Der Kölner, der für den FC und Bayer Leverkusen in der Bundesliga spielte, bestreitet am Samstag sein letztes Heimspiel für Viktoria Köln.
Marcel Risse beendet Profikarriere„Ich bin froh, diesen täglichen Druck nicht mehr zu haben“
Zuletzt im Magazin „11 Freunde“ hat Jonas Hector ein ziemlich offenherziges Interview über sein bevorstehendes Karriereende und den Druck im Profifußball gegeben. Der Kapitän des 1. FC Köln schließt den Dialog mit einem eindringlichen Statement: „Wenn ich an alles zurückdenke, muss ich sagen: Nein.“
Hector beantwortet damit die Frage des Journalisten, ob „er jemals durch und durch ein glücklicher Profi gewesen“ sei, mit bemerkenswerter Ehrlichkeit.
Auch Marcel Risse ist Spielführer einer Profimannschaft; der 33-Jährige ist Kapitän des Drittligisten FC Viktoria Köln und hat einige Jahre gemeinsam mit Jonas Hector beim FC gespielt. Beide Fußballer haben etwas gemeinsam: Sie beenden in gut einer Woche ihre lange Karriere, wobei Risse noch sieben Tage länger aktiv ist, weil die Viktoria am 3. Juni das Mittelrheinpokalfinale gegen den 1. FC Düren zu bestreiten hat.
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Vor seinem letzten Heimspiel in der Meisterschaft am Samstag (14 Uhr, Sportpark Höhenberg) gegen den VfL Osnabrück äußerte sich auch der 176-malige Bundesliga-Spieler über sein nahendes Laufbahnende: „Ich hatte viele tolle Momente in meiner Karriere, aber auch einige Tiefpunkte“, sagt der gebürtige Kölner im Gespräch mit dieser Zeitung. „Beides gehört zusammen, diese Augenblicke haben mich sehr geprägt.“
Auf der anderen Seite hat der Blondschopf nun endlich Zeit, sich anderen Dingen zu widmen als dem stets im Mittelpunkt stehenden Fußball: „Klar fällt es mir schwer, jetzt meine Karriere zu beenden, weil es für mich einfach dazu gehört hat zu trainieren und auf dem Platz zu stehen“, gibt er offen zu. „Es wird definitiv eine krasse Umstellung für mich und ich bin gespannt, wie ich damit umgehen werde.“
Auch das Thema „Druck“ sei für den Rheinländer, der 2008 für Bayer 04 Leverkusen in der Bundesliga debütierte, eine latente Angelegenheit gewesen, mit der er sich stets auseinandersetzen musste: „Ich bin froh, diesen täglichen Druck nicht mehr zu haben“, bemerkt der Rechtsaußen rückblickend. „Ich denke, Jonas Hector hat es sehr gut wiedergegeben. Gerade den öffentlichen Druck bei großen Vereinen wie etwa dem 1. FC Köln spürt man täglich. Das war auch für mich nie einfach.“ Dennoch schätze er sich „alles in allem sehr glücklich, wie es gelaufen ist.“
Ob Risse, der von 2013 bis 2020 insgesamt 163 Partien (26 Tore) für den FC bestritt und nach seinem Traumtor in der Nachspielzeit gegen Borussia Mönchengladbach gar zum Torschützen des Jahres 2016 gekürt wurde, weiter aktiv bleibt, weiß er noch nicht: „Ob ich im Amateur-Fußball noch etwas kicken werde, entscheide ich spontan“, erklärt Viktorias Kapitän entspannt. „Je nachdem, was mein Körper und mein Bauchgefühl mir sagen.“
Priorität haben demnächst ohnehin ganz andere Dinge, wie er ausdrücklich betont: „Entscheidend für mich ist, möglichst viel Zeit mit meinen Kindern zu verbringen und ein guter Vater zu sein.“ Und auch seine Ehefrau soll nicht zu kurz kommen: „Zum Glück habe ich eine tolle Frau und zwei Kinder, die sich jetzt freuen, dass ich am Wochenende mehr Zeit für sie habe.“
Die Begegnung gegen aufstiegswillige Osnabrücker taugt vortrefflich für ein Mitwirken des routinierten Außenspielers; Viktorias Trainer Olaf Janßen macht seinem Kapitän zumindest Hoffnung auf einen Einsatz auf dessen Abschiedstournee: „Cello hat immer den Anspruch zu spielen und wird bestimmt auch Spielzeit bekommen“, erklärt Janßen vor der Partie gegen die Niedersachsen.
Aber auch über den Menschen Marcel Risse möchte der 56-jährige Fußballlehrer einige Worte verlieren: „Ohne ihn wäre die Mannschaft nicht die, die sie nun ist“, lobt Janßen seinen scheidenden Kapitän. „Er hat uns unheimlich viel gegeben und ist einfach ein Mensch, den man mögen muss. Vor allem ist er bodenständig und ohne jegliche Star-Allüren.“
Marcel Risse spielt seit 2020 für den FC Viktoria Köln
Gegen die von schätzungsweise 4000 Fans begleiteten Gäste melden sich sämtliche Viktoria-Profis einsatzbereit – natürlich auch Marcel Risse, der 2020 vom FC an den FC Viktoria ausgeliehen wurde und ein Jahr später ganz nach Höhenberg wechselte. Der bescheidene Familienvater hat seine Spuren im Rechtsrheinischen hinterlassen; von Dingen wie „Druck“ möchte er ab sofort nichts mehr hören, wie er abschließend verkündet: „Ich lasse erst mal alles auf mich wirken, bei den nächsten Schritten mache ich mir keinen Druck. Jetzt genieße ich erst einmal die freie Zeit.“