Kamala Harris und Donald Trump liefern sich über 90 Minuten einen heftigen Schlagabtausch. Nach der Debatte gibt es für Trump einen herben Dämpfer.
TV-Duell in den USATrump spricht von Migranten, die Haustiere essen – Harris von „Mittagessen“ für Putin
Ein Handschlag zum Auftakt, anschließend 90 Minuten verbaler Schlagabtausch: Die beiden US-Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump haben sich bei ihrem ersten TV-Duell gegenseitig mit scharfen Angriffen überzogen.
Beim übertragenden Sender ABC News lieferten sie sich am Dienstag (Ortszeit) in der Präsidentschaftsdebatte einen erbitterten Kampf bei Themen wie Inflation, Abtreibung, Einwanderung und Außenpolitik. Immer wieder warfen beide Präsidentschaftskandidaten einander vor, das Land heruntergewirtschaftet zu haben, keinen Plan für die drängenden Probleme zu haben und Lügen zu verbreiten.
TV-Duell: Donald Trump und Kamala Harris schenken sich von Beginn an nichts
Mehrfach griff Trump Harris dabei persönlich an, bezeichnete sie unter anderem als „radikale Linke“ und „Marxistin“. Der Republikaner warf seiner Kontrahentin unter anderem vor, sich nicht von US-Präsident Joe Biden zu unterscheiden. „Denkt daran: Sie ist Biden“, sagte er über die 59 Jahre alte Demokratin.
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Harris reagierte irritiert und sprach das Offensichtliche aus: „Ich möchte nur kurz antworten, um deutlich zu machen, dass ich nicht Joe Biden bin, und ich bin sicherlich nicht Donald Trump. Und was ich anbiete, ist eine neue Generation der Führung für unser Land.“
Donald Trump schießt gegen Joe Biden: „Dieser schwache, erbärmliche Mann“
Über den Rückzug von Biden ließ sich der älteste Präsidentschaftskandidat aller Zeit ausführlich aus. „Dieser schwache, erbärmliche Mann, den Sie vor ein paar Monaten bei der Debatte gesehen haben – wäre er nicht in dieser Debatte gewesen, würde er anstelle von ihr kandidieren“, so der 78-Jährige. Biden zog sich gut drei Wochen nach seinem desaströsen Auftritt beim TV-Duell im Juni aus dem Rennen ums Weiße Haus zurück. „Ich verrate dir ein kleines Geheimnis“, sagte Trump außerdem an Harris gewandt. „Er hasst sie. Er kann sie nicht ausstehen“, ätzte Trump – ohne dafür einen Beleg zu nennen.
Trump unterstellte Harris, die Schuld an dem an ihm verübten versuchten Attentat zu tragen. „Ich habe vermutlich wegen der Dinge, die sie über mich sagen“, so Trump, der dabei auf Harris zeigte, „eine Kugel an den Kopf bekommen“. Nicht er, sondern die Demokraten seien eine Gefahr für die Demokratie.
Immer wieder beklagte er, Harris und US-Präsident Joe Biden hätten das Land während ihrer Amtszeit in den Abgrund gestürzt. „Wir haben eine Nation, die im Sterben liegt“, sagte er. Bei diversen Fragen brachte der Republikaner das Thema Migration auf und beschuldigte Harris und Biden, sie hätten Abermillionen Migranten und Kriminelle unkontrolliert ins Land gelassen. „Sie haben die Struktur unseres Landes zerstört.“
Donald Trump mit wirren Behauptungen über Migranten
Trump unterstellte Migranten sogar, sie würden Haustiere essen. „In Springfield essen sie die Hunde – die Leute, die hierhergekommen sind – sie essen die Katzen. Sie essen die Haustiere der Menschen, die dort leben“, behauptete er. „Wir haben Millionen von Menschen, die aus Gefängnissen, Irrenanstalten und Irrenhäusern in unser Land strömen“, behauptete Trump. Laut einem Faktencheck von CNN gibt es für diese, so wie für andere Äußerungen des Immobilienmilliardärs in der TV-Debatte, keinerlei Belege. „Trumps Auftritt in der Debatte war von Anfang an ein Feuerwerk an Fehlinformationen“, urteilte Aaron Blake, Analyst der „Washington Post“.
