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„Alle grübeln weiter, wo er sein könnte“Suche nach Arian geht im Stillen weiter – Polizei warnt vor privaten Initiativen

Lesezeit 4 Minuten
29.04.2024, Niedersachsen, Kranenburg: Ein Sonarboot der Polizei fährt während der Suche nach einem vermissten Jungen auf der Oste. Der sechs Jahre alte Arian aus Elm bleibt auch nach einer Woche vermisst. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Ein Sonarboot der Polizei fährt während der Suche nach einem vermissten Jungen auf der Oste.

Ein Ermittlerteam gibt bei der Suche nach Adrian nicht auf. Polizei und Familie nennen den Hintergrund des Verschwindens.

Seit Verschwinden des sechsjährigen Arian aus Bremervörde im Norden Niedersachsens sind bei der Polizei Hunderte Hinweise eingegangen. Diese würden überprüft und gingen in die Ermittlungsarbeit ein, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Eine neue Spur ergab sich aus den Hinweisen bislang nicht, dennoch geben die Ermittler die Hoffnung, den Jungen noch lebend zu finden, nicht auf.

Demnach wertet die „Ermittlungsgruppe Arian“ Hinweise und Spuren aus und versucht Hypothesen aufzustellen, was am Tag des Verschwindens passiert sein könnte und wie wahrscheinlich das ist. „Da stecken wir im Moment aber noch ganz im Anfang“, sagte der Sprecher mit Blick auf die Arbeit der Gruppe, die aus insgesamt fünf Ermittlern und Ermittlerinnen besteht.

Arian bleibt vermisst – Ermittlungsgruppe sucht weiter nach autistischem Jungen aus Elm

Der Junge wird seit dem 22. April vermisst. Sein Vater alarmierte die Polizei, als er bemerkte, dass sein Sohn nicht mehr zu Hause war. „Der Junge hat erst vor Kurzem gelernt, wie man verschlossene Türen öffnet“, hatte der Polizeisprecher kurz nach dem Verschwinden des Kindes gesagt. „Das mag der Hintergrund sein.“

Die Polizei leitete sofort Suchmaßnahmen mit Hunderten Einsatzkräften ein. Eine Woche lang suchten Tag und Nacht Kräfte und zahlreiche Freiwillige nach Arian – zeitweilig mit Hunden, Pferden, Helikoptern, Drohnen, einem Tornado-Flieger, Amphibienfahrzeug, Booten und Tauchausrüstung. Die Polizei stellte die aktive, flächendeckende Suche am Dienstag ein. Die Ermittlungsgruppe soll den Fall weiterbearbeiten, sie entscheidet künftig darüber, ob und wann Einsatzkräfte zur weiteren Suche wo ausrücken. Am Mittwoch kam abermals ein Suchhund zum Einsatz.

Ermittlungsgruppe sucht im Stillen weiter nach Arian und wertet zahlreiche Hinweise aus

„Wir glauben, dass Arian sich auf den Weg gemacht hat, um ein großes Abenteuer zu erleben“, schreiben seine Eltern in einem Hinweis, den die Polizei in der vergangenen Woche in den sozialen Medien geteilt hat. Die Einsatzkräfte hatten seither viel probiert, um Arian auf dieser Entdeckungsreise anzulocken. Luftballons, ein riesiger Scheinwerfer, der in den Nachthimmel strahlte, Süßigkeiten, ein Feuerwerk – nichts blieb unversucht.

„Lieber Arian, wir vermissen dich!“ steht auf einem gebastelten Kleeblatt für den vermissten Jungen.

„Lieber Arian, wir vermissen dich!“ steht auf einem gebastelten Kleeblatt für den vermissten Jungen.

Angesichts des ausgebliebenen Erfolgs bei der Suche nach dem weiterhin vermissten sechsjährigen Arian herrscht in Bremervörde bedrückte Stimmung. „Die Leute sind alle betrübt“, berichtete ein Anwohner am Maifeiertag. Der tragische Fall werde sicher noch lange Thema bleiben, so etwas lasse sich nicht leicht abhaken, sagte eine Frau aus dem betroffenen Ortsteil Elm. „Das Schlimmste ist, dass es keinen Abschluss gibt“, sagte eine weitere Anwohnerin der Deutschen Presse-Agentur.

Einwohner in Elm zwischen Resignation und Hoffnung: Suche nach vermisstem Arian geht weiter

„Die Betroffenheit ist riesengroß“, sagte der Anwohner Hans-Hermann Tiedemann. „Es gibt niemanden, der – wenn er irgendwo ist – nicht guckt“, berichtete er mit Blick auf die Menschen in dem Ortsteil. Alle suchten irgendwie weiter. Der stellvertretende Ortsbürgermeister von Elm, Christian Dilissen, sagte, die vergangenen Tage seien für die Gemeinde sehr bewegend gewesen. Demnach war innerhalb kürzester Zeit nach dem Aufruf von Arians Familie das gesamte Dorf auf den Beinen und suchte nach dem Kind. Nun sei die Stimmung getrübt. „Wir sind alle voller Euphorie gewesen. Unser Ziel war es natürlich, ihn auch zu finden.“

„Hier in Elm grübeln alle noch weiter, wo er sein könnte“, sagt Brandmeister Holger Burfeindt von der Feuerwehr in Elm Reportern der „Zeit“. Man habe alles Menschenmögliche getan, viele Helfer hätten kaum geschlafen, sich bei der Suche Blasen gelaufen und doch bis zuletzt weitergemacht. Nun müssen die Menschen in Elm sich damit auseinandersetzen, wie es weitergeht.

Polizei warnt vor privaten Suchaktionen

Private Suchaktionen sieht das Umfeld der Familie ebenso wie die Polizei kritisch. Am Dienstag schreib eine Freundin von Arians Familie auf ihrer Facebook-Seite im Namen seiner Eltern: „Sucht bitte nicht eigenständig nach Arian.“

Arian sei ein menschenscheues kleines Kind, Suchtrupps könnten ihn wieder verschrecken. Auch die Polizei in Rotenburg warnt eindringlich vor eigenmächtigen Aktionen und sieht private Initiativen oder im Internet kursierende, unbelegte Theorien zu Arians Vermisstenfall kritisch. „Wir möchten nochmals darum bitten, keine Spekulationen oder Gerüchte zu verbreiten! Hinweisen geht unsere Ermittlungsgruppe ‚Arian‘ nach. Gesicherte Informationen erhaltet ihr auf den Kanälen der Polizei Rotenburg“, so die Behörde auf Facebook.

Einsatzkräfte der Bundeswehr laufen durch den Wohnort des vermissten Jungen.  Inzwischen ist die Bundeswehr nicht mehr an der Suche nach Arian beteiligt.

Einsatzkräfte der Bundeswehr laufen durch den Wohnort des vermissten Jungen. Inzwischen ist die Bundeswehr nicht mehr an der Suche nach Arian beteiligt.

Für Menschen, die das Schicksal des vermissten Arian bewegt, soll ein Seelsorgetelefon reaktiviert werden, mehrere Kirchen in der Region blieben die kommenden Tage für eine Stunde am Tag geöffnet, berichtet die „Zeit“. Während vieles dafür spricht, dass der Junge nicht mehr lebt, bleibt die Hoffnung in Elm bestehen. „Vielleicht gibt es am Ende doch noch ein Wunder“, so ein Polizei-Sprecher. (pst mit dpa)