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Licht im Corona-TunnelWarum die USA wieder vorsichtig aufatmen können

Lesezeit 4 Minuten
Joe Biden

Das Coronavirus und seine Mutationen bekommen die USA unter Joe Biden offenbar immer besser in den Griff. 

Washington – US-Präsident Joe Biden gab sich zuversichtlich. „Fürchte dich nicht“, sagte er diese Woche bei einem Auftritt in Milwaukee zu einer Achtjährigen und versicherte ihr: Das Ansteckungs- und Impfrisiko sei für das Mädchen gering.

Gleichzeitig hatte Biden noch eine Botschaft für die Nation parat: Spätestens bis Weihnachten dieses Jahres werde man die Covid-19-Problematik „im Griff haben“. „Bis Ende Juli werden wir 600 Millionen Impfdosen haben, genug, um jeden US-Bürger zu impfen“, versprach der Präsident zudem. Und in den nächsten 100 Tagen werde jeder Schüler im Land wieder fünf Tage in der Woche seine Schule besuchen können.

Mehr als 486.000 Todesfälle

Der erste offizielle Fall einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus wurde in den USA am 21. Januar vergangenen Jahres registriert. Den ersten Todesfall verzeichneten die dortigen Gesundheitsbehörden am 29. Februar 2020. Bis einschließlich zum vorigen Dienstag stieg die Zahl der Infektionen in den USA auf rund 27,7 Millionen. Mehr als 486000 Menschen sind in diesem Zeitraum mit oder an dem Virus gestorben. Damit sind die USA das Land mit der höchsten Zahl bestätigter Corona-Infektionen und Todesfälle weltweit. (gie)

In der Tat hat Biden Grund, bei der Pandemie-Bekämpfung optimistisch zu sein. Vorigen Monat noch hatte die Seuchen-Bekämpfungsbehörde CDC (Center for Disease Control) Prognosen veröffentlicht, nach denen die Fall- und Todeszahlen in den USA in diesem Monat weiter steigen würden. Doch in der Realität geschieht das Gegenteil. Die Neuinfektionen fallen ebenso deutlich wie die Zahl der Krankenhausaufnahmen. Auf den Intensivstationen sind – obwohl auch in den Vereinigten Staaten gefährlichere Mutationen des Virus aufgetreten sind – wieder jede Menge Betten frei.

Die Gründe für diese erfreuliche Entwicklung sind laut führenden Experten vielschichtig und wirken im Zusammenspiel.

Der Faktor Vernunft

Der Thanksgiving-Feiertag im November sowie Weihnachten und Neujahr hatten Anfang Januar die Fallzahlen weiter in die Höhe schnellen lassen. Mitte Januar erreichten dann die Klinik-Zahlen von Corona-Patienten einen neuen Rekord. Doch danach zeigte die Kurve deutlich nach unten. Was bedeutet: Die meisten US-Bürger dürften erkannt haben, welche wichtige Rolle der Verzicht auf Familienfeiern und Partys spielt.

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Zudem brachte die Explosion der Infizierungen in südlichen Bundesstaaten wie Texas und Florida über den Jahreswechsel eine Schockwirkung. Die Bereitschaft, nur noch mit Schutzmaske in die Öffentlichkeit zu gehen, nahm auch in jenen Regionen zu, wo konservative Gouverneure zuvor die Anordnung einer Maskenpflicht aus ideologischen Gründen verweigert hatten.

Der Impf-Faktor

Bis gestern wurden in den USA rund 20 Prozent der Gesamtbevölkerung geimpft. Die von den Konzernen Pfizer-Biontech und Moderna produzierten Anti-Corona-Injektionen haben sich nach Beurteilung von Experten als hochwirksam erwiesen, was die Verhinderung einer Ansteckung auch durch Varianten des Virus angeht. Gleichzeitig waren sie in der Lage, bei Infizierten die Symptome deutlich abzumildern und somit auch viele Krankenhaus-Aufenthalte zu verhindern. Einen kleinen Rückschlag gab es diese Woche, als bekannt wurde, dass ein dritter Impfstoff des Unternehmens Johnson + Johnson – vorgesehen sind 100 Millionen Dosen – erst mit größerer Verzögerung den US-Markt erreichen wird.

Der Faktor Immunisierung

Die Seuchen-Fachleute des CDC schätzen, dass 15 bis 30 Prozent aller Bürger bereits mit Covid-19 infiziert wurden, geheilt sind und somit eine Immunität genießen, die nach dem bisherigen Kenntnisstand zumindest mehrere Monate, wenn nicht sogar länger anhalten kann. Das reduziert zugleich die Zahl der möglichen Infektionsträger in der Bevölkerung. Unklar ist noch, ob die in Südafrika, Großbritannien und anderen Ländern bekannt gewordenen Virus-Mutationen vom Immunsystem von früher Erkrankten ebenfalls abgewehrt werden können.

Der Faktor Wetter

Wenn wie im Dezember oder Januar die Temperaturen in den Keller fallen und sich die Menschen weitgehend in ihren Wohnungen und Häusern aufhalten, findet das Virus deutlich bessere Bedingungen zur Weiterverbreitung als in warmen Monaten. In südlichen Bundesstaaten wie Kalifornien, Nevada und Arizona ist das, was man dort als Winter kennt, bereits vorbei. Die Menschen halten sich mehr im Freien auf, erhöhen dadurch ihre Immunstärke und setzen damit die Wahrscheinlichkeit einer Infektion herab. Andere Staaten wie Texas, die derzeit noch unter einer ungewöhnlichen Kaltfront leiden, werden bald folgen – was Wissenschaftler und den US-Präsidenten mit Zuversicht für den Sommer erfüllt.