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Zwei Tote„Noch nie erlebt“ – Massenkarambolagen und Flugausfälle wegen Blitzeises

Lesezeit 4 Minuten
15.01.2025, Baden-Württemberg, Aalen: Nach einem Unfall bei Glatteis mit mehreren Fahrzeugen stehen Helfer und Beteiligte an den Autos auf einer Straße. Auf spiegelglatten Straßen hat die Polizei in Baden-Württemberg am Morgen insgesamt mehr als 100 Unfälle gezählt. Foto: Jason Tschepljakow/dpa - ACHTUNG: Die Kennzeichen wurde(n) aus rechtlichen Gründen gepixelt +++ dpa-Bildfunk +++

Baden-Württemberg, Aalen: Nach einem Unfall bei Glatteis mit mehreren Fahrzeugen stehen Helfer und Beteiligte an den Autos auf einer Straße.

In weiten Teilen Deutschlands waren die Straßen am Mittwochmorgen spiegelglatt. Es gab zahlreiche schwere Unfälle.

Teils spiegelglatte Straßen haben in Süddeutschland zu zahlreichen Unfällen geführt. Allein in Baden-Württemberg wurden mehr als 1000 Unfälle gezählt. Mehrere Menschen wurden nach Angaben der Polizei verletzt. In Bayern gab es Tote. Für Teile von Nordrhein-Westfalen hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) ebenfalls eine Warnung vor Glatteis ausgegeben. Hier kam es vor allem im Sauerland zu mehreren Unfällen.

Autofahrer sollten weiterhin langsam und vorausschauend fahren und nicht plötzlich bremsen. „Das sind Bedingungen, die verzeihen einem einfach weniger“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums in Aalen. Die Stadt liegt 70 Kilometer östlich von Stuttgart. Bei den Unfällen im Zuständigkeitsbereich des dortigen Polizeipräsidiums kamen in insgesamt zehn Fällen Personen zu Schaden.

Massenkarambolage bei Reutlingen

Auf der Autobahn 8 bei Pforzheim staute sich der Verkehr auch am späteren Mittwochvormittag noch auf vielen Kilometern Länge nach Unfällen.

Auf der Bundesstraße 27 in Hechingen (Zollernalbkreis) gab es nach Angaben des „Focus“ am Morgen eine Massenkarambolage. Mehr als zwei Dutzend Autos waren aufeinandergefahren. Nach Polizeiangaben wurden zwei Menschen leicht verletzt. Die Straße wurde in Fahrtrichtung Balingen gesperrt. „Ich habe so etwas noch nie selbst erlebt“, sagte ein Polizeisprecher in Reutlingen. „Der Regen ist auf der Windschutzscheibe sofort gefroren.“

Zwei Tote in Bayern durch Glatteis – Bus verunglückt

In Bayern starben bei Unfällen am frühen Morgen mindestens zwei Menschen. Mehrere Autobahnen wurden gesperrt. Auf der Autobahn 92 in Niederbayern starb ein Mann, der mit seinem Auto in einen querstehenden Lastwagen gekracht war. In Fahrtrichtung Deggendorf war es zwischen den Anschlussstellen Moosburg-Nord und Landshut-West zu der schweren Kollision gekommen.

Mindestens ein weiterer Mensch wurde bei einer Serie von Unfällen auf der A3 bei Regensburg tödlich verletzt. Auch hier war es zwischen Regensburg-Ost und Wörth an der Donau laut Polizei zu einer Massenkarambolage gekommen. Ein 59-Jähriger starb, als sein Pkw unter den Auflieger eines 40-Tonners geriet, wie das „Wochenblatt“ berichtet. Das Trümmerfeld habe sich 300 Meter über die Autobahn gezogen.

