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Neuer Sechser des 1. FC KölnEric Martels Reise begann mit einem Fünferpack

Lesezeit 6 Minuten

Lauf- und zweikampfstark: Eric Martel ist nach dem Wechsel von Salih Özcan nach Dortmund als neuer Sechser vorgesehen.

Köln – Eric Martel (20) fällt auf. Allein schon, weil der neue Sechser des 1. FC Köln 1,88 Meter groß ist. Aber auch seine aggressive, laufintensive Spielweise passt bestens zum FC. Martin Sauerborn hat sich im Trainingslager in Donaueschingen mit dem Nachfolger von Salih Özcan unterhalten.

Herr Martel, wie wird Ihr Name eigentlich richtig ausgesprochen?

Eric Martel: Das R wird bayerisch betont und der Name insgesamt eher weich ausgesprochen. Und nicht so, als gäbe es am Ende zwei L.

Also wie Martell. Das kommt doch häufiger vor, oder?

Martel: Ja, vor allem wenn früher bei Hallenturnieren mein Name über die Lautsprecher genannt wurde.

Sie kommen aus dem niederbayerischen Straubing, das vor den Toren von München liegt und eher für Eishockey bekannt ist. Wie sind Sie zum Fußball gekommen?

Martel: Ich muss so sechs Jahre alt gewesen sein. Da haben wir im Kindergarten mit dem Ball gekickt. Ich bin nach Hause gekommen und habe zu meinem Vater gesagt, dass ich Fußball spielen möchte. Er hat mich dann in der Jugend der JVA Straubing angemeldet. Der Platz lag direkt neben der Justizvollzugsanstalt Straubing.

Hat Ihr Vater Gerhard Martel eine Vergangenheit als Fußballer?

Martel: Nein, er kommt aus der Leichtathletik. Er war Stabhochspringer. Fußball hat er mal probiert und zwar als Torwart. Das war aber nichts für ihn.

Sie sind dann über den RSV Ittling in Straubing in die Jugend des Zweitligisten Jahn Regenburg gekommen. Wie haben Sie das geschafft?

Martel: Der Jahn war der größte Club in der Gegend. Ich wollte unbedingt da spielen. Da hatten wir mit Ittling ein Freundschaftsspiel gegen Regensburg. Das ist 5:5 ausgegangen und ich habe alle fünf Tore für uns geschossen.

Zwei Testspiele in zwei Tagen

Eric Martel wird am Freitag (18 Uhr, Hohentwielstadion Singen) im ersten Testspiel des FC-Trainingslagers gegen den österreichischen Erstligisten Austria Lustenau in der Startelf stehen. Der Neuzugang soll ebenso wie Kingsley Ehizibue, Jeff Chabot, Timo Hübers, Kingsley Schindler, Florian Kainz, Sebastian Andersson, Florian Dietz und Mark Uth 60 Minuten lang zum Einsatz kommen. Linksverteidiger Kristian Pedersen wird die ersten 45 Minuten bestreiten. Im Tor spielt Timo Horn durch. Dies kündigte Trainer Steffen Baumgart am Donnerstag nach dem Vormittagstraining in Donaueschingen an. Am Samstag (15 Uhr) geht es in Bad Dürrheim dann noch gegen den Schweizer Erstligisten Grasshoppers Zürich, bevor der FC am Sonntag zurück nach Köln reist und zwei Tage frei hat. (sam)

Als defensiver Spieler?

Martel: Nein, da war ich noch Stürmer. Ich habe ein Probetraining gemacht und war dann Spieler des Jahn.

Haben Sie den neuen FC-Sportchef Christian Keller in Ihrer Regensburger Zeit kennenlernen dürfen?

Martel: Kennengelernt wäre zu viel gesagt. Ich habe ihn mal gesehen, wenn er bei unseren Jugendspielen zugeschaut hat oder wir Balljungen bei den Spielen der Jahn-Profis waren.

2017 ging es für Sie als 15-Jähriger weiter ins Fußball-Internat von RB Leipzig.

Martel: Ja, aber erst im zweiten Anlauf. Bei meinem ersten Probetraining für die Aufnahme im Nachwuchsleistungszentrum hat fußballerisch alles gepasst, aber athletisch nicht. Bei den geforderten 30-Meter-Sprints war ich zu langsam.

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Und dann?

Martel: Mein Vater hat mich zwei- bis dreimal die Woche auf die Tartanbahn geschleppt und Sprints mit mir trainiert. Ich habe mich dadurch von 4,5 auf 4,29 Sekunden verbessert und wurde aufgenommen. Mein Vater war mein größter Förderer, ich bin ihm sehr dankbar. Er hat mich auch meistens die halbe Stunde von zu Hause nach Regensburg zum Training gefahren und wieder abgeholt.

Wie war die Zeit im Internat für Sie?

Martel: Es war meine schönste Zeit bisher. Alle waren in einem Alter. Wir sind zusammen zur Schule gegangen und hatte alle das gleiche Ziel vor Augen – Profifußballer zu werden. Wir haben auviel zusammen unternommen.

Wie lief es mit der Schule?

Martel: Ich war ab der 9. Klasse im Sportgymnasium und habe mein Abitur gemacht.

Mit welchen Leistungskursen und welchem Schnitt?

Martel: Mathematik und Englisch und es war ein 2,5er Schnitt.

Vom erfolgreichen Torjäger in Ittling sind Sie mittlerweile zum Sechser und Innenverteidiger geworden. Warum?

Martel: In Regensburg haben sie mich in die Defensive gestellt, weil ich groß war. Von da an war ich mal Innenverteidiger, mal Sechser. Auch in Leipzig.

Spielen sie lieber als Sechser oder lieber als Innenverteidiger?

Martel: Lieber als Sechser. Da habe ich als Bindeglied zwischen Defensive und Offensive mehr Zug nach vorne.

In Leipzig hat es bei den Profis dann nur zu einem Zwei-Minuten Kurzeinsatz im DFB-Pokal gereicht. Wo lagen die Gründe?

Martel: Der Sprung aus der U19 in einen Champions League-Kader ist sehr groß, weil die Qualität der Spieler extrem hoch ist.

Sie sind dann für eineinhalb Jahre zu Austria Wien.

Martel: Das war eine richtig gute Entscheidung. Ich konnte meine ersten Schritte im Profibereich gehen, Spielpraxis und Erfahrungen auf hohem Niveau sammeln. Meine beiden Trainer bei der Austria, Peter Stöger und Manfred Schmid, sind in Köln ja bestens bekannt (schmunzelt). Beide haben mir absolutes Vertrauen geschenkt. Das hilft.

Und Ihnen den FC schmackhaft gemacht?

Martel: Das wäre etwas weit hergeholt. Aber beide haben immer nur gut über den FC geredet.

Sie haben zuletzt bei ihren rsten Einsätzen in der U21-Nationalmannschaft Kontakt zu dem nach Basel ausgeliehenen FC-Profi Noah Katterbach. Was hat er Ihnen mit auf den Weg nach Köln gegeben?

Martel: Auch Noah hat konnte mir Vieles über den FC sagen. Und er hat mir wertvolle Tipps gegeben.

Trotz Ihrer Entwicklung in Wien ging es nach der Leihe in Leipzig nicht weiter. Warum?

Martel: Man hat mir mitgeteilt, dass ich nicht auf viel Spielzeit kommen würde…

Und dann kam die Anfrage aus Köln?

Martel: Eine erste lockere Anfrage von Christian Keller gab es Anfang des Jahres. Und ich wollte den nächsten Schritt gehen. Jetzt freue ich mich sehr, Teil des FC zu sein.

Wie sind Ihre ersten Eindrücke von Köln?

Martel: Ich fühle mich sehr wohl. Alle sind hilfsbereit und nett. Und das laufintensive Spielsystem mit Pressing und schnellem Spiel nach vorne habe ich aus Leipziger Zeiten in mir. Das passt.

Wie viele Kilometer spulen Sie denn pro Spiel durchschnittlich so ab?

Martel: Meistens zwischen 12 und 13.

Also sind Sie ein Konkurrent für FC-Dauerläufer Ellyes Skhiri?

Martel: Nach ihm habe ich jedenfalls den zweitbesten Laktatwert.