Der finnische Eishockey-Weltmeister spricht über seinen Wechsel zu den Kölner Haien, seine Erfahrungen in der deutschen Liga und seine Anpassung an den Spielstil nach mehrfachen Verletzungen.
Neu-Hai Juhani Tyrväinen„Der Treffer war eine echte Befreiung“
Juhani Tyrväinen kam im Sommer aus Schweden zu den Kölner Haien. Als Eishockey-Weltmeister von 2019 wollte er bei seiner ersten Station außerhalb Skandinaviens durchstarten, wurde aber von Verletzungen zurückgeworfen. Mittlerweile hat der Center ein Dutzend Spiele für den KEC absolviert und beim 2:1 in Straubing sein erstes DEL-Tor erzielt. Alexander Wolf unterhielt sich mit dem 34-jährigen Finnen.
Herr Tyrväinen, wie erleichtert sind Sie über ihren ersten Treffer im Haie-Trikot nach zwölf Spielen?
Das ist eine längere Geschichte. Ich hatte das Pech mich in der Vorbereitung gleich zwei Mal zu verletzen. Als ich dann zurückkam, habe ich erstmal versucht dem Team zu helfen. Da waren eigene Punkte noch gar nicht in meinem Kopf. Mein Spielstil gibt das sowieso her, dass ich mich auch defensiv in den Dienst der Mannschaft stelle. Nach sieben, acht Spielen dachte ich dann schon, okay, ich will dem Team jetzt auch auf diese Weise helfen. Da wurde es dann schon mental und jetzt war der Treffer eine echte Befreiung und ich hoffe, dass ich ab jetzt etwas öfter treffen kann.
Gab es abgesehen von ihrem eigenen Empfinden auch Gespräche mit den Coaches oder der Mannschaft?
Einen Tag vor dem Spiel Straubing saß ich tatsächlich mit Moritz Müller in der Sauna und wir haben über Eishockey und das Leben gesprochen. Da war es schon auch Thema, dass wir beide noch nicht getroffen haben. Vielleicht war das tatsächlich der Startpunkt (lacht). Mit dem Coach war ich natürlich nicht in der Sauna, aber von ihm kam überhaupt kein Druck.
Mit ihrem Rebound zum 2:1 haben Sie nicht nur den persönlichen Bann gebrochen, sondern auch eine Ne-gativserie von 21 erfolglosen Powerplays beendet. Was lässt sich daraus ziehen?
Wenn wir über die Art des Tores sprechen, war das für uns schon ein guter Reminder. Im Moment des Tores waren unsere beiden Powerplay-Reihen ja gerade durchmischt. Dass dann das einfache Spiel mit dem Schuss von der blauen Linie und meinem Rebound so funktioniert, zeigt dass wir nicht immer ein schickes Kombinationsspiel aufziehen müssen, sondern man auch mit simplen Spielzügen zum Erfolg kommen kann.
Denken Sie an manchen Stellen vielleicht zu viel nach?
Als ich jünger war, habe ich noch mehr Zeit mit Nachdenken darüber verbracht, was beim Hockey passiert. Aber je älter ich werde, kann ich die Dinge, egal ob gut oder schlecht, besser einordnen und nach vorne blicken. Ich bin mental gereift. Auch wenn ich natürlich zu Hause immer noch über Hockey nachdenke, kann ich mein persönliches Leben und den Sport trennen. Ich bleibe also relaxed und sitze nicht auf der Couch und frage mich, warum ich erst ein Tor geschossen habe.
In Anbetracht Ihrer Anpassung von der schwedischen auf die deutsche Liga. Wo liegen die gravierendsten Unterschiede?
In Schweden spielt die Defensive in den Köpfen der Coaches eine sehr große Rolle. Hier in Deutschland ist es offener. Man bekommt mehr 2:1-oder 3:2-Situationen. Außerdem ist es taktisch geprägter und eine echte Männer-Liga mit vielen körperlichen Duellen. In Schweden wird das nicht gerne gesehen, aber ich mag das. Das harte Spiel ist ein Teil von Eishockey, wenn da die Emotionen auch mal übernehmen und es Kämpfe gibt, sehe ich das nicht nur negativ.
Sicher haben auch ihre finnischen Landsleute Kari Jalonen als Trainer und der neue Verteidiger Veli-Matti Vittasmäki ihre Entscheidung für Deutschland und Köln beeinflusst?
Als Spieler hilft es natürlich, wenn der Trainer dich schon kennt. Vor zehn Jahren habe ich einmal kurz mit Kari in der Nationalmannschaft zusammengearbeitet. Dann habe ich mich verletzt, aber der Kontakt war da und jetzt war er der letzte Punkt auf meiner Checkliste, bevor ich bei den Haien unterschrieben habe.
Welche anderen Punkte standen noch auf dieser Checkliste?
Es hängt ja auch immer von anderen Interessenten ab. Da gab es einige aus Tschechien zum Beispiel. Aber das deutsche Eishockey war für mich sehr interessant. In der CHL hatte ich schon gegen einige deutsche Teams gespielt. Dann hat auch die schöne Stadt Köln eine Rolle gespielt und die LanxessArena als Heimspielstätte. Zudem habe ich Spielerstatistiken gecheckt und gemerkt, dass die Kölner Mannschaft schon viel Potenzzial hat, aber vielleicht auch noch etwas gebraucht wird, um erfolgreich zu sein. Ich hatte das Gefühl, dass ich der richtige Spieler sein könnte, um dieses Team noch besser zu machen.
Wie würden Sie ihre Reihe mit Josh Currie, Hakon