Harris ging ihrerseits auf Trumps Strafverfahren, dessen Rolle beim Sturm auf das Kapitol, die Kritik von ehemaligen Beratern und Unterstützern und das Abtreibungsrecht ein. Die Demokratin schien Trump immer wieder aus der Reserve locken zu wollen. Unter anderem nahm sie Bezug auf die teils wirren Aussagen Trumps bei dessen Wahlkampfveranstaltungen und behauptete außerdem, ausländische Staatsoberhäupter würden über Trump lachen.
„Ich bin als Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten um die Welt gereist, und die führenden Politiker der Welt lachen über Donald Trump“, sagte Harris. Sie warf Trump vor, sich Machthabern wie dem russischen Präsidenten Wladimir Putin anzubiedern, der „Sie zum Mittagessen verspeisen würde“. Diktatoren und Autokraten sähen Trump gerne im Weißen Haus, denn ihnen sei klar, dass sie den Immobilienmilliardär „mit Schmeicheleien und Gefälligkeiten manipulieren“ könnten.
Donald Trump sieht in Kamala Harris „schlechteste Vizepräsidentin in der Geschichte unseres Landes“
Trump hingegen argumentierte in seinem Abschlussstatement, ausgelacht werde die USA, weil „der schlechteste Präsident und die schlechteste Vizepräsidentin in der Geschichte unseres Landes“ das Land in einen desaströsen Zustand manövriert hätten.
Harris erinnerte in ihrem Abschlussstatement an ihre Vergangenheit als Staatsanwältin. „Ich habe nur einen Klienten, das Volk. Und ich sage Ihnen, als Staatsanwältin habe ich nie ein Opfer oder einen Zeugen gefragt: Sind Sie ein Republikaner oder ein Demokrat?“, sagte Harris. Die Amerikaner hätten so viel mehr gemeinsam als das, was sie trenne.
Erste Umfragen sehen Kamala Harris als Siegerin
CNN veröffentlichte nach der viel beachteten Debatte eine Umfrage unter den Zuschauern. Demnach sehen 63 Prozent der Befragten Kamala Harris als Siegerin des Duells, lediglich 37 Prozent sehen Trump vorn. Vor dem Duell war das Publikum der Umfrage zufolge noch unentschlossen und hatte die Chancen bei 50:50 gesehen. Sogar der Chefanalyst des konservativen und Trump-freundlichen Senders Fox, Brit Hume, urteilte: „Machen wir uns nichts vor – Trump hatte einen schlechten Abend.“ Der republikanische Präsidentschaftsanwärter selbst hingegen teilte in den sozialen Medien andere Umfragen, die ihn vorne sahen.
Kurz nach dem Ende der TV-Debatte überschlugen sich dann noch einmal die Ereignisse. Harris' forderte Trump kurz nach dem Ende der Übertragung zu einer zweiten Debatte heraus. Trump reagierte prompt und sagte laut „New York Times“, er denke darüber nach. „Sie will eine zweite Debatte, weil sie heute Abend ziemlich deutlich verloren hat“, so seine Auslegung.
Kurz zuvor hatte US-Superstar Taylor Swift auf Instagram einen Post veröffentlicht, in dem sie ihre Unterstützung für die demokratische Präsidentschaftskandidatin aussprach. „Ich halte sie für eine besonnene, begabte Führungspersönlichkeit und glaube, dass wir in diesem Land so viel mehr erreichen können, wenn wir von Ruhe und nicht von Chaos geleitet werden“, so Swift, deren Einfluss bei jungen Leuten in den USA als riesig gilt. Ein herber Dämpfer für Trump, der in aktuellen Umfragen in etwa gleichauf mit Harris liegt. (mit dpa)