AboAbonnieren

Hartes Duell mit klaren RegelnTV-Präsidentschaftsdebatte Biden gegen Trump steht an

Lesezeit 4 Minuten
Joe Biden (r) und Donald Trump (l) scheinen sich in einer Bildkombination gegenseitig anzubrüllen. Dennoch entstanden die Bilder bei getrennten Veranstaltungen Anfang des Jahres. So in etwa stellen sich aber einige die kommende TV-Präsidentschaftsdebatte vor. (Archivbild)

Etwa so stellen sich einige die kommende TV-Präsidentschaftsdebatte zwischen Joe Biden (r) und Donald Trump (l) vor. Die Stimmung zwischen den Kandidaten ist aufgeheizt. Die Bilder entstanden bei getrennten Veranstaltungen Anfang des Jahres. (Archivbild)

Schon diese Woche gibt es das erste TV-Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump vor der US-Präsidentschaftswahl. Was Sie wissen müssen.

Das Duell kommt sehr früh. Bereits am Donnerstag (21.00 Uhr Ortszeit, Freitag 03.00 Uhr MESZ) treten Joe Biden und Donald Trump zu ihrer ersten TV-Debatte des Wahljahres gegeneinander an - mehr als vier Monate vor der US-Präsidentschaftswahl. Früher fanden die TV-Duelle der US-Präsidentschaftskandidaten hingegen erst in den letzten drei Monaten vor der Wahl statt. Wichtige Informationen zum TV-Duell:

Biden und Trump noch nicht offiziell als Präsidentschaftskandidaten nominiert

Unüblich ist der frühe Debatten-Termin auch deshalb, weil Biden und Trump noch gar nicht offiziell als Präsidentschaftskandidaten nominiert sind. Die Republikaner werden Ex-Präsident Trump erst bei einem Parteitag Mitte Juli zum Kandidaten küren, die Demokraten wollen Präsident Biden dann bei einer Versammlung im August nominieren.

Der frühe Termin des TV-Duells entspricht jedoch den Wünschen des Biden-Lagers. Als einer der Gründe wurde dort genannt, dass die Fernsehdebatten diesmal schon vorbei sein sollen, bevor der Wahlprozess beginnt - durch die von Millionen Bürgern genutzte Option der vorgezogenen Stimmabgabe startet die Wahl schon ab der zweiten Septemberhälfte. Eine zweite Debatte ist für den 10. September angesetzt.

Alles zum Thema Donald Trump

CNN sprach die Regeln zusammen mit den jeweiligen Wahlteams ab

Die Debatte am Donnerstag wird vom Sender CNN in Atlanta im Bundesstaat Georgia veranstaltet. Moderiert wird das 90-minütige Duell von den CNN-Starjournalisten Jake Tapper and Dana Bash. Publikum wird es nicht geben.

CNN legte in Absprache mit den Wahlteams fest, dass das Mikrofon jenes Kandidaten, der gerade nicht an der Reihe ist, stumm geschaltet wird - was störendes Dazwischenreden verhindern soll. An ihr Redepult dürfen Biden und Trump keine vorbereiteten Notizen mitnehmen, sondern nur einen Stift, einen leeren Notizblock und eine Flasche Wasser.

Ausgangslage ist der Schweigegeldprozess gegen Trump und die wahlumfragen

Die Umfragen deuten weiterhin darauf hin, dass es bei der Wahl am 5. November wie schon 2020 ein sehr knappes Rennen geben wird. Trumps strafrechtliche Verurteilung im New Yorker Schweigegeldprozess hat auch nichts daran geändert, dass er in mehreren der als wahlentscheidend geltenden Schlüsselstaaten vorn liegt. Mehr als vier Monate vor der Wahl haben die Umfragen allerdings nur einen sehr begrenzten Aussagewert, da noch viel passieren kann, was die Wahldynamik beeinflusst.

Biden und Trump bereiten sich unterschiedlich auf das TV-Duell vor

Biden bereitet sich akribisch auf die Debatte vor, bereits seit Donnerstag hat er sich dafür nach Camp David, den Landsitz der US-Präsidenten bei Washington, zurückgezogen. Für sein Training lässt Biden einen seiner Berater den Trump mimen.

Trump wiederum absolviert nach Auskunft seines Teams zwar kein ähnlich strammes Debattentraining wie sein Rivale. Laut Medienberichten hat sich der Ex-Präsident jedoch mit Senatoren und potenziellen Anwärtern auf die Vizepräsidentschaftskandidatur umgeben, um mit ihnen über voraussichtliche Themen des TV-Duells zu diskutieren.

Trumps Themen werden voraussichtlich Zuwanderung und Wirtschaft sein

Trump setzt auch in diesem Wahlkampf auf aggressive Polemik gegen Zuwanderer und dürfte Biden in der Debatte erneut persönlich für die Rekordzahlen irregulärer Migranten an der Grenze zu Mexiko verantwortlich machen - wenngleich der Präsident erst kürzlich die Migrationsregeln drastisch verschärft hat.

Der Rechtspopulist wird Biden auch ein kolossales Versagen in der Wirtschaftspolitik vorwerfen - obwohl die Daten auf eine durchaus solide Erholung der US-Wirtschaft hinweisen.

Biden wird vermutlich Abtreibungsrecht und Trumps Nähe zu Putin thematisieren

Umgekehrt wird Biden versuchen, das Abtreibungsrecht in den Vordergrund zu stellen. Er wirft Trump vor, mit seiner einstigen Nominierung dreier konservativer Richter an den Supreme Court die Abschaffung des landesweiten Abtreibungsrechts durch das Gericht 2022 ermöglicht zu haben.

Biden wird seinen Rivalen zudem - unter anderem wegen dessen Sympathien für Kreml-Chef Wladimir Putin - als außenpolitisches Risiko darstellen, nicht zuletzt mit Blick auf den Ukraine-Konflikt.Vor allem aber wird Biden seinen Kontrahenten als Gefahr für die Demokratie beschreiben. Dass Trump seine Wahlniederlage gegen Biden von 2020 nie akzeptiert hat, damals gegen den Wahlausgang intervenierte und deswegen strafrechtlich verfolgt wird, liefert Biden reichlich Material für seine Warnungen.

Umgekehrt dürfte Bidens hohes Alter zum Thema der Debatte werden. Der 81-Jährige nährt immer wieder selbst mit Aussetzern die Zweifel an seiner Eignung für das Amt. Wie offensiv Trump das Thema in der Debatte angeht, ist fraglich. Denn es handelt sich für ihn um ein zweischneidiges Amt - mit seinen 78 Jahren ist Trump nicht viel jünger, und auch er verheddert sich immer wieder verbal.

Beim TV-Duell kann der Ton rau werden

Auch 2020 lieferten sich Biden und Trump zwei TV-Duelle. Und dabei ging es sehr aggressiv zu. In Erinnerung geblieben ist etwa Bidens verärgerte Reaktion auf Trumps wiederholtes Dazwischenreden: „Kannst Du die Klappe halten, Mann?“

Auch diesmal dürfte es wieder sehr hart zur Sache gehen. Dabei erwartet Trump nicht unbedingt, den Präsidenten ins Schleudern bringen zu können. Er stellt sich vielmehr auf einen energischen Auftritt Bidens ein - und verbreitet nicht zum ersten Mal die perfide Unterstellung, der Präsident nehme Aufputschmittel. (afp)