Dank zweier später Treffer von Top-Joker Semit Güler gewinnt Viktoria Köln 2:1 gegen den SC Verl.
Viktoria Köln spektakuläres 2:1 gegen Verl„Es war einer der schönsten Siege, die ich je erlebt habe“
Spieler und Betreuer türmten sich auf dem Rasen des Sportparks Höhenberg, der Sonntagabend endete für den FC Viktoria Köln in einer großen Jubeltraube. „Ich habe der Mannschaft im Kreis gesagt, dass es einer der schönsten Siege war, die ich jemals erlebt habe“, sagte Olaf Janßen – immerhin seit mehr als 20 Jahren im Trainer-Geschäft unterwegs. Seine Mannschaft hatte in der Nachspielzeit einen 0:1-Rückstand im Heimspiel gegen den SC Verl in einen 2:1-Sieg gedreht.
Umjubelter Held des Abends war Semih Güler, Joker und Doppeltorschütze in der 93. Und 96. Minute. Der Stürmer steht mit fünf Treffern – allesamt erzielt als Einwechselspieler – auf Platz eins der Drittliga-Torjägerliste. Im Schnitt trifft Güler alle 40 Minuten. „Ihm musst du nichts erklären, er weiß, wo das Tor steht“, lobte Janßen den Sommer-Zugang, der nach unglücklichen Stationen bei 1860 München und Hansa Rostock in seiner Heimatstadt Köln zurück zu alter Nervenstärke gefunden hat.
SC Verl führt nach starker erster Halbzeit
Verl war nach 22 Minuten im Anschluss an einen Eckball in Führung gegangen, Tom Baack durfte unbedrängt einköpfen. „In der ersten Halbzeit hatten wir überhaupt gar keinen Zugriff“, sagte Janßen. „Von Verls Pressing in der ersten Halbzeit könnte man einen Lehrfilm drehen. Verl hat uns rundgespielt.“ Allerdings blieben die ganz großen Chancen aus, weshalb die Gäste von Trainer Alexander Ende nach 45 Minuten nur 1:0 führten. Zur Pause reagierte Janßen und wechselte dreifach – unter anderem kam Güler ins Spiel.
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„Wir haben eine tolle Mentalität, eine tolle Gruppe, seit dem ersten Trainingstag – und das wollten wir zeigen“, sagte Janßen. „Das haben wir nach der Pause, obwohl es trotzdem 100 haarsträubende Ballverluste gab. Aber die Jungs haben nicht gesagt: Heute ist nicht unser Tag. Das Team hat weiter dran geglaubt.“ Doch das Spiel wurde zur Geduldsprobe, erst in der Nachspielzeit durfte gejubelt werden.
Spektakuläre Schlussphase von Viktoria Köln
Zunächst setzte sich Tyger Lobinger rechts im Strafraum durch und passte den Ball flach durch den Strafraum. Güler lauerte, wo er lauern soll. „Er hat in der Woche noch gesagt, dass man am zweiten Pfosten Geld verdient“, berichtete der 27-Jährige von einem Gespräch mit Coach Janßen. Wenige Augenblicke später klingelte es am ersten Pfosten. Simon Handle, ebenfalls eingewechselt, schleuderte einen Einwurf bis in den Fünfmeterraum, wo Güler erfolgreich seinen Gegenspieler wegdrückte und per Kopf das 2:1 erzielte. „Das hat man nicht so oft als Stürmer. Natürlich ist es mein Job, Tore zu schießen, aber wenn es dann so spät zum Sieg klappt, freut man sich umso mehr“, sagte Güler.
Trainer Janßen brachte noch höhere Instanzen für das Spektakel in der Nachspielzeit in die Verlosung. „Wahrscheinlich waren am Ende nicht die Spieler und nicht die Trainer ausschlaggebend“, sagte Viktorias Trainer und zog sein T-Shirt mit einem Foto des kürzlich verstorbenen Betreuers Thomas Gürtler zurecht. „Da kann ich mir gut vorstellen, dass Tommy von oben eine Niederlage an diesem Tag verhindern wollte. Und es hat geklappt, da sind wir sehr glücklich drüber.“
Am Mittwoch spielt Viktoria Köln in Saarbrücken
Des einen Freud, des anderen Leid: Bei Verl-Coach Ende dauerte es eine Weile, bis der Ärger verraucht war. „Eigentlich müssen wir hier Punkte mitnehmen, nicht nur den einen, sondern drei. Wir haben in der ersten Halbzeit quasi nichts zugelassen und hatten in der zweiten Hälfte genug Chancen auf den zweiten Treffer“, resümierte der einstige Spieler von Preußen Köln. „Es war in meiner Trainer-Karriere das erste Mal, dass ich ein Spiel so verloren habe. Es fällt mir gerade schwer, damit umzugehen.“
Beide Teams haben in der englischen Woche nicht viel Zeit, um die Geschehnisse einzuordnen. Die Viktoria tritt am Mittwoch (19 Uhr) in Saarbrücken an, zeitglich empfängt Verl den Aufstiegs-Mitfavoriten Dynamo Dresden.