Extremwetter auch am MittelmeerUnwetter ziehen über Deutschland – Tornados nicht ausgeschlossen

Lesezeit 5 Minuten
Pfützen und Matsch auf dem Gelände des Southside-Festivals in Neuhausen ob Eck.

Pfützen und Matsch auf dem Gelände des Southside-Festivals in Neuhausen ob Eck.

Gewitter mit Orkanböen, Starkregen und Hagel: Fürs Wochenende haben Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes keine guten Aussichten.

Der Start ins Wochenende ist für viele Menschen in Deutschland gewittrig ausgefallen. Bis in den Freitagabend hinein erwartete der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor allem im Südosten und Osten eine erhöhte Unwettergefahr. Gegen 18.30 Uhr galten amtliche Unwetterwarnungen für Teile Brandenburgs.

Möglich waren demnach schwere Gewitter mit Orkanböen, heftigem Starkregen und Hagel. Im Osten Deutschlands seien einzelne Tornados nicht ausgeschlossen, hieß es im DWD-Warnlagebericht. Zum Nachmittag hatte der DWD mit starken Gewittern „in fast allen Regionen Deutschlands“ gerechnet.

Unwetter treffen auch wieder EM-Fanzonen

Folgen hatte das - wie schon in den vergangenen Tagen - auch für Fußballfans bei der laufenden Europameisterschaft (EM). In Berlin wurden die Fanzonen am Brandenburger Tor und am Reichstag vorsorglich geschlossen. Man behalte sich aber vor, die Fanzonen später wieder zu öffnen, sagte eine Sprecherin mit Blick auf das EM-Spiel zwischen Polen und Österreich im Berliner Olympiastadion um 18.00 Uhr.

Alles zum Thema Deutscher Wetterdienst

In Leipzig sollte die EM-Fanzone wegen der Wetterlage später als geplant öffnen. Am Abend (21.00 Uhr) treffen in Leipzig die Niederlande und Frankreich aufeinander.

Durch Unwetter umgestürzte Bäume stören Bahnverkehr

Die Unwetter störten im Süden Sachsen-Anhalts den Zugverkehr. Im Raum Bitterfeld und Dessau seien Oberleitungen beschädigt worden, teilte die Deutsche Bahn auf X mit. Nach Angaben der Leitstelle Anhalt-Bitterfeld stürzten Bäume um. Betroffen waren laut Bahn die ICE-Verbindungen zwischen Berlin und Leipzig.

Beispielsweise im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt rückte die Feuerwehr nach eigenen Angaben unter anderem wegen überfluteter Straßen und Keller sowie wegen Schlammlawinen aus. 18 Feuerwehren seien alarmiert worden, die zu zahlreichen Einsätzen ausgerückt seien, teilte die Leitstelle in Sangerhausen mit. Auf der Autobahn 38 bei Eisfeld kam es kurzzeitig zu Behinderungen, weil die Fahrbahn unter Wasser stand. 

Auch in Thüringen war die Feuerwehr unwetterbedingt im Einsatz. In Gotha etwa seien Gullys und Keller überflutet gewesen, teilte das Landratsamt mit. Vollgelaufene Keller und überflutete Gullys beschäftigten auch die Feuerwehren in Floh-Seligenthal im thüringischen Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Besonders betroffen war nach Angaben eines Sprechers der Rettungsleitstelle der Ortsteil Struth-Helmershof. Demnach kam es durch einen kurzen Schauer zu Wasser und Schlamm auf der Hauptstraße.

Festivalbesucher trotzen dem Regen

Mit viel Regen und noch mehr Matsch begann das Southside-Musikfestival in Neuhausen ob Eck nördlich des Bodensees. Wegen des schlechten Wetters verzögerte sich der Einlass an einem Eingang etwas. Bei regnerischem Wetter begann auch das Schwesterfestival Hurricane im niedersächsischen Scheeßel. Die Stimmung auf dem weitläufigen Festivalgelände mit mehreren Bühnen war nach Angaben eines dpa-Reporters vor Ort ausgelassen. Der Regen schien den meist jungen Menschen wenig auszumachen.