15.01.2025, Bayern, Sommerhausen: Am Mittwochmorgen steht in Sommerhausen im Landkreis Würzburg ein schwer beschädigter Bus in einem Torbogen. Eine Insassin des Busses zog sich bei dem Unfall schwere Verletzungen zu, weitere Mitfahrer wurden leicht verletzt. Foto: Pascal H./NEWS5/dpa - ACHTUNG: Person(en) wurde(n) aus rechtlichen Gründen gepixelt +++ dpa-Bildfunk +++

Der verunglückte Bus in Sommerhausen

Im unterfränkischen Sommerhausen bei Würzburg prallte ein Linienbus bei Straßenglätte am frühen Morgen gegen einen Torbogen. Sieben Menschen wurden verletzt, eine Frau davon schwer. Die Unfallursache war zunächst unklar. Ein Sachverständiger soll klären, ob es ein technisches Problem mit dem Fahrzeug gab oder ein anderer Grund für den Unfall infrage kommt. Es entstand hoher Sachschaden.

Der Deutsche Wetterdienst sprach von Blitzeis. Vor allem im Norden und Osten Bayerns ereigneten sich viele Unfälle, mancherorts fiel die Schule aus. In den sozialen Netzwerken zeigten Userinnen und User Fotos von vereisten Straßen, Fußwegen und Autos.

Die Polizei Heilbronn riet den Bürgerinnen und Bürgern, nach Möglichkeit am Mittwochmorgen zu Hause zu bleiben. Es habe fast 100 Unfälle gegeben, selbst ein Streufahrzeug sei weggerutscht. „Bleibt im Homeoffice, sofern dies machbar ist“, lautet der Appell.

Verspätungen am Flughafen Stuttgart

Gefrierender Regen beeinträchtigte am Morgen auch den Betrieb am Stuttgarter Flughafen. Zeitweise war der Flugbetrieb ausgesetzt worden, da der Winterdienst auf der Landebahn im Einsatz war. Das hatte Folgen für die Starts, hier gab es einer Sprecherin zufolge große Verspätungen. Zwei Maschinen, die in Stuttgart landen wollten, seien auf andere Flughäfen ausgewichen. Eine landete in Nürnberg und eine am Baden-Airport bei Karlsruhe.

dpatopbilder - 14.01.2025, Nordrhein-Westfalen, Kierspe: Ein Kleinwagen ist bei Straßenglätte im westlichen Sauerland in einen Graben gerutscht und Helfer sind im Einsatz. Verletzt wurde niemand. Auf glatten Straßen hat es im Sauerland mehrere Unfälle gegeben. Foto: Markus Klümper/dpa - ACHTUNG: Kennzeichen wurde aus rechtlichen Gründen gepixelt +++ dpa-Bildfunk +++

Kierspe: Ein Kleinwagen ist bei Straßenglätte im westlichen Sauerland in einen Graben gerutscht.

In der Nacht sowie am frühen Morgen rutschten Autos auch im Sauerland in NRW, etwa in andere parkende Wagen oder auch mal gegen eine Laterne, wie ein Sprecher der Polizei berichtete. Besonders hohe Schäden oder Verletzte habe es hier aber bislang nicht gegeben.

Laut DWD war am Morgen von der Mitte bis in den Süden Deutschlands mit glatten Straßen zu rechnen, für Teile Sachsens galt zeitweise eine amtliche Unwetterwarnung. Fußgänger, Auto- und Fahrradfahrer sollten laut DWD achtsam sein, nicht notwendige Aufenthalte im Freien sollten gegebenenfalls vermieden werden. Es könne zu Straßensperrungen und erheblichen Beeinträchtigungen auf allen Verkehrswegen kommen.

Grund für das Glatteis ist eine seit wenigen Tagen von Norden her aufziehende Warmfront, die Regen und Sprühregen mit sich bringt. Fällt dieser auf kalte Böden, kann er gefrieren und eine Glatteisschicht bilden. Im Laufe des Mittwochs dürfte sich die Wetterlage laut DWD dank eines verstärkten Hochdruckeinflusses allmählich entspannen. Bis zum Mittag soll die Glättegefahr abnehmen. (cme/dpa)