Mit dem Finale der beliebten Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) ging am vergangenen Wochenende eine Staffel zu Ende, die sich in ihrer Struktur deutlich von den Vorgängern unterschied. Statt einer Reihe von Mottoshows, wie sie in den vergangenen Staffeln üblich waren, führte der Weg der Kandidatinnen und Kandidaten in dieser Staffel direkt von den Castings und Recalls ins Finale.

„Deutschland sucht den Superstar“ endet mit Sieg von Christian Jährig

Sieger der Casting-Show auf RTL wurde schließlich mit einer überwältigenden Mehrheit von 75,61 Prozent der Stimmen der 30-jährige Christian Jährig, der unter anderem mit einer starken Version des Céline-Dion-Klassikers „My Heart Will Go On“ überzeugen konnte. Platz zwei ging an Philipp Matas, Platz drei an den bereits 60-jährigen Nissim Mizrahi. Tom McConner wurde Vierter.

Für den Siegertitel wich Jährig von seinen bisherigen englischsprachigen Popballaden ab und präsentierte mit „Auf eigenen Beinen“ einen deutschsprachigen Song zwischen Schlager und Pop. Darüber hinaus darf sich Jährig nun über einen Plattenvertrag beim Schlagerlabel Telamo und 100.000 Euro Siegprämie freuen.

Christian Jährig sang bereits 2013 bei „Das Supertalent“ – Dieter Bohlen gibt sich ahnungslos

Auffälligstes Merkmal war zweifelsohne seine Stimme, die bereits seit Wochen in den sozialen Netzwerken für Gesprächsstoff sorgte. Jährig hat eine außergewöhnlich hohe Stimme, die auf ein seltenes Phänomen zurückzuführen ist: Bei ihm ist der Stimmbruch ausgeblieben. Dieses seltene Ereignis tritt nur bei sehr wenigen Menschen auf und führt zu einer Stimmlage, die normalerweise mit weiblichen Stimmen in Verbindung gebracht wird.

Jährig selbst sieht diese Besonderheit als Vorteil für seine musikalische Karriere, denn sie verleiht ihm ein unverwechselbares Timbre und einen hohen Wiedererkennungswert. Dies bescheinigte ihm im Laufe der Staffel auch die diesjährige DSDS-Jury, der neben Dieter Bohlen auch Schlagersängerin Beatrice Egli, Rapperin Loredana und Pietro Lombardi angehörten.

DSDS 2024: Christian Jährig ist kein Newcomer

Der Hintergrund des gesanglich überragenden Gewinners, der bereits 2013 bei „Das Supertalent“ teilgenommen hatte, warf jedoch Fragen auf, wie zahlreiche Kommentare in den sozialen Netzwerken zeigten. Die Jury, allen voran Dieter Bohlen, erweckte den Eindruck, Jährigs Talent, das der selbsternannte Poptitan als „Weltklassestimme“ lobte, nicht zu kennen. So schien Jährigs markantes Organ beim Casting für Bohlen völlig neu zu sein.

Fans von RTL-Shows erinnerten sich jedoch an die siebte Staffel von „Das Supertalent“ im Jahr 2013, bei der Jährig als Nachwuchstalent antrat. Schon damals saß Bohlen in der Jury und war von Jährigs Gesangstalent begeistert. Der damals 19-Jährige, der sich als Schlagersänger präsentierte, überstand mehrere Runden und belegte am Ende den sechsten Platz.

Was bringt die Zukunft für die „Weltklassestimme“ von Christian Jährig

Dass Jährig ein unbeschriebenes Blatt im Musikgeschäft sei, kann so nicht stimmen, denn der Sänger veröffentlichte in der Folge mehrere Singles im Schlagerbereich, teilweise sogar auf seinem eigenen Label. Sein Titel „Roulette“, mit rund 30.000 Abrufen sein meistgestreamter Titel auf Spotify, erschien 2014 sogar beim Branchenriesen Sony Music.

Ob es ihm gelingen wird, aus dem Schatten des Castingshow-Sieges herauszutreten, bleibt vorerst abzuwarten. Die letzten drei Gewinner Jan-Marten Block (Staffel 18), Haffy Laffontien (Staffel 19) und Sem Eisinger (Staffel 20) hatten weder mit ihren Siegertiteln noch mit weiteren Veröffentlichungen Erfolg. Eisinger zum Beispiel arbeitet längst wieder im Vertrieb. Nur wenige Tage nach seinem „DSDS“-Sieg trat er in Einkaufszentren auf. Der letzte Gewinner, der eine richtige Karriere starten konnte, war Ramon Roselly, der seit seinem Sieg 2020 zu den gefragtesten Schlagersängern im deutschsprachigen Raum gehört.

DSDS im Quotentief

Ebenfalls wenig erfreulich: Die Quoten der 21. Staffel von DSDS waren durchwachsen bis schlecht, was zusätzliche Fragen bezüglich der zukünftigen Ausrichtung und des Formats der Show aufwirft. Zu Beginn erreichten die Castings laut der Branchen-Website „Quotenmeter“ mit 1,96 bis 1,57 Millionen Zuschauern und Marktanteilen von 7,3 bis 8,8 Prozent noch solide Werte.

Im weiteren Verlauf der Staffel sanken die Quoten jedoch stark ab und der letzte Recall vor dem Finale erreichte nur noch 1,23 Millionen Zuschauer. Das Finale erreichte mit 1,83 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 8,9 Prozent einen Quotenhöhepunkt. Für RTL offenbar kein Problem, denn für „Deutschland sucht den Superstar“ 2025 kann man sich bereits online bewerben.