Prozess gegen FußballerJérôme Boateng soll Ex-Partnerin gedroht haben, „dass die Kinder im Heim landen“

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Jérôme Boateng, Fußball-Profi, steht im Landgericht in der Anklagebank.

Jérôme Boateng, Fußball-Profi, steht im Landgericht in der Anklagebank.

Die Ex-Partnerin erhebt gegen Boateng heftige Vorwürfe und bricht in Tränen aus. Die gemeinsamen Kinder habe sie seit zwei Jahren nicht gesehen. 

Im Körperverletzungsprozess gegen Fußball-Weltmeister Jérôme Boateng hat seine Ex-Partnerin am Freitag (21. Juni) erneut schwere Vorwürfe gegen ihn erhoben. Er habe sie im gemeinsamen Karibik-Urlaub im Juli 2018 geschlagen, angespuckt, sie beleidigt und ihr in den Kopf gebissen, sagte die Frau am Freitag vor dem Landgericht München I. Außerdem habe er ein großes Windlicht und eine Kühltasche nach ihr geworfen. „Ich hab’ geweint, richtig doll, ich hab’ mich auch erschrocken“, sagte die Frau. „Er hat weiter geschrien, hat weiter gewütet.“

Ex-Partnerin von Jérôme Boateng belastet Fußball-Profi mit Aussage schwer

Sie habe sich an den Glasscherben des zerbrochenen Windlichts geschnitten, Hämatome und Schürfwunden erlitten. Im Prozess wurden Fotos ihrer Verletzungen gezeigt, darauf ist die Frau mit einem blauen Auge und einem blutigen T-Shirt zu sehen.

Die Richterin fragte, ob sie ihrem Ex-Partner im Urlaub 2018 angekündigt habe, ihn anzeigen zu wollen. Die Befragte wurde daraufhin emotional. „Ja, ich habe ihm das am letzten Abend gesagt. Er meinte zu mir: Dann sorge ich dafür, dass die Kinder im Heim landen.“ Als sie das sagte, brach die Frau im Gerichtssaal in Tränen aus. Die Sitzung wurde für rund eine Viertelstunde unterbrochen. Noch aus dem Urlaub habe sie dann ihre Familienanwältin angerufen, eine Verletzung am Auge dokumentiert – und Boateng schließlich im Oktober angezeigt.

Ex-Partnerin schildert unter Tränen angebliche Drohung von Boateng

Boateng hatte die Vorwürfe, die die Mutter seiner Zwillingstöchter gegen ihn erhebt, am ersten Prozesstag vor einer Woche entschieden abgestritten. Er gab an, sich nur gegen einen Angriff seiner damaligen Partnerin gewehrt und sie weggeschubst zu haben. Sie habe ihn an der Lippe verletzt. Für dieses Schubsen entschuldigte er sich. In seiner ausführlichen Einlassung vor Gericht hatte er von einem „Alptraum“ gesprochen und Gewaltvorwürfe bestritten.

Von Staatsanwältin Stefanie Eckert darauf angesprochen, ob sie Boateng zuerst angegriffen habe, antwortete die Frau im Zeugenstand unmissverständlich. „Es stimmt nicht. Ich habe ihn nicht angegriffen.“ Sie habe sich lediglich zu schützen versucht, dabei habe sich Jérôme Boateng möglicherweise leicht verletzt. Gewalt sei „immer ein Thema“ gewesen, berichtet die Mutter von zwei gemeinsamen Kindern mit Boateng. „Es war eine dauerhafte Angelegenheit.“ Ihre beiden Töchter habe sie seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Das Aufenthaltsbestimmungsrecht liegt bei Boateng.

Karibik-Urlaub von Boateng zum vierten mal vor Gericht Thema

Es ist bereits das vierte Mal, dass sich ein Gericht mit dem Vorfall in einem Karibik-Urlaub im Jahr 2018 befasst. Das Verfahren gegen den langjährigen Verteidiger des FC Bayern München, der gerade vom italienischen Club US Salernitana zum Linzer ASK in Österreich wechselte, zieht sich also schon lange hin. 2019 wurde Anklage erhoben, 2021 verhängte das Amtsgericht München eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu je 30.000 Euro, also insgesamt 1,8 Millionen Euro.

Das Landgericht München I verurteilte Boateng dann im Oktober 2022 in zweiter Instanz wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 10.000 Euro – insgesamt 1,2 Millionen Euro. Doch das Bayerische Oberste Landesgericht kassierte das Urteil und der Prozess wurde ein weiteres Mal aufgerollt.

Boateng äußert sich zu Kasia Lenhardt – deren Familie empört über Aussage

Zu Beginn seines Münchner Prozesses um Körperverletzung hatte sich Jérôme Boateng bei seiner Aussage auch erstmals über seine gestorbene Ex-Freundin Kasia Lenhardt geäußert – und anschließend heftige Kritik einstecken müssen.

Die Familie von Kasia Lenhardt verurteilte den Auftritt des Fußball-Stars scharf. „Worte, die von Herzen kommen, muss man meiner Meinung nach nicht von Anwälten aufschreiben lassen und von einem Papier holprig ablesen“, hieß es in einer Stellungnahme des Berliner Medienanwalts Markus Hennig im Namen der Familie Lenhardt.

Kasia Lenhardt war 2012 Finalistin bei „Germany's Next Topmodel“ und später mit Boateng liiert. Kurz bevor dessen Interview erschien, hatte sich das Paar getrennt. Am 9. Februar 2021 gab ihre Familie über einen Anwalt bekannt, dass Kasia tot sei.

Kasia Lenhardt war 2012 Finalistin bei „Germany's Next Topmodel“ und später mit Boateng liiert. Kurz bevor dessen Interview erschien, hatte sich das Paar getrennt. Am 9. Februar 2021 gab ihre Familie über einen Anwalt bekannt, dass Kasia tot sei.

Zu Beginn des Prozesses hatte sich Boateng in der vergangenen Woche mit einer langen Einlassung zu Wort gemeldet, in der er die Vorwürfe zurückwies und auch über Kasia Lenhardt sprach: „Aus Respekt vor Kasia, und aus Respekt vor ihrem Sohn und ihrer Familie habe ich mich seit ihrem Tod nicht öffentlich geäußert“, sagte er.

„Wenn Herr Boateng von ‚Respekt vor Kasia, ihrem Sohn und ihrer Familie‘ spricht, wie in der Presse zu lesen ist, dann fragt man sich“, was er mit seinem Interview aus dem Februar 2021 habe bewirken wollen, sagte Hennig der Deutschen Presse-Agentur. „Genau dieses führte bekanntlich zu massivem Mobbing und Vorverurteilungen von Kasia Lenhardt.“

Rund eine Woche vor Lenhardts Tod hatte Boateng ein Zeitungsinterview gegeben, in dem er sich über die Beziehung zu ihr geäußert hatte. Die Mutter der bei ihrem Tod erst 25 Jahre alten Kasia Lenhardt verklagte Boateng auf Unterlassung. Das Landgericht Berlin entschied daraufhin, dass Boateng eine Äußerung über seine Ex-Partnerin untersagt wird, insgesamt ging es in dem Gerichtsverfahren um sechs Aussagen. Die Mutter legte daraufhin Rechtsmittel ein. Seine Aussagen verfälschten das Lebensbild von ihrer Tochter, argumentierte die Klägerin. (pst mit dpa)

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