Mallorcas prachtvolle Mandelblüte im Winter zieht zahlreiche Touristen an, bedroht jedoch die Mandelernte durch Klimaveränderungen und fehlende Bestäubung.
Der „mallorquinische Schnee“Mallorcas früher Blütentraum macht Mandelbauern Sorgen

Mandelblüten hängen an einem Mandelbaum.
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Links und rechts der Landstraßen Mallorcas leuchtet in diesen Februartagen vielerorts ein wunderschönes Blütenmeer. Millionen Mandelbäume haben angesichts der milden Wintertemperaturen ihre Knospen geöffnet und die Landschaft in einen weiß-rosa Naturtraum verwandelt. Der „mallorquinische Schnee“, wie die Einheimischen dieses Schauspiel nennen, ist in dieser Jahreszeit eine Attraktion und das beliebteste Fotomotiv auf der spanischen Mittelmeerinsel.
Der „mallorquinische Schnee“: Magnet für etwa 300.000 Urlauber
„Während der Mandelblüte zeigt sich die Insel von ihrer vielleicht schönsten Seite“, werben Reiseveranstalter, die Ausflüge in die zauberhafte Landschaft organisieren. Die große Blütenschau vor blauem Himmel zieht immer mehr Besucher an. Besonders schön breitet sich der Blütenteppich im Hinterland der Inselhauptstadt Palma aus – zum Beispiel in der Umgebung der Orte Bunyola, Sencelles, Inca oder Llucmajor.
Wegen dieses faszinierenden Naturspektakels ist es auch in diesen Tagen auf der Insel keineswegs einsam. Verglichen mit der Sommersaison ist es auf Mallorca natürlich in den Wintermonaten schon ruhiger: In der Hauptreisezeit von Juni bis September drängen sich pro Monat bis zu zwei Millionen Feriengäste auf dem Eiland. Jetzt im Monat Februar werden 300.000 Urlauber erwartet.
Doch die frühe Blütenpracht, die sich schon seit Januar entfaltet, löst nicht nur Freude aus. Die Mandelbauern auf Mallorca wie auch auf dem spanischen Festland schauen besorgt zum Himmel. Sie beten, dass ihnen jetzt im Winter nicht noch Wolkenbrüche, Hagel oder ein Kälteeinbruch die Blüten und damit die Mandelernte zerstören. Ein Problem sei zudem, dass die Honigbienen, die zur Bestäubung der Blüten notwendig seien, noch nicht im üblichen Maß aktiv seien, sagen sie. Ohne die fliegenden „Bestäuber“ gebe es keine befruchteten Blüten – und damit keine Mandeln.
Spanien als größter Mandelproduzent
Spanien ist übrigens der größte Mandelproduzent Europas. Die Trockenfrüchte werden vor allem zur Produktion von Süßspeisen, Kosmetik, Likören und Öl benutzt. Auch die Wetterforscher legen die Stirn in Falten. Und zwar, weil sich der Beginn dieses Blütenereignisses, das eigentlich als Vorbote des Frühlings gilt, immer mehr in den Winter verschiebt. „Das milde Winterwetter täuscht die Mandelbäume“, erklären die Meteorologen des spanischen Wetterdienstes Aemet.
In einer Studie über die Entwicklung der Mandelbäume zwischen 1981 und 2024 weisen die Wetterkundler nach, dass die Blütezeit jedes Jahr ein bisschen früher einsetzt. „Der Mandelbaum ist zum Bioindikator für den Klimawandel geworden“, heißt es in der Untersuchung.
Mallorcas annähernd vier Millionen Mandelbäume sind ohnehin schon massiv bedroht. Und zwar vor allem durch die Ausbreitung des Feuerbakteriums „Xylella fastidiosa“. Nun kommen durch die Klimaveränderung noch verfrühte Blütenzeiten und Dürrephasen als Risikofaktoren hinzu. Unter dem Strich ist die Mandelproduktion auf der Insel im letzten Jahrzehnt bereits um 60 Prozent zurückgegangen. Mildere Winter, heißere Sommer, längere Trockenperioden und zerstörerische Unwetter: Mallorca bekommt zu spüren, dass das Wetter zunehmend verrückt spielt. Die spanische Agrarexpertin Maria del Carme Garau berichtete jüngst bei einer Anhörung im Inselparlament, dass das Klima auf der Ferieninsel im Jahr 2100 jenem einer Wüste gleichen könnte. „Spanien ist eines der westlichen Länder, das am stärksten vom Klimawandel betroffen ist“, warnte Spaniens Premier Pedro Sánchez.
Stetig steigender Meeresspiegel
Für Mallorca heißt das konkret, dass sich nicht nur die Landwirtschaft mit ihren vielen Mandel-, Oliven- und Orangenbäumen auf schwierige Zeiten gefasst machen muss. Sondern auch, dass der Inseltourismus ins Stottern kommen könnte. Mallorca lebt vor allem vom Urlaubsgeschäft, das mehr als ein Drittel der gesamten Wirtschaftsleistung auf der Insel darstellt. Im gesamten Jahr 2024 kamen 13,4 Millionen Touristen – ein neuer Rekord. Doch wird das auch so bleiben auf einer Insel, deren Klima unwirtlicher wird?
Nicht nur das Klima könnte langfristig kippen und die Urlaubslust auf Mallorca trüben. Nach einer Studie des Ozeanischen Forschungsinstituts der Balearen in Palma wird ein langsam, aber stetig steigender Meeresspiegel bis Ende des Jahrhunderts viele Strände buchstäblich verschlucken. Doch was wäre Mallorca ohne seine Traumstrände?