Der Stürmer soll die U19 des 1. FC Köln ins Meisterschafts-Finale führen. Seine Trainer wollen den Hype bremsen.
Kölns SupertalentWas Justin Diehl zum großen FC-Hoffnungsträger macht
Das Endspiel um den DFB-Pokal haben die A-Junioren-Fußballer des 1. FC Köln erreicht. Um die Chance auf den Gewinn der Deutschen Meisterschaft und damit das Double zu wahren, benötigen die Kölner im Halbfinal-Rückspiel gegen den FSV Mainz 05 nach dem 0:1 im Hinspiel einen Sieg. Anstoß im Franz-Kremer-Stadion ist am Freitag um 16 Uhr.
Große Hoffnungen ruhen bei den Kölnern einmal mehr auf Justin Diehl. Unberechtigt ist das nicht, denn nachdem der Weltverband Fifa seinen slowenischen Sturmpartner Jaka Cuber Potocnik (17) für vier Monate gesperrt hat, ist der 18-Jährige in vorderster Angriffslinie so etwas wie der Alleinunterhalter. Und augenscheinlich der Einzige, der aus dem Spiel heraus Gefahr entfachen kann. Das war im erfolgreichen Pokal-Halbfinale gegen Hertha BSC so und auch im Bruchwegstadion im ersten Duell mit den Rheinhessen nicht wesentlich anders.
Stefan Ruthenbeck hält nichts von einer One-Man-Show
Ihn zum Alleinunterhalter empor zu hieven, widerstrebt seinem Trainer allerdings gewaltig. „Uns ausschließlich auf Justin zu verlassen, wäre der falsche Ansatz. Er alleine wird es auf diesem Niveau und gegen diese gute Mainzer Mannschaft nicht richten, auch wenn er natürlich ein Unterschiedsspieler sein kann. Wir brauchen Justin und Damion Downs genauso wie alle anderen auch, um das Hinspiel-Ergebnis zu korrigieren.“ Eine One-Man-Show werde nicht zielführend sein, meinte der 50-Jährige.
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Angeblich soll nicht nur die halbe Bundesliga bereits ein Auge auf Diehl geworfen haben. Längst seien auch ausländische Top-Vereine auf den schmächtigen, pfeilschnellen Offensivspieler aufmerksam geworden, dessen atemberaubendes Tempo ihm in Kombination mit seinem filigranen Bewegungsapparat ungeahndete Möglichkeiten eröffnet.
Steffen Baumgart will den Hype bremsen
Nicht von ungefähr ist er in dieser Saison der bislang einzige FC-Juniorenspieler, dem Cheftrainer Steffen Baumgart zum Bundesliga-Debüt verhalf. In den Hype um das Supertalent möchte Baumgart allerdings nicht einstimmen. Er könne schon einiges, aber eben auch „nicht so viel, wie ihm immer erzählt wird“.
Klare Worte, die tendenziell wohl in erster Linie dem Management des 18-Jährigen gegolten haben dürften. Seine Fähigkeiten sind dabei ebenso unbestritten wie seine Schwachstellen. „Er ist ein junger Spieler mit einem enormen Potenzial, aber natürlich hat er seine Themen“, sagt Ruthenbeck. Wichtig sei, dass die Entwicklung stimmt. Die Entscheidungsfindung etwa habe sich verbessert, aber noch längst nicht in einem Bereich, dass man sich zurücklehnen könne, so Ruthenbeck. Im Trikot der deutschen U-19-Nationalmannschaft erzielte Diehl übrigens jüngst im siebten Spiel sein erstes Tor.
Justin Diehl verpasste oft den richtigen Zeitpunkt
Im Bruchwegstadion setzte Diehl, der von seinem nahen Umfeld als umgänglich, zurückhaltend und bescheiden beschrieben wird, ein, zwei Beinschüsse und entwischte dem beständigen Tross seiner Bewacher mit schlafwandlerischer Sicherheit.
Er verpasste aber auch in aller Regel den perfekten Zeitpunkt, um den Torerfolg irgendwie zu erzwingen. „Wir werden Justin seine Spielfreude nicht nehmen. Aber wenn er sein Timing in seinen Aktionen optimiert, wird er aus einem Halbfinale wie das gegen Hertha mit zwei Toren und einem Assist rausgehen“, meint Ruthenbeck. Diehl trage aber fraglos das Potenzial in sich, um diese Baustelle schließen zu können.
Von Lindenthal-Hohenlind zum 1. FC Köln
Diehl spielt seit Sommer 2011 beim 1. FC Köln, als er vom SC Borussia Lindenthal-Hohenlind als Sechsjähriger ans Geißbockheim wechselte. Vertraglich ist er bis zum 30. Juni 2024 an den FC gebunden. Sein Startelfeinsatz im Rückspiel gegen Mainz ist sicher.
Mit einer muskulären Verletzung ist Tidiane Toure indes nicht einsatzbereit. Ihn dürfte Jakob Krautkrämer auf der Rechtsverteidigerposition ersetzen. Ob der in Mainz zur Halbzeit ausgewechselte Marlon Monning beginnen wird, ließ Ruthenbeck offen.
Die Favoritenrolle schiebt Ruthenbeck dem Gegner zu: „Mainz führt 1:0. Damit haben sie die bessere Ausgangsposition. Aber wir lieben es, zu jagen.“ Bei Torgleichheit aus Hin- und Rückspiel wird es keine Verlängerung geben und direkt das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen. Sollte der FC das Endspiel (23. April) erreichen, wird dieses in Köln ausgetragen. Nach dem 4:0-Auswärtssieg von Borussia Dortmund gegen Hertha BSC im zweiten Halbfinale steht der Finalgegner wohl fest.