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DFB-Pokal-AusViel Stolz und ein wenig Enttäuschung bei Viktoria Köln

Lesezeit 4 Minuten

Viktoria-Trainer Olaf Janßen (l.) erhielt von Eintracht-Coach Dino Toppmöller (r.) Lob für die Leistung der Kölner Mannschaft.

Viktoria Köln überzeugte auch bei der 0:2-Niederlage in der zweiten Pokal-Runde gegen Eintracht Frankfurt mit mutigem Fußball. Dafür gab es Anerkennung vom Bundesligisten.

Das schönste Lob kam nach Spielende vom gegnerischen Trainer. „Als Erstes möchte ich ein Kompliment aussprechen an die Viktoria“, begann Dino Toppmöller sein Resümee im voll besetzten Pressecontainer des Höhenberger Sportparks. „Wenn ein unterklassiger Gegner gegen eine höherklassige Mannschaft spielt, ist es oft so, dass er seinen Stil ein bisschen verändert.“ Das sei beim FC Viktoria Köln nicht der Fall gewesen. „Sie haben das richtig gut gemacht“, zollte der Coach von Eintracht Frankfurt dem Drittligisten seinen Respekt. „Sie haben fußballerische Lösungen gesucht und uns in der zweiten Halbzeit das ein oder andere Mal hinter dem Ball herlaufen lassen.“ So konnten sich am späten Mittwochabend beide Seiten mit dem 2:0 (1:0)-Arbeitssieg der Hessen anfreunden. Der Außenseiter aus Köln, weil er dem Favoriten das Leben lange schwer gemacht hatte. Und der Vorjahresfinalist aus Frankfurt, weil er durch den Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals der Reise zum Wunschziel Berlin einen weiteren Schritt nähergekommen war.

Olaf Janßen nahm das Kompliment seines Trainerkollegen „sehr gerne“ an. „Wir haben uns zusammen einen Matchplan erarbeitet, den haben die Jungs überragend umgesetzt“, freute sich der Viktoria- Coach. Zunächst sei es darum gegangen, „kompakt zu stehen“. Für die im Drittliga-Alltag auf Ballbesitzfußball setzenden Kölner sei das „schon eine gewisse Umstellung“ gewesen, gab Janßen zu bedenken. Mit der Umsetzung zeigte er sich rundum zufrieden: „Das haben die Jungs einfach klasse gemacht.“ In dieses Bild passte, dass die Eintracht einen Standard benötigte, um zur Pause in Führung zu liegen. Torschütze war ausgerechnet der beim 1. FC Köln schmerzlich vermisste Ellyes Skhiri. Der ehemalige Mittelfeldchef der Geißböcke hatte sich bei einer Ecke in altbekannter Manier freigeschlichen (14.).

Die Eintracht ist eine der Mannschaften mit den meisten Balleroberungen. Dass wir dann so mutig mit dem Ball sind, um die Räume auch unter hohem Gegenpressing zu finden, macht mich schon ein Stück weit stolz.
Olaf Janßen, Trainer FC Viktoria Köln

Ebenjene Effektivität fehlte dem Außenseiter. „In so einem Spiel ist es klar, dass man keine zehn Chancen kriegt. Aber wir hatten genug Chancen, um mindestens ein Tor zu schießen. Die muss man dann nutzen“, haderte Moritz Fritz mit der Kölner Chancenverwertung – und auch mit sich selbst. Denn nachdem Luca Marseiler mit einem Schuss an Jens Grahl gescheitert war, fand Fritz beim anschließenden Eckball ebenfalls seinen Meister im Vertreter von Kevin Trapp (Rückenprobleme). „Den muss ich eigentlich machen“, ärgerte sich Fritz über die vergebene Doppelchance (32.).

Später bekam der Drittligist gegen müde wirkende Frankfurter sogar Oberwasser. „Die Eintracht ist eine der Mannschaften mit den meisten Balleroberungen. Dass wir dann so mutig mit dem Ball sind, um die Räume auch unter hohem Gegenpressing zu finden, macht mich schon ein Stück weit stolz“, sagte Olaf Janßen lächelnd. Viktorias Trainer merkte jedoch auch einen kleinen Kritikpunkt an: „Wenn wir in der einen oder anderen Situation noch einen Tick mutiger gewesen wären, wäre es vielleicht noch spannender geworden.“ So blieb es im zweiten Durchgang bei zwei klaren Kölner Möglichkeiten durch Christoph Greger (66.) und André Becker, der in der Nachspielzeit den Pfosten traf. Das Spielglück, das beim Erstrunden-Coup gegen Werder Bremen da war, fehlte der Viktoria diesmal.

Kapitän Moritz Fritz schwärmt von der Atmosphäre im Sportpark Höhenberg

Moritz Fritz fühlte sich hin- und hergerissen: „Auf der einen Seite sind wir sehr enttäuscht, weil etwas mehr möglich gewesen wäre. Auf der anderen Seite können wir auch stolz sein auf die Leistung, gegen einen internationalen Topgegner so lange mitgehalten zu haben.“ Die endgültige Entscheidung war erst in der 90. Minute durch Ansgar Knauffs Konter-Abstauber gefallen. Unter dem Strich war das Duell mit dem Europa League-Sieger von 2022 für Fritz und Co. ein „einmaliges Erlebnis“: „Die Stimmung war großartig“, schwärmte Viktorias Kapitän von der Atmosphäre im mit 8343 Zuschauern ausverkauften Sportpark, den der Eintracht-Anhang vor dem Anpfiff mit einem gewaltigen Feuerwerk eingenebelt hatte.

Neben rund 600.000 Euro Gage will die Viktoria „unglaublich viel“ für das eigene Spiel aus der dritten DFB-Pokal-Teilnahme in Folge mitnehmen. „Ich hoffe, dass das in den nächsten Wochen und Monaten auf dem Platz zu sehen sein wird“, blickte Olaf Janßen bereits wieder voraus. Im Optimalfall schon am Sonntag (19.30 Uhr) bei der Rückkehr in den Liga-Alltag in Halle.