Schlag gegen TrickbetrügerWie Senioren in der Region betrogen und verhöhnt wurden
Köln/Izmir – Die Täter waren sich ihrer Sache sehr sicher. Ihre Arroganz ging sogar so weit, dass die ihre Opfer am Telefon verhöhnten. Wenn verängstigte Senioren in Deutschland ihr Erspartes und Schmuck an vermeintliche Polizisten überreicht hatten, griffen die Hintermänner in einem Callcenter im türkischen Izmir zum Hörer und beschrieben detailliert und schadenfroh, wie sie das Geld für teure Autos und ein luxuriöses Leben verprassen. Damit ist es nun vorbei. Der Polizei in Deutschland und der Türkei ist ein Schlag gegen eine Bande von Trickbetrügern gelungen. Nach türkischen Medienberichten wurden 31 Männer festgenommen.
Drei Jahre lang wurde ermittelt
Der Betrugsmasche sind auch ältere Menschen in Köln und der Region zum Opfer gefallen, betroffen war in hohem Maße auch der süddeutsche Raum. „Es ist ein großer Schlag gegen die Hintermänner“, freute sich Kriminaldirektor Andreas Huber von der Polizei in München. Drei Jahre lang hatte dort eine Ermittlungsgruppe Beweise gegen die Gruppe gesammelt, zuletzt war auch das Landeskriminalamt in Düsseldorf eingeschaltet worden, weil hier Ermittlungen gegen die gleiche Gruppe liefen. Die Freude bei den Fahndern ist auch deshalb groß, weil der Bande die Erfindung des Deliktphänomens „falsche Polizisten“ zugeschrieben wird, einer „perfiden Betrugsmasche“, so Huber.
Einer der Täter setzte sich in die Türkei ab
Unter den Festgenommenen befindet sich laut Polizei auch Amar S. (31), der unter normalen Umständen längst in einem deutschen Gefängnis hätte sitzen müssen. Doch im Jahr 2012 gelang ihm der Ausbruch aus Zelle Nummer fünf für Untersuchungshäftlinge im Landgericht Bremen. Wegen schweren Bandendiebstahls war er angeklagt, gemeinsam mit drei Komplizen soll er immer wieder Tresore geknackt haben. Der Hauptverdächtige ist schon früh durch kriminelle Delikte aufgefallen. Kurz nach seinem 14. Geburtstag war er zu einer zweijährigen Jugendstrafe verurteilt worden, seine Polizeiakte umfasst unter anderem Verurteilungen wegen Körperverletzungen und Diebstähle.
Nach dem Ausbruch in Bremen soll er sich in die Türkei abgesetzt und dort den Trickbetrug als neues Geschäftsfeld entdeckt haben. Zu seinen Komplizen sollen mehrere Kriminelle gehören, die nach Verurteilungen in Deutschland abgeschoben worden sind. In den vergangenen Jahren hatten sogar Rockerbanden versucht mit der Betrugsmasche Geld zu verdienen.
1,5 Millionen Euro sichergestellt
Bei einer Razzia in Izmir wurde nicht nur das Callcenter durchsucht, sondern auch 48 Wohnungen und Geschäftsräume. Die Fahnder stellten laut türkischer Medien 1,5 Millionen Euro und 200 000 Dollar in bar sicher. Außerdem konfiszierten sie fünf Kilogramm Gold und mehr als 20 Luxusuhren. Auch Schusswaffen, Immobilien, Autos und Firmenanteile seien beschlagnahmt worden, hieß es.
Die Tatwaffe der Männer war das Telefon. Sie sollen sich bei den Anrufen als Polizisten ausgegeben und von der Festnahme einer Einbrecherbande berichtet haben. Auch die angerufenen Senioren seien als Opfer ausgewählt gewesen und sollten nun möglichst ihr gesamtes Bargeld und ihren Schmuck an Polizisten überreichen, die alle Wertsachen in Sicherheit bringen. Immer wieder glaubten Menschen diese Geschichte.
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Auf das Konto der kriminellen Bande soll auch ein Fall im süddeutschen Solln aus dem Jahr 2019 gehen. Hier hatten die Männer eine Rentnerin durch ungeheuren psychologischen Druck dazu gebracht, den vermeintlichen Polizisten 300 000 Euro zu übergeben. Danach hatte die Frau ihr Haus für fast drei Millionen Euro verkauft, um auch diesen Erlös den Betrügern zu geben.
Gleichzeitig zu den Ermittlungen in Deutschland wurden in der Türkei Ermittlungen geführt. Hier wurde sowohl über Rechtshilfe, als auch über den Interpol-Kanal ein intensiver Informationsaustausch unter Einbindung Verbindungsbeamten des Bundeskriminalamts betrieben.