Festivalbesucher des Southside Festivals kämpfen mit Regencapes gegen den Regen an. Das Rockmusik-Festival gehört zu den größten deutschen Open-Air-Festivals.

Festivalbesucher des Southside Festivals kämpfen mit Regencapes gegen den Regen an. Das Rockmusik-Festival gehört zu den größten deutschen Open-Air-Festivals.

Und hier die weitere Vorhersage der DWD-Meteorologen: In der Nacht herrscht anfangs weiterhin Unwettergefahr, in der ersten Nachthälfte klingen die Gewitter jedoch ab. Gebietsweise kann jedoch noch Starkregen fallen. Am Samstag sind noch im Nordosten und Osten einzelne Schauer, im Süden einzelne Gewitter mit Starkregen möglich. Spätestens ab Sonntag beruhige sich das Wetter deutlich.

Extremwetter auch in anderen Ländern

Auch in der Schweiz macht Extremwetter den Menschen zu schaffen. Der Touristenort Zermatt am Matterhorn war am Freitag wegen Unwettern von der Außenwelt abgeschnitten. Die Matterhorn-Gotthard-Bahn stellte ihren Betrieb auf der Strecke Visp-Zermatt ein, wie sie mitteilte. Es gibt einen Busersatz von Visp nach Täsch, aber die Straße von Täsch nach Zermatt ist gesperrt. Deshalb sei der Ort weder per Bahn noch per Straße erreichbar, teilte das Bahnunternehmen mit.

In Zermatt selbst kam es durch die schweren Unwetter zu Erdrutschen und Überschwemmungen. Die Gemeinde schloss die Schulen. In Täsch, wo Autofahrer parken müssen, die in das autofreie Zermatt wollen, wurde ein Campingplatz vorsorglich geräumt. 

In Kroatien fiel in Küstenregionen der Strom aus

Bewohner und Urlauber an der kroatischen Adriaküste wurden am Freitag mitten in einer Hitzewelle von einem weitflächigen Stromausfall überrascht. Die Elektrizität fiel an der dalmatinischen Küste und in ihrem Hinterland gegen 12.20 Uhr aus, wie das kroatische Fernsehen HRT berichtete. Betroffen waren Urlauberhochburgen wie Dubrovnik, Split und Zadar.

Ursache sollen Störungen infolge von Überlastungen bei den Netzbetreibern in den Nachbarländern gewesen sein, die gleichfalls mit weitflächigen Stromausfällen zu kämpfen hatten. In Kroatien kehrte HRT zufolge die Stromversorgung nach etwas mehr als einer Stunde nach und nach wieder zurück. In Split wurden am Freitag Temperaturen von bis zu 37 Grad gemessen.

Menschen feiern kürzeste Nacht des Jahres

In Griechenland brachen nach mehreren regenarmen Wochen und Temperaturen um die 40 Grad Dutzende Brände aus. Angefacht wurden sie von starkem Wind. „Stellenweise erreichen die Böen 95 Kilometer in der Stunde“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr im griechischen Rundfunk (ERT). Betroffen waren die Halbinsel Peloponnes, die Insel Kefalonia und mehrere Regionen Mittelgriechenlands. Einige Dörfer mussten evakuiert werden. Verletzte wurden zunächst nicht gemeldet und touristische Anlagen waren nicht betroffen, wie Reporter aus den von den Bränden heimgesuchten Regionen berichteten.

Derweil feierten Menschen mancherorts in Europa die Sommersonnenwende. Mit Blumenkränzen, Feuerzeremonien und Sonnenanbetungen zelebrierten sie die kürzeste Nacht des Jahres. Je weiter im Norden, desto stärker ist das zu merken, denn dort wurde es teils überhaupt nicht dunkel in der Nacht. Für einige Stunden scheint es wie eine schier endlose Dämmerung.

Bei der Sommersonnenwende liegt der größte zeitliche Abstand des Jahres zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Viele Länder nutzen dies, um zu feiern. In Stonehenge versammelten sich Tausende, als die Sonne am Freitag um 4.52 Uhr (Ortszeit, 5.52 Uhr MESZ) aufging. (dpa)

Nachtmodus
Rundschau abonnieren