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Wintersport in der EifelEs herrschte viel Betrieb am Weißen Stein, das Chaos blieb aber aus

Lesezeit 4 Minuten
Zwei Kinder sitzen auf Rodelschlitten und fahren einen verschneiten Hang hinab.

Der pure Spaß ist das Rodeln am Weißen Stein auch für die Kinder der Familie Creuels.

Am zweiten Schnee-Wochenende in Folge haben erneut viele Besucher die Winterlandschaft in der Eifel genossen.

Für die Einheimischen ist es ein gewohntes Bild. Doch für alle, die sich aus dem Rheinland auf den Weg zum Weißen Stein machen, hat es das Zeug für einen unvergesslichen Tag: Eine in Schnee und Eis gehüllte Landschaft und ein Hügel mit ausreichend Gefälle für eine zünftige Schussfahrt. Auch am zweiten Wochenende in Folge trieb es die Vergnügungshungrigen in die Eifel, erneut bildete der Weiße Stein den Hotspot.

Doch der ganz große Ansturm blieb an diesem Wochenende aus. Gewiss, es war voll. Auch mussten wieder die Randstreifen der umliegenden Straßen in Parkplätze umgewandelt werden, um ausreichend Stellfläche bereitstellen zu können. Doch im Großen und Ganzen blieb alles im Rahmen dessen, was Udenbrether und Gemeindevertreter seit vielen Jahren gewohnt sind, wenn Schnee liegt.

Für die Langläufer sind in der Eifel einige Loipen gespurt

Im Gegensatz zum vergangenen Wochenende, als die Wettervorhersagen zutreffend Regen für den Sonntag vorhergesagt hatten, verteilte sich der Strom der Schneebegeisterten auf zwei Tage. Und auch das Oberbergische Land bot dieses Mal Gelegenheiten zur Rodelpartie, so dass sich nicht alle Tagestouristen auf den Weg in die Eifel machten.

Wer gerne auf Langlaufskiern unterwegs ist oder Schneewanderungen unternimmt, konnte nach Hollerath oder Losheimergraben ausweichen, so dass der Zulauf stark war, das Chaos aber für die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes beherrschbar blieb.

Ein Mann fährt in der Eifel auf Langlaufskiern durch den Schnee.

In Hollerath war auch Langlauf auf einer gespurten Loipe möglich.

Ein Mann und eine Frau stehen in neongelben Warnjacken auf dem Hauptparkplatz am Weißen Stein in Hellenthal-Udenbreth.

Dienst auf dem Hauptparkplatz am Weißen Stein: Ordungsamtschef Michael Huppertz und Tourismusbeauftragte Julia Schößler.

Ein Feuerwehrfahrzeug und ein Rettungswagen stehen am Weißen Stein in Udenbreth. Einige Feuerwehrleute in Einsatzkleidung stehen daneben.

Mit dem Feuerwehrfahrzeug wurde eine verletzte Rodlerin zum Parkplatz gebracht, wo sie in den Rettungswagen umsteigen konnte.

Für Lars und Aletta Hartmann war es keine Frage gewesen, wo es an diesem Wochenende mit den Kindern Mila und Matteo hingehen sollte. „Wir haben von Freunden erfahren, dass es hier schön ist“, berichtete Lars Hartmann nach der Schneeballschlacht mit dem Nachwuchs. Denn weiß sei es trotz Schneefalls in Wesseling nicht geworden. „Bei uns ist nur schwarzer Schnee“, sagte er lachend. „Die Kinder freuen sich“, fügte Aletta Hartmann hinzu. „Ich wäre eher für eine Palme“, so ihr Gatte augenzwinkernd mit einem Wink in Richtung Karibik und wärmeres Wetter.

Skilehrer kritisiert das Verhalten einiger Rodler auf der Piste

Mit unverhohlenem Missfallen besah sich Tobias Gravenstein aus Kerpen derweil das Treiben auf dem Hang. Er hatte seine Alpinskier dabei, doch was er auf dem Rodelhang beobachtete, ließ bei ihm alle Warnlichter angehen. „Das ist hochgefährlich. Die meisten Leute setzen sich mitten auf die Piste“, kommentierte er, dass die Rodler in der Regel nur die Hälfte des Hanges hinaufstiegen, um dort dann eine Pause bis zur nächsten Fahrt einzulegen.

Der Skilehrer Tobias Gravenstein aus Kerpen trägt eine gelbe Jacke und steht auf dem schneebedeckten Weißen Stein in Hellenthal-Udenbreth.

Die Angewohnheit vieler Rodler, mitten auf der Piste zu sitzen, moniert Tobias Gravenstein.

Dort allerdings sausten die Schlittenfahrer zwischen ihnen durch, die von weiter oben gestartet waren. Außerdem monierte er, dass immer wieder Rodler in der Mitte des Hanges aufsteigen, statt an den Rand zu gehen. Die Kritik kam nicht von ungefähr, denn Gravenstein ist ausgebildeter Skilehrer. Als Betreuer in einer Jugendhilfeeinrichtung habe er auf Anregung seines Chefs den Lehrgang machen können. Einmal im Jahr geht's mit den Jugendlichen zum Skifahren. Die erste Fahrt des Jahres allerdings unternahm er am Weißen Stein. „Ich fahre lieber hier, als in den Skihallen in Neuss oder Bottrop“, sagte er.

Feuerwehr bringt verletzte Rodlerin aus dem Hang am Weißen Stein

Und: „Wir sind hart ausgebildet worden, um Gefahren zu erkennen.“ Eine Pistenpolizei wolle er keinesfalls, doch die Regeln der FIS (Fédération Internationale de Ski) sollten schon beachtet werden. Gravensteins Einschätzung: „Hier werden etwa fünf Siebtel verletzt.“ Er selbst habe zuerst die Lage gecheckt, bevor er sein Equipment geholt habe. Erst als es etwas leerer wurde, glitt er mit vorsichtigen Schwüngen zwischen den Menschengruppen hindurch.

Zum ersten Mal am Weißen Stein war Familie Creuels aus Heinsberg. „Schnee hatten wir ähnlich viel auch zu Hause, aber wir haben nicht so viele Hügel“, beschrieb Mutter Angela Creuels die Situation an der niederländischen Grenze. Da sei es zwar möglich, einmal den Hang herunterzurutschen, aber große Pisten gebe es dort nicht. Von Heinsberg aus sei die Eifel nun einmal das nächste Wintersportgebiet. „Sauerland geht auch, aber ohne Übernachtung ist das kaum zu machen“, sagte Vater Marcus Creuels: „Der Weiße Stein ist der sichere Hafen.“

Doch auch im sicheren Hafen drohen Verletzungen. Da die Bergwacht des DRK nicht mehr den Hang überwacht, musste am Samstag, als sich eine Rodlerin verletzt hatte, die Feuerwehr ausrücken, um sie aus dem Tal zum Parkplatz zu bringen. „Der Rettungsdienst kommt mit seinen Fahrzeugen ja nicht die Piste hoch“, erläuterte Manuel Müller von der Löschgruppe Udenbreth. Auf dem Parkplatz stieg die Verletzte dann vom geländegängigen Feuerwehr-Lkw in das Rettungsfahrzeug um.