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Peschs Ex-Stürmer Marcel Dawidowski„Ich habe nur dieses eine Leben, ich will es auskosten und Spaß haben“

Lesezeit 4 Minuten
03.03.2024, Fussball-FC Pesch-Merten

rechts: Marcel Dawidowski (Pesch)

Foto: Uli Herhaus

Marcel Dawidowski (rechts) erzielte in der vergangenen Saison 23 Treffer für den FC Pesch.

Marcel Dawidowski wird nach neun Jahren beim FC Pesch nun für Bonn-Endenich auflaufen. Der 29-Jährige äußert sich nach einem Familienurlaub auf Sansibar erstmals zu den Wirren seines Wechsels.

Herr Dawidowski, mit Ihrem unerwarteten Abschied aus Pesch haben Sie für ordentlich Wirbel gesorgt.

Marcel Dawidowski: Ein Stück weit kann ich das sogar nachvollziehen. Aber ich kann versichern, dass der FC Pesch immer mein erster Ansprechpartner war. Ich habe neun Jahre hier gespielt und hatte eine verdammt gute Zeit. Letztlich haben neben dem finanziellen und sportlichen Aspekt vor allem auch private Gründe mit hineingespielt, über die ich mich im Augenblick nicht näher äußern kann. Aber ich möchte noch einmal betonen, dass es nicht ausschließlich monetäre Gründe waren, die mich zu diesem Wechsel bewogen haben. Im Nachgang wird man das vielleicht besser verstehen können.

Peschs Trainer Abdullah Keseroglu erklärte gegenüber dieser Zeitung, dass zwischen Ihrer Zu- und Absage gefühlt eine Minute gelegen habe.

Ich schätze Apo (Spitzname Keseroglus; d. Red.) wirklich sehr. Er ist ein Super-Typ und ein überragender Trainer. Und ja, die Tendenz war klar. Ich wollte beim FC Pesch verlängern. Es gab meinerseits aber nie eine finale Zusage, auch wenn es tatsächlich gut aussah. Das war auch stets meine Aussage: „Es sieht gut aus.“ Am Ende habe ich mich allerdings für einen anderen Weg entschieden. Das alles ging sehr schnell. Dass Apo enttäuscht und verärgert ist, kann ich deshalb gut nachempfinden.

Sie sind so ziemlich das Gegenteil eines Wandervogels. Umso befremdlicher wirkt es, dass ein Spieler seinen Heimatverein gerade nach einer auch persönlich überragend verlaufenen Saison verlässt.

Es war auch keine leichte Entscheidung. Tatsächlich ist sie mir wirklich schwergefallen. Aber ich habe nur dieses eine Leben, ich versuche es auszukosten und will Spaß haben. Und ich habe das Gefühl, dass Endenich jetzt und hier die richtige Wahl für mich ist. Ob meine Entscheidung die richtige ist, wird sich zeigen.

Sie hatten gleich mehrere Anfragen vorliegen, auch von ambitionierteren Klubs. Wieso gerade Endenich?

Das stimmt. Und ich habe allen Vereinen, gut vier Wochen vor meiner Zusage in Endenich, abgesagt. Das verdeutlicht noch einmal meine enge Verbundenheit zum FC Pesch. Das sage ich aus voller Überzeugung. Dass es letztlich Endenich geworden ist, liegt am Gesamtpaket, in dem – entgegen anderslautender Einschätzungen – auch der sportliche Aspekt eine Rolle gespielt hat. Ich denke, es wird eine interessante Aufgabe.

Sie treffen in Endenich auf Ihren langjährigen Pescher Trainer Ali Meybodi. War er der ausschlaggebende Faktor?

Die erste Kontaktaufnahme lief tatsächlich über ihn. Entscheidend war dieses Gespräch für mich aber nicht. Nach dem Gespräch mit Dennis Ochs (Sportlicher Leiter des FV Bonn-Endenich), einen Tag vor meiner Urlaubsreise, habe ich dann meine Entscheidung getroffen.

Können Sie der Argumentation folgen, dass sich der FC Pesch in Anbetracht so vieler gemeinsamer Jahre einen Hinweis gewünscht hätte, um das eigene Angebot noch einmal zu korrigieren?

Mir ist bewusst, dass sich der FC Pesch für seine Verhältnisse bis ans Limit bewegt hat
Marcel Dawidowski über das Angebot seines Ex-Klubs FC Pesch

Wie gesagt, die Gespräche mit Pascal Ervens (Vorsitzender des FC Pesch; d. Red.) sind stets korrekt abgelaufen. Und er hat alles getan, um mich zu halten und hatte das Angebot bereits nachgebessert. Mir ist bewusst, dass sich der FC Pesch für seine Verhältnisse bis ans Limit bewegt hat. Aber am Ende stand meine Entscheidung fest, und ich glaube nicht, dass es noch Sinn ergeben hätte, in eine weitere Gesprächsrunde zu gehen. Außerdem wollte ich das Thema vor meinem Urlaub vom Tisch haben.

Mit Manuel Glowacz, der Ihnen weit mehr als die Hälfte aller Treffer aufgelegt hat, fehlt Ihnen allerdings fortan ein eminent wichtiger Zuspieler.

Das kann man so stehen lassen. Und es ist sehr schade. Denn Manu ist ein feiner Kerl und ein überragender Fußballer, mit dem ich mich blind verstanden habe. Seine Schusstechnik ist von besonderer Qualität. Einen vergleichbaren Spieler sehe ich auch in der Mittelrheinliga nicht. Da muss man vermutlich gleich ein paar Ligen höher gehen. Bei Manu war quasi jedes seiner Anspiele verwertbar, in Endenich werden, wie im Normalfall halt, wahrscheinlich ein paar Versuche mehr nötig sein (lacht).


Zur Person

Marcel Dawidowski war in der Aufstiegssaison des FC Pesch in 24 Spielen an 29 Treffern direkt beteiligt. 23 Tore erzielte der vielleicht schnellste Spieler der Landesliga 1 selbst und war zugleich bester Torschütze der Liga. Beim FV Bonn-Endenich setzt er seine Karriere fort. Die Saisonvorbereitung beginnt am 30. Juni. Dawidowski ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Köln-Merkenich.