Taktik des 1. FC KölnSo will FC-Trainer Gisdol den Klassenerhalt sichern
- FC-Coach Gisdol setzt beim Kampf um Klassenerhalt auf die Grundtugenden des Fußballs.
- Agiert werden soll dabei mit Weitsicht, statt nur ein Strohfeuer zu zünden.
- Joachim Schmidt führt auf, was genau zum Erfolg führen soll.
Köln – Noch vor zwei Monaten, als die Mannschaft im düsteren Tabellenkeller verharrte und angesichts des Abstiegsgespenstes zitterte, schien ein Aufstieg auf einen Nichtabstiegsplatz für den 1. FC Köln nur für absolute Optimisten realistisch. Es folgte der Wechsel von Trainer Achim Beierlorzer zu Markus Gisdol, eine Heilung über Nacht aber blieb beim Fußball-Bundesligsten zunächst aus. Während der entlassene Beierlorzer mit dem 1. FSV Mainz 05 sechs Punkte aus seinen ersten drei Spielen holte, kam dessen Nachfolger in der Domstadt gerade mal auf einen Zähler. Dennoch bildeten das 1:4 in Leipzig, das 1:1 gegen Augsburg und vor allem das 0:2 bei Union Berlin das Fundament, auf dem die vier nachfolgenden Erfolge aufgebaut wurden.
Entwicklung statt schnelles Wunder
„Nach einem Trainerwechsel hoffen immer alle auf eine Art Wunder und sind dann ernüchtert, wenn man nicht gleich die ersten drei Spiele gewinnt“, stellte Markus Gisdol jetzt im Club-Magazin Geißbockecho fest. Für ihn aber sei es entscheidend, die Mannschaft für die restliche Saison zu entwickeln. Ein kurzfristiges Strohfeuer ist nicht die Sache des 50-Jährigen, der bereits mit gleicher Weitsicht die TSG Hoffenheim und den Hamburger SV vor dem Abstieg bewahrte.
Aufs Bewährte setzen
Deshalb analysierte er zunächst die Situation innerhalb der Mannschaft. Gisdol nahm kaum personelle Veränderungen vor, sondern setzte zunächst weiter etablierte Spieler ein. Dann zog er aus dem Dargebotenen seine Schlüsse. Beim 0:2 bei Union seien vorher gemachte Einschätzungen nochmals „ganz deutlich vor Augen geführt worden. Danach war klar, dass wir einige Dinge verändern müssen“.
Er und seine Assistenten Frank Kaspari und André Pawlak entwickelten daraufhin einen Plan, den sie konsequent, „aber auch mit der nötigen Gelassenheit“, durchgesetzt hätten. Dieses Projekt sah vor, einige junge, unbekümmert aufspielende Nachwuchskräfte mit ins Boot zu nehmen. So standen in den jüngsten vier siegreichen Spielen Noah Katterbach (18), Ismail Jakobs (20) und Jan Thielmann (17) in den Startformationen. Den Aufschwung allein mit dem Einsatz des laufstarken Jung-Trios zu begründen, würde allerdings an der Realität vorbei führen. Vielmehr ging mit der Verjüngungskur auch ein Systemwechsel einher.
Das sind die Grundtugenden des Fußball
Die FC-Spieler sollten sich zunächst auf Grundtugenden des Fußballs konzentrieren: Kampfeswille, hohe Laufbereitschaft, gegenseitige Hilfe und Einsatz bis zum Letzten. Auf dieser Basis wurden schließlich spielerische Elemente entwickelt.
Das zeigte sich jetzt gegen Wolfsburg, als vor allem über den linken Flügel mit Katterbach und Jakobs durch schnelles Zusammenspiel Vorstöße initiiert wurden. Hinzu kam mit dem vom FC Schalke ausgeliehenen Mark Uth ein variabel spielender und aus dem Mittelfeld angreifender Stürmer.
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Während der 28-Jährige mit seiner ganzen Erfahrung aus acht Profijahren in die Duelle mit seinen Gegnern geht, tun das die jungen Spieler auf ihre Art. Ihnen gelingt es mit ebenso viel Tempo wie mit einer erstaunlichen Leichtigkeit und Beherztheit, Zweikämpfe zu suchen und zu gewinnen. Und wenn sie doch verloren gehen, schalten sie schnellstmöglich in den Verteidigungsmodus um und jagen ihren Gegenspielern und dem Ball zur Rückeroberung hinterher.
Gute Arbeit an der Grundfitness
Das kostet Energie, über die sie aber aufgrund ihrer Jugend und des verschärften Trainings verfügen. „Harte Arbeit zahlt sich aus. Wir haben im Trainingslager in Spanien sehr gut an unserer Fitness gearbeitet, sodass wir jetzt noch mehr laufen und kämpfen können“, beschrieb es Katterbach.
Gleiches gilt freilich für die älteren, gestandenen Profis im FC-Kader. Man habe „viel malocht“ griff Kapitän Jonas Hector auf einen vor allem durch den Bergbau im Ruhrgebiet verbreiteten Begriff für schweres Arbeiten zurück.
Das darf sich auch bis zum Saisonende nicht ändern, will man den jetzt erreichten 13. Tabellenplatz behalten und so den Klassenerhalt sichern. „Das, was wir zurzeit zeigen, müssen wir auf Dauer abrufen, sonst haben wir ein Problem“, stellte Rafael Czichos fest und traf damit den Nagel auf den Kopf.