AboAbonnieren

Aber bitte genormtWelche kuriosen Richtlinien es in Deutschland gibt

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Was die Zahnbürste mit einer DIN-Norm zu tun hat erfahren Sie hier.

Berlin – Normen machen das Leben einfacher: Durch sie passen Bankkarten weltweit in die vorgesehenen Schlitze. Am bekanntesten ist wohl das DIN-A4-Format. Im Jahr 1922 veröffentlichte das Deutsche Institut für Normung (DIN) die Norm 476 für Papierformate. Diese Richtlinie existiert längst nicht mehr, sehr wohl aber das System: Durch die Internationale Organisation für Normung (ISO) sind die DIN-Formate heute als ISO 216 fast überall auf der Welt adaptiert. Mittlerweile gibt es mehr als 24 500 ISO- und rund 34 000 DIN-Normen. Darunter lassen sich Kuriositäten finden. Hier einige Beispiele zum heutigen Weltnormentag.

Die Norm der Normen

Auch für die Normen selbst gibt es eine Norm. Bei rund 34 000 DIN-Normen ist das keine Überraschung mehr. Die Richtlinie DIN 820-1 besagt, welche Kriterien bei der Normen-Vergabe eingehalten werden müssen. Unter „Allgemeine Grundsätze“ heißt es: Die Normung soll der „Sicherheit von Menschen und Sachen sowie der Qualitätsverbesserung in allen Lebensbereichen“ dienen und dürfe „nicht zu einem wirtschaftlichen Sondervorteil Einzelner führen“. (dpa)

Dauerbrenner

Die älteste noch gültige DIN-Norm ist die Richtlinie 1289 mit dem Titel „Feuergeschränk für Kachelöfen; Fülltür für Füllfeuerung“. Sie wurde vor 94 Jahren veröffentlicht. Das war im Jahr 1928. Darin geht es um Aufbau und Verschluss der Tür bei Kachelöfen.

Aufgebrüht

Eine der ungewöhnlichsten Normen ist die ISO 3103. Sie befasst sich mit der Frage, wie eine perfekte Tasse Tee zubereitet wird. Auf sechs Seiten werden Größe, Material und Form der Teekanne, Anteil des Wassers, Ziehzeit und das Einschenken der Milch definiert. Die erstmals 1980 veröffentlichte und 2019 überarbeitete ISO-Norm wurde 1999 mit einem „Ig-Nobelpreis“ ausgezeichnet – gesprochen „ignoble“, was übersetzt etwa „unehrenhaft“ heißt.

Wenn ein Tor fällt

Ausgerechnet an einem 1. April sollte ein Tor fallen, bevor das Fußballspiel startete. Bei Real Madrid gegen Borussia Dortmund in der Champions League brach das Eckige zusammen, obwohl das Runde noch gar nicht im Spiel war. Das war am 1. April 1998 um 20.44 Uhr, etwa 60 Sekunden vor dem Anpfiff. 76 Minuten lang dauerte es, bis ein Ersatztor installiert war. Der Vorfall bedeutete für Günther Jauch und Marcel Reif eine Sternstunde der Moderation, aber auch einen Regelverstoß gegen die DIN EN 748. Denn diese europaweite Norm legt Anforderungen an die Standfestigkeit der Tore, die Stabilität der Querlatten, die Festigkeit der Fundamente und die Reißfestigkeit des Tornetzes fest.

Prösterchen

Die ISO-Norm 3591 definiert seit 1977 die Herstellung eines Glases zur Weinverkostung. Die Norm definiert ein solches Weinglas als einen Becher, der als „längliches Ei“ beschrieben wird. Dieses wird „von einem Stiel getragen, der auf einem Sockel ruht“. Daneben werden in der Norm weitere Eigenschaften beschrieben und Empfehlungen für die Verwendung gegeben.

Gut gebürstet

Wer dem Rat seines Zahnarztes folgt, profitiert mindestens zweimal täglich von ihr. Die Büschelauszugsprüfung sorgt dafür, dass jeder einzelne kleine Büschel einer Zahnbürste nach der internationalen Norm DIN EN ISO 20126 mindestens einer Kraft von 15 Newton widersteht.

Das könnte Sie auch interessieren:

Zum Vergleich: Die durchschnittliche Druckkraft in der gesamten Hand eines Mannes beträgt etwa 500 Newton. Dank der Norm sollen die Büschel im Bürstenkopf bleiben und nicht verschluckt werden. In der Praxis funktioniere das gut, heißt es beim Deutschen Institut für Normung. Denn bevor Borsten ausfallen, seien sie meist so verbogen, dass der Nutzer lieber zu einer neuen Zahnbürste greife. (dpa)