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Abschied vom „Boss“Viktoria-Mäzen Franz-Josef Wernze verstorben

Lesezeit 4 Minuten
Viktoria Köln vs Fortuna Köln 
Fußball Herren
Bitburger Verbandspokal, FVM Pokal

Franz-Josef Wernze (Viktoria)

26.03.2019
Herbert Bucco

Franz-Josef Wernze im Jahr 2020.

Franz-Josef Wernze ist tot. Der Mäzen des Drittligisten FC Viktoria Köln und Förderer des Sports in der Region ist nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 74 Jahren verstorben.

Rund um den Sportpark Höhenberg nannten ihn alle ehrfurchtsvoll nur den „Boss“. Das Wort von Franz-Josef Wernze war Gesetz beim FC Viktoria Köln. Alle wichtigen Entscheidungen im Club wanderten über seinen Schreibtisch. Widerworte gab es keine, wenn der mächtige Mäzen gesprochen hatte. Schließlich war es der Gründer der Steuerberatungsgesellschaft ETL, der den Club aus dem rechtsrheinischen Arbeiterstadtteil nach dessen Neugründung im Jahr 2010 mit millionenschweren Zuwendungen von der fünften in die dritte Fußball-Liga gehievt hatte. Nun ist der gebürtige Waldbröler in der Nacht auf Freitag nach langer, schwerer Krankheit verstorben. Er wurde 74 Jahre alt.

Das Entsetzen auf der Schäl Sick ist groß. Die Viktoria reagierte „tief bestürzt und fassungslos“ und würdigte die Verdienste ihres jahrelangen Förderers mit emotionalen Worten: „Franz-Josef Wernze und sein Werk werden für immer Teil der Geschichte des FC Viktoria Köln 1904 sein. Franz-Josef Wernze war ein Macher, aber vor allen Dingen war er ein herausragender Mensch, der stets den Blick über den reinen Profifußball hinaus für das große Ganze hatte. Dass wir als Verein da stehen, wo wir stehen, verdanken wir nur ihm. Dieses Werk wollen wir in seinem Sinne pflegen und weiter daran schaffen.“

Viktoria Köln vs. Borussia Mönchengladbach II
Regionalliga West

Jubel nach dem Tor zum 1:0 
Franz-Josef Wernze (Viktoria)

18.05.2019
Herbert Bucco

Mit dem Drittliga-Aufstieg im Jahr 2019 gelang Franz-Josef Wernze sein größter Triumph als Mäzen des FC Viktoria Köln.

Ihren Höhepunkt erlebte die Zusammenarbeit 2019, als nach sieben vergeblichen Anläufen der langersehnte Aufstieg in die 3. Liga gelang. In den vergangenen Jahren war es jedoch ruhig geworden um Franz-Josef Wernze. Jahrzehntelang hatte er wie ein Besessener am Erfolg der ETL-Gruppe gearbeitet, die heute mit mehr als 900 Kanzleien in Deutschland dominiert. Irgendwann zollte Wernze all den Anstrengungen Tribut. 2019 musste er sich einer schweren Herzoperation unterziehen. Ein Jahr später erfolgte nicht nur aus gesundheitlichen Gründen der Rückzug aus der Öffentlichkeit. „Es gab in den vergangenen Jahren immer wieder Anfeindungen. Diese richteten sich nicht nur gegen mich, sondern zum Teil auch gegen meine Familie. Genug ist genug“, sagte Wernze damals. Besuche bei Viktoria-Heimspielen wurden selten. Parallel dazu begann der Club mit der schwierigen Aufgabe, sich finanziell unabhängiger aufzustellen. In dieser Woche wurde mit dem Kölner Käsehersteller Peynoos ein neuer Haupt- und Trikotsponsor präsentiert. Doch Wernzes finanziellen Fußstapfen sind riesig.

Franz-Josef Wernze polarisierte, weil seine Investitionen Fußball-Traditionalisten ein Dorn im Auge waren. Negativer Höhepunkt war eine geschmacklose Choreografie der Ultras des 1. FC Köln beim Auswärtsspiel in Dortmund im Januar 2020. Zwischenzeitlich hatte Wernze auch am Geißbockheim mitgemischt. Er war Mitglied im Verwaltungsrat des FC und beteiligte sich finanziell an der Rückholaktion von Lukas Podolski sowie an den Verpflichtungen von Pedro Geromel und Slawomir Peszko. Ein Einstieg als Investor beim FC scheiterte an der Ablehnung eines Großteils der Mitglieder. Am Ende ging Wernze im Streit.

Trauer auch bei den Kölner Haien

Seit 2017 engagiert sich ETL auch bei den Kölner Haien. „Es ist eine sehr traurige Nachricht, die uns heute erreicht hat. Mit Franz-Josef Wernze verliert die Stadt Köln eine große Persönlichkeit, die auch menschlich eine nicht zu schließende Lücke hinterlassen wird. Er war ein Unterstützer und Förderer des Kölner Sports, in erster Linie bei Viktoria Köln, aber auch bei den Kölner Haien sowie vielen weiteren Kölner Sportvereinen. Dabei lag ihm auch immer die Jugendförderung am Herzen. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie und allen Angehörigen“, sagte Haie-Geschäftsführer Philipp Walter.

Windeck - Bayern München
Datum: 16.08.2010

Geldgeber Franz Josef Wernze

Ereignis: -





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Erfolgreicher Dorfclub: Den TSV Germania Windeck führte Franz-Josef Wernze drei Mal in Folge in den DFB-Pokal.

Der Ursprung von Franz-Josef Wernzes Sportförderung liegt an der Oberen Sieg. In Windeck-Hoppengarten aufgewachsen, formte Wernze seinen früheren Jugendclub FC Germania Dattenfeld (heute TSV Germania Windeck) im Zusammenspiel mit Vereinspräsident Heinz-Georg Willmeroth zu einem der erfolgreichsten Clubs am Mittelrhein. Namhafte Spieler wie der Ex-Bundesliga-Profi Mariusz Kukielka fanden den Weg ins Eiland nach Dattenfeld-Übersetzig.

Deutschlandweite Beachtung erlangte der Dorfverein, den Wernze in der Kreisliga C übernommen hatte, durch den dreimaligen Einzug in den DFB-Pokal. 2010 zog der damalige Fünftligist ausgerechnet im Jahr seines 100-jährigen Bestehens mit Rekordmeister Bayern München (0:4) ein Traumlos, das mehr als 41.000 Zuschauer nach Müngersdorf lockte. Ein Jahr zuvor durfte sich die Germania vor 16.000 Fans im Rhein-Energie-Stadion mit Schalke 04 messen (0:4). 2011 wäre gegen Hoffenheim wiederum fast die Sensation geglückt, doch in der Verlängerung gewann die TSG im Sportpark Höhenberg mit 3:1.

Als die sportlichen Grenzen im beschaulichen Dattenfeld ausgereizt waren, verlagerte Franz-Josef Wernze sein Engagement zur Kölner Viktoria. In Windeck begann ein schleichender Abwärtsprozess. Im vergangenen Sommer verschwand der sportlich aus der Landesliga abgestiegene Club gänzlich von der Mittelrhein-Ebene. Nach dem Rückzug in die Kreisliga B ist die Germania inzwischen abgeschlagenes Schlusslicht. Der sportliche Absturz ist in Dattenfeld nun zur Nebensache geworden. Präsident Willmeroth zeigte sich „sehr niedergeschlagen“ vom Tod Wernzes: „Wir sind seit der Schulzeit befreundet gewesen und diese Freundschaft ist nie abgerissen. Wir haben zusammen bei der Germania gespielt und ab 1993 über zwei Jahrzehnte eine tolle Zeit mit dem Verein erlebt. Er war ein sehr guter Freund. Mit seinem Tod ist auch ein Stück von mir gegangen.“ (mit que)