U-19-Coach Marian Wilhelm (35) ist der dienstälteste Trainer des FC Viktoria Köln. Seit 14 Jahren ist er im Nachwuchsbereich tätig.
Viktoria Köln„Die Saison war bislang ein einziges Auf und Ab“
Herr Wilhelm, die Winterpause in der A-Junioren-Bundesliga West neigt sich dem Ende zu. Wie geht es Ihnen?
Sehr gut, danke. Wir sind alle froh, dass es am Wochenende wieder ernst wird. Aber es ist immer wieder ein komisches Gefühl, auf der anderen, der falschen Rheinseite zu sein (lacht).
Den Ort für das Interview im Linksrheinischen haben Sie gewählt.
Notgedrungen (lacht).
Was hat Sie denn in die Gegend verschlagen?
Mein Friseur. Dafür wechsele ich sogar die Rheinseite (lacht). Darf ich den Namen sagen?
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Er wird wohl ohnehin ein volles Auftragsbuch haben.
Für mich ist er der Beste.
Das Beste haben Sie von Ihrem aktuellen Jahrgang nur selten geboten bekommen.
Richtig ist, dass die bisherigen Spiele von unzureichender Konstanz und wechselhaften Leitungen geprägt waren. Die Saison war bislang ein einziges Auf und Ab. Vielfach haben wir nicht mit der erforderlichen Intensität begonnen und sind dadurch immer wieder ins Hintertreffen geraten. In anderen Partien wiederum haben wir herausragend agiert, wie etwa beim Unentschieden auf Schalke oder in Leverkusen, wo wir das 2:3 erst in der Schlussminute kassieren. Einzig im Spiel beim BVB (0:3, d. Red.) waren wir ohne jede Chance.
In den Duellen mit dem 1. FC Köln in den Jahrgangsmannschaften U16, U17 und U19 (4:0, 2:1, 2:2; d. Red.) hat der FC Viktoria in der laufenden Spielzeit die Nase vorn.
Das sind nur Momentaufnahmen, die uns dennoch mit Freude erfüllen und unsere positive Entwicklung im Nachwuchsleistungszentrum dokumentieren. Deshalb dreht hier allerdings niemand durch. Wir wissen immer noch sehr genau, wer wir sind. Wenn wir unseren Nachbarn aus Leverkusen und vom FC im direkten Vergleich auf Augenhöhe begegnen können, sind wir auf einem guten Weg.
Es vergeht allerdings kein Spiel ohne Gegentor. Selbst in Testspielen hält die Serie.
Bis zuletzt. Beim 4:0 im Freundschaftsspiel gegen Frechen 20 stand die Null das erste Mal. Richtig ist aber, dass wir das Defensivverhalten vor dem Saisonstart in der Tat nicht als Baustelle ausgemacht hatten. 28 Gegentore in 14 Meisterschaftsspielen sind zu viel. Da mangelt es immer wieder an Klarheit und Stabilität. Viele Treffer des Gegners haben wir regelrecht aufgelegt. Da können und müssen wir zulegen. Umso mehr freut uns die Torausbeute von 26 Treffern.
Sieben davon gehen auf das Konto von Said El Mala (17), der vor Saisonbeginn mit seinem ein Jahr älteren Bruder Malek vom Niederrheinligisten TSV Meerbusch nach Höhenberg wechselte.
Die beiden waren ein absoluter Glücksgriff. Wir sind begeistert. Said hat unser Scouting in den Beobachtungen durchweg überzeugt. Er ist extrem fleißig und zeigt eine gute Entwicklung. Aber natürlich gibt es noch viel zu tun. Bei Malek, der quasi im Schlepptau von Said als Innenverteidiger zu uns ins Probetraining kam, haben wir vom ersten Training weg in ihm das offensive Potenzial gesehen.
Sie haben ihn also komplett umgeschult?
So kann man es sagen. Malek ist eine spannende Personalie, aber längst nicht die einzige. Hier und da braucht es etwas Fantasie, um neue Optionen zu erkennen und freizulegen. Natürlich musste er ebenso wie Said in athletischer Hinsicht einen Riesensprung machen und beide müssen im zweiten Halbjahr nochmal zulegen.
Die größte Überraschung ist aber ein anderer.
Ohne Zweifel ist das Pablo Zahnen Martinez. Für mich ist er die Überraschung schlechthin. Nach seinem Kreuzbandriss im Frühjahr hat er sich mit einem derart unbändigen Willen zurückgekämpft, wie ich es noch bei keinem anderen Spieler zuvor erlebt habe.
Ihr langjähriger Co-Trainer Dean Woodburn hat von Ihnen die Assistenzrolle bei den Profis und den Part des Übergangstrainers übernommen. Seitdem ist es auf Ihrer Bank deutlich ruhiger geworden.
Das höre ich nicht zum ersten Mal. Es muss also tatsächlich etwas dran sein (lacht). Wir wollen unsere Jungs immer auf 100 Prozent bringen und die Mannschaft dort unterstützen, wo Hilfe benötigt wird. Am Ende geht es immer um positive Energie, die wir vermitteln wollen und natürlich auch um das Gefühl, dass wir uns nichts gefallen lassen, auch wenn wir nur die kleine Viktoria sind. Vor und nach dem Spiel sind wir handzahm, aber dazwischen wollen wir nicht angenehm sein und maximal wehrhaft auftreten. Dieses Auftreten verkörpert Dean, der fraglos ein absoluter Typ ist, wie kaum ein Zweiter.
Im Dezember haben Sie den Lehrgang zur sogenannten A+ Lizenz mit Erfolg absolviert. Jetzt gehören Sie zum erlesenen Kreis von nur 16 Lehrgangsteilnehmern, die in Kürze die Pro-Lizenz in Angriff nehmen. Sie wären damit wohl der erste Trainer in Deutschland, der diese beiden höchsten Lizenzen vereint.
Das ist gut möglich.
Worin besteht der Unterschied dieser Lizenzen?
Die A+ ist so etwas wie der Fußballlehrer für die Jugend, die Pro-Lizenz ist weiterhin die Anforderung, um im Profibereich als Cheftrainer arbeiten zu dürfen.
Welche Rolle spielt hier der FC Viktoria Köln?
Eine sehr Wesentliche. Ich bin sehr dankbar, dass der Verein mir diesen nächsten Schritt ermöglicht und ich mich hier so entwickeln konnte, um in diesen Kreis aufgenommen zu werden. Und ich freue mich sehr darauf, neue Inhalte und Erfahrungen aufzusaugen. Ich empfinde es als absolutes Privileg, Teil dieses Lehrgangs sein zu dürfen. Machbar ist das allerdings nur, weil ich unglaubliche Mitarbeiter an meiner Seite weiß, die mir diesen Freiraum erst ermöglichen, weil sie einen wahnsinnigen Job machen.
Was kommt danach?
Natürlich ist der Profifußball irgendwann mein Ziel. Aber aktuell fühle ich mich in meiner Aufgabe als U-19-Trainer ideal aufgehoben und bin voller Ehrgeiz, unseren Nachwuchs individuell bestmöglich auf die Zeit im Herrenfußball vorzubereiten.
Die A-Junioren-Bundesliga West nimmt am Wochenende wieder den Spielbetrieb auf. Am 15. Spieltag sind die U-19-Teams vom 1. FC Köln gegen den FC Schalke 04 und FC Viktoria Köln beim Wuppertaler SV jeweils auswärts gefordert. Anpfiff ist am Sonntag um 11 Uhr.
Testspiele: 1. FC Köln U17 – FC Rheinsüd Köln 10:1, FC Viktoria Köln U17 – Deutz U19 5:1. – Samstag: 1. FC Kaiserslautern – 1. FC Köln U17 (12 Uhr, in Boppard).