Seit Jahren sorgen illegal abgestellte Lkw auf der Robert-Bosch-Straße in Weilerswist für Probleme. Eine Ingenieurin hat Ideen zur Lösung.
Robert-Bosch-StraßeIngenieurin stellt Konzepte gegen das Weilerswister Lkw-Chaos vor
Illegal abgestellte Lkw führen auf der Robert-Bosch Straße in Weilerswist seit vielen Jahren zum Verkehrschaos. Und für die Anlieger ist der Dreck ein Dauerärgernis.
Keine der von der Gemeinde bisher unternommenen Maßnahmen konnte das Problem lösen. Mitarbeiter des Ordnungsamts sind von Lkw-Fahrern bereits körperlichen angegangen worden. Poller werden umgefahren, Parkverbotsschilder ignoriert.
Bauliche Maßnahmen gegen das Weilerswister Verkehrschaos
Der Gemeinderat war sich einig: Nur mit baulichen Maßnahmen ist dem Problem beizukommen. Aus diesem Grund beauftragte die Verwaltung das Ingenieurbüro Isaplan mit einer Machbarkeitsuntersuchung. Im Ausschuss für Klima, Infrastruktur, Energie und Mobilität präsentierte Ingenieurin Svenja Gest am Donnerstag die Ergebnisse.
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1. Betonleitwände am Straßenrand
Eine sofort umsetzbare Maßnahme sei etwa das Aufstellen von Hindernissen wie Betonleitwänden, sagte Gest. Diese verengten die Fahrbahn punktuell, sodass Lkw-Fahrer nicht mehr so leicht aneinander vorbeikommen. Sie müssten ihre Fahrt verlangsamen und durch die Straße „mäandern“, statt wie bislang „hindurchzubrettern.“
Auch das Parken der Lkw am Straßenrand solle durch diese „weiche Maßnahme“ verhindert werden. Die Fahrer könnten ihr Fahrzeug bei einer solchen Verkehrsführung nämlich nicht zwischen den Hindernissen abstellen, ohne den gesamten Verkehr lahmzulegen. „Ein psychologisches Hindernis“ nannte die Ingenieurin das. Das habe den Vorteil, dass kein Geld für einen großen Ausbau erforderlich sei. Die Gemeinde müsse mit etwa 2000 Euro rechnen, abhängig davon, für welche Art Hindernis man sich entscheide. Neben den Betonleitwänden sei etwa auch eine Bepflanzung denkbar.
2. Ausbau des Wirtschaftswegs an der A61
Eine Maßnahme, um das gesamte Verkehrschaos in den Griff zu bekommen, ist laut Gest der Ausbau des Wirtschaftsweges, der parallel zur A61 liegt. Diesen könne man an die Autobahnabfahrt anbinden und so eine Verbindung zum Verteiler an der Bonner Straße schaffen. So müssten die Fahrzeuge nicht durch die Robert-Bosch-Straße geführt werden. Das sei zwar ein hoher baulicher Aufwand – der rund 600.000 Euro kostet –, doch ermögliche dies optimale Verteilung des gesamten Verkehrs ohne Umwegfahrten.
Der Ausbau des Wirtschaftswegs liege dabei zwar in der Hand der Gemeinde, doch für die Anbindung sei die Autobahn GmbH zuständig, die einen sechsspurigen Ausbau der A61 plant. Bisher gebe es noch kein grünes Licht für den Anschluss gegeben, so Gest. Eine Abstimmung müsse noch erfolgen.
3. Die Anbindung zur L163
Der Anschluss an die Bonner Straße über die L163 wäre zwar ein geringerer Aufwand und mit 80.000 Euro deutlich günstiger. Jedoch müssen dann Wende- und Umwegfahrten durch die Kreisverkehre in Kauf genommen werden, um zurück zur Autobahn zu kommen. Das könne zu einer Mehrbelastung der Kreisverkehre führen.
Ähnlich wie bei der Anbindung zur A61 lägen die Entscheidungen zu diesem Ausbau aber nicht allein in den Händen der Gemeinde, sondern müsse mit Straßen.NRW abgeklärt werden.
4. Eine „unechte Einbahnstraße“
Auch eine „unechte Einbahnstraße“ könne helfen, sagte Gest. Das bedeute, dass die Straße von der einen Seite (Metternicher Straße) für den Schwerverkehr gesperrt werde. Lkw, die Ziel oder Ausgangspunkt Robert-Bosch-Straße haben, könnten weiterhin ein- und ausfahren. Allen anderen werde ein Riegel vorgeschoben.
Das beruhige zwar den Verkehr, gehe aber noch nicht das Parkproblem an. Dem ist laut Gest beizukommen, indem die Fahrbahn verengt werde – von sieben auf sechs Meter. So könnten die Lkw sich zwar noch begegnen, aber kaum parken, ohne alle anderen Fahrzeuge zu behindern.
Zudem empfahl die Ingenieurin eine komplette Sanierung des Streckenabschnitts: „Irgendwann hat man hier entschieden, eine neue Straßendecke zu legen, dabei wurde aber vergessen, darunter zu sanieren.“ Die Gesamtkosten würden etwa 700.000 Euro betragen.
5. Eine echte Einbahnstraße
Bei der Ausweisung einer Einbahnstraße dürften weder Pkw noch Lkw von der Metternicher Straße aus in die Robert-Bosch-Straße einfahren. So könne der gesamte Knotenpunkt rund um Bonner-Straße und Robert-Bosch-Straße entlastet werden.
An der Robert-Bosch-Straße solle ein einseitiger Parkstreifen ausgewiesen werden, auf dem die Lkw stehen dürften. Die Fahrgasse verringere sich bei dieser Variante auf 3,50 Meter. Eine Sanierung rät die Ingenieurin auch hier an. Die Gesamtkosten schätzt sie auf 750.000 Euro.
Das sagen die Ratsmitglieder
Nachdem Svenja Gest die Lösungsansätze vorgestellt hatte, zeigten sich die Ratsmitglieder ratlos. Sie bezweifelten etwa, ob eine Fahrbahnverengung die Lkw-Fahrer vom illegalen Parken wirklich abhalten werde. Schließlich seien diese, so Myriam Kemp (Grüne) in der Vergangenheit nicht durch Rücksichtnahme aufgefallen. Kontrollen durch das Ordnungsamt müsse es weiterhin geben, auch das habe bisher nicht gefruchtet.
Die Fahrbahnverengung, die in den meisten Lösungsansätzen eine Rolle spielt, hielt auch Hans-Peter Nußbaum (FDP) für keine gute Idee und sprach sich eher für eine Verbreiterung der Straße aus.
Das Problem sei doch nicht allein die Robert-Bosch-Straße, sagte Matthias Müller (UWV). Dasselbe Problem bestehe auch an der Günter-Rose-Straße. Doch die sei nicht mitbedacht worden.
Einen ganzheitlicheren Lösungsansatz schlug Dino Steuer (CDU) vor: die Umsetzung der Ost-Tangente – eines Planes, der seit mehr als 18 Jahren bereits in der Gemeinde-Schublade liege.
Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst schlug letztendlich vor, dass zunächst einmal geprüft werden solle, ob Straßen.NRW und die Autobahngesellschaft für den jeweiligen Ausbau grünes Licht geben würden. Schließlich könne man erst auf dieser Grundlage eine fundierte Entscheidung treffen, die anschließend auch umsetzbar sei.