wipperfürth begutachtet Bauholz, dessen Markt im Moment regelrecht leer gefegt ist.

Wipperfürth/Lindlar – Die Tage werden länger und wärmer, die Sommerhitze ist noch fern. Eigentlich müssten die Bauhandwerker an Wupper und Lennefe in diesen Tagen Vollgas geben. Das würden sie auch gerne – wenn sie denn Material hätten.

Auf dem bergischen Bau fehlt der Nachschub. Vor allem Zimmerleute und Dachdecker kämpfen mit Lieferengpässen, deren aktuelle Dimension kaum einer für möglich hielt. „So etwas haben wir noch nicht erlebt. Eine vergleichbare Situation gab es noch nie“, schüttelt Zimmermeister Klaus Wiwiorra aus Lindlar-Klause den Kopf. Kanthölzer sämtlicher Formate, Sparren, Pfetten und selbst die handelsübliche Dachlatte – inzwischen Mangelware. Täglich werden die Wunschlisten von Wiwiorras Kollegen länger – und noch länger ihre Gesichter, wenn der Lieferant erneut absagt.

Vor allem Zimmerleute und Dachdecker betroffen

In den vergangenen Wochen explodierten die Preise für das Baumaterial zunächst. Inzwischen kommt so gut wie gar kein Nachschub mehr an. „Wer noch etwas erhält, weiß nie, wie lange noch“, berichtet Wiwiorra. Die Folge: Trotz randvoller Auftragsbücher schicken die ersten Zimmerbetriebe ihre Leute zur besten Bauzeit des Jahres in die Kurzarbeit.

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Eine Etage höher, auf dem Dachstuhl, ist die Lage nicht besser. „Gerade bei den Hölzern ist der Lieferverzug enorm“, bestätigt Anke Dörmbach-Käufer, Dachdeckermeisterin aus Wipperfürth und stellvertretende Obermeisterin der Innung Bergisches Land. Die normale Dachlatte koste – wenn man sie denn bekomme – im Vergleich zum Jahreswechsel locker das Dreifache. Und: „Früher haben wir auf eine Ladung Wärmedämmstoff zehn Tage gewartet – aktuell sind wir bei acht bis zwölf Wochen.“

Dörmbach-Käufer und ihre Kollegen kämpfen gleich an mehreren Fronten um Material. Denn auch bei der Dacheindeckung gebe es Probleme. „An Flächenziegel kommt man noch vergleichsweise gut, aber hinter den Ortgängen laufen wir schon her.“ Die Wipperfürtherin spricht von „richtigen Knüppeln“, die man ihrer Branche derzeit zwischen die Beine werfe – dabei nutze die doch gerade den Frühling und den Sommer, um Arbeit aufzuholen.

Politik zum Handeln aufgefordert

Klaus Orbach fertigt in Hartegasse Bausätze für Carports, Dachstühle und Vordächer. Auch seine Firma ist auf den Nachschub an Kantholz angewiesen, auch er beklagt in diesen Tagen „stellenweise Leerlauf in der Produktion“. Vor vier Monaten habe sich niemand die aktuelle Situation vorstellen können, ist Orbach sicher. Die Lage, da sind sich Anke Dörmbach-Käufer und Klaus Orbach einig, sei umso skurriler, da sich Holz derzeit überall im Bergischen Land regelrecht auftürme.

Export statt Verarbeitung vor Ort

Auf massive Preissteigerungen seit dem vierten Quartal 2020, vor allem bei Stahl und Bauholz, weist der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) in einer aktuellen Mitteilung hin.

Kies, Sand und Zement: Auch bei den Einkaufspreisen für diese Rohstoffe gebe es eine stetige Aufwärtsentwicklung. Am stärksten hätten sich Bitumen und Dämmstoffe verteuert, so der Verband mit Sitz in Berlin.

Den Hauptgrund für die Preissteigerungen sieht ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa in der Corona-Pandemie. Nach dem weltweiten Herunterfahren der Produktion im ersten Halbjahr 2020 sei vor allem in China die Nachfrage im dritten und vierten Quartal stärker gestiegen als die Kapazitäten wieder aufgebaut werden konnten. Mit Blick auf Kies, Sand und Gips fordert Pakleppa eine stärkere Förderung in Deutschland. „Es kann nicht sein, dass wir vom Import abhängig sind, wenn wir über große Mengen mineralischer Baustoffe im eigenen Land verfügen.“ Darüber hinaus müsse das Baustoff-Recycling mehr Fahrt aufnehmen. Für 2021 fürchtet der ZDB weitere Preissteigerungen. (sfl/dpa)

„Die Stämme gehen aber in die USA oder nach China, weil dort einfach mehr bezahlt wird“, weiß Orbach aus Gesprächen mit Lieferanten. Dörmbach-Käufer beklagt deshalb ein „echtes Glaubwürdigkeitsproblem“ ihrer Zunft. „Der Kunde versteht nicht, warum Holz plötzlich Mangelware und viel teurer sein soll – weil es doch überall herumliegt“, so die Dachdeckerin.

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Klaus Orbach hat sich inzwischen fast schon an die Auftragsbestätigungen gewöhnt, die keinen konkreten Preis für Bauholz mehr ausweisen – sondern nur den Hinweis auf den dann tagesaktuellen Tarif bei Anlieferung, wie bei Kupfer oder Spargel. Anke Dörmbach-Käufer und die Dachdecker-Innung Bergisches Land fordern, dass sich die Politik zügig einschaltet. „Wir exportieren den bergischen Wald in die ganze Welt – nur an uns Handwerker vor Ort denkt niemand.“