- FC-Finanzchef Wehrle berät am Dienstag bei der DFL.
- Nur sechs Bundesligisten haben keine Finanznot.
- Addias, Audi und Allianz zahlten 277 Millionen Euro an den FC Bayern.
Köln – Nur eine Woche nach Einstellung des Spielbetriebs hat am Sonntag mit Union Berlin der erste Bundesligist Kurzarbeit-Pläne angekündigt. Zuvor hatten die Zweitligisten Hannover 96, Dynamo Dresden und Erzgebirge Aue diesen Schritt vollzogen. Grund dafür sind die ausbleibenden Einnahmen, vor allem vom Fernsehen, aber auch durch die Zuschauer.
Vielen anderen Clubs droht das gleiche Schicksal, im schlimmsten Fall sogar die Insolvenz, sollte in den nächsten Monaten nicht mehr gespielt werden. So dramatisch ist die Lage beim 1. FC Köln noch nicht, wie Finanzchef Alexander Wehrle wiederholt betonte.
Dem FC fehlen 22 Millionen
Durch fehlende Zuschauereinnahmen in den letzten fünf Heimspielen (rund neun Millionen Euro netto) sowie der ausstehenden vierten und letzten Abschlagszahlung der Fernsehgelder (rund 12,5 Millionen Euro) würden dem Club annähernd 22 Millionen Euro fehlen. Dennoch sei bis zum Saisonende am 30. Juni die Liquidität gesichert, so Alexander Wehrle.
Schließlich verfügt der FC über ein Eigenkapital in Höhe von 38 Millionen Euro, das man sich in den letzten Jahren aufbauen konnte. Allerdings hatte Alexander Wehrle bereits bei der Mitgliederversammlung im letzten September angesichts der über das geplante Maß hinaus getätigten Spielertransfers angekündigt: „Wir werden in dieser Saison an unser Eigenkapitalpolster gehen müssen.“ Denn man werde einen deutlichen Verlust in Kauf nehmen müssen. Der droht nun ungemein höher auszufallen.
DFL-Präsidium entscheidet über weiteres Vorgehen
Am Dienstag fährt der Geschäftsführer des 1. FC Köln erneut nach Frankfurt am Main zu einer Sitzung des DFL-Präsidiums. Dem neunköpfigen Gremium der Deutschen Fußball Liga (DFL) gehört der 45-Jährige seit dem Vorjahr an.Bei dem Treffen wird das weitere Vorgehen für den Bereich der 1. und 2. Bundesliga besprochen.
Wobei ein Wiederaufnehmen des Spielbetriebs in Form von Geisterspielen in nächster Zeit noch nicht im Gespräch ist. DFL-Chef Christian Seifert hatte am letzten Montag betont, dass man „nicht davon ausgehen könne, ab dem 3. April wieder zu spielen“.
Ob, wann und wie gespielt wird, ist völlig offen. Und damit auch die Frage, wie es wirtschaftlich für die Bundesligisten weitergeht. Die besten Aussichten, die Corona-Krise hierzulande zu überstehen, besitzen die finanzstärksten Clubs Bayern München und Borussia Dortmund, die Werksvereine Bayer Leverkusen und VfL Wolfsburg, der Investoren-unterstützte RB Leipzig sowie die TSG Hoffenheim mit ihrem Mäzen Dietmar Hopp.
Keine Übernahme von Investoren
In dieser Situation werden Stimmen laut, die zumindest einen vermehrten Einstieg von Investoren in die Bundesliga für stabilisierend halten. Gegenüber der Bild-Zeitung sagte Professor Dr. Christoph Breuer, Sportökonom an der Deutschen Sporthochschule in Köln: „Wenn sich Teile des Profifußballs in der sich abzeichnenden finanziellen Situation weiter vehement gegen Investorenbeteiligungen wehren, stellen sie damit infrage, ob das System nach der Corona-Krise noch genauso aussieht wie vorher.“ Dabei wolle er noch nicht von Übernahmen durch Investoren sprechen, sondern nur durch deren Einstieg.
Denn noch gilt für den deutschen Profi-Fußball die 50+1 Regel. Danach muss die Stimmenmehrheit (also mindestens 50 + 1 Stimme) bei als Kapitalgesellschaften geführten Clubs beim Verein liegen. Mehrheitsbeteiligungen durch Investoren sind nur statthaft, wenn ein Investor einen Verein mehr als 20 Jahre lang ununterbrochen erheblich gefördert hat.
Ein Beispiel für einen Club mit Investoren im kleineren Anteilsbereich – aber mit großer finanzieller Wirkung – ist der FC Bayern München. 75 Prozent der Kapitalgesellschaft gehören dem FC Bayern e.V., jeweils 8,33 Prozent den drei großen A: Addias, Audi, Allianz. In dieser Reihenfolge stiegen sie 2002, 2011 und 2014 beim Rekordmeister ein und zahlten dafür 77 Millionen, 90 Millionen und 110 Millionen Euro.
Wirtschaftliche Folgen für FC nicht absehbar
Seit 2001 ist auch der erweiterte Lizenzspielerbereich des 1. FC Köln eine Kapitalgesellschaft in Form einer GmbH und Co. KG aA. Der Verein ist noch zu 100 Prozent beteiligt. Das soll auch so bleiben, fordern immer wieder Fan-Gruppen. Auch das Präsidium unterstützte diese Meinung vor der Wahl im letzten September.
In der Vorwoche wandten sich Präsident Dr. Werner Wolf und seine Stellvertreter Eckhard Sauren und Dr. Carsten Wettich aus Anlass der Corona-Krise an die Mitglieder. Dabei erklärten sie, dass die wirtschaftlichen Folgen für den FC noch nicht absehbar seien. Wie man damit umgehe, dafür erarbeite man unterschiedliche Szenarien.
Den Einstieg eines Investors mit einem Anteil von bis zu 24,9 Prozent – also ähnlich wie beim FC Bayern – könnte der Vorstand ohne die Zustimmung der Vereinsmitglieder beschließen. Für einen Anteil zwischen 25,0 und 49,9 Prozent wäre eine Mitgliederversammlung erforderlich. Doch weder für den einen, noch für den anderen Fall wäre ein Investoren-Einstieg für den 1. FC Köln derzeit von Vorteil. Denn der Marktwert ist mit geschätzten 112 Millionen Euro (laut Transfermarkt) nicht so hoch, dass es sinnvoll wäre, Aktien-Anteile zu verkaufen.
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Zum Vergleich: Der FC Bayern wird mit 935 Millionen, Borussia Dortmund mit knapp 700 Millionen, RB Leipzig mit 630 Millionen, Bayer Leverkusen mit 457 Millionen, Borussia Mönchengladbach mit 312 Millionen und der FC Schalke mit 255 Millionen Euro bewertet.
Würde der FC aktuell einen Zehn-Prozent-Anteil an einen Investor verkaufen, würde er elf Millionen Euro verlangen können, wahrscheinlich auch etwas mehr. „Aber das macht noch keinen Sinn. Da müsste sich der Marktwert des Clubs schon in anderen Höhen bewegen“, erklärte Alexander Wehrle vor geraumer Zeit. Um in diese Größenordnung zu gelangen – wie der Nachbar aus Mönchengladbach oder die Schalker – müsste der FC über längere Zeit erfolgreich in der Bundesliga spielen.
Um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, hat sich die Mannschaft sportlich in den letzten Wochen erholt. Nun geht es darum, dass Profis und Management auch die Corona-Krise, die für sie vor allem eine wirtschaftliche Belastung darstellt, bewältigen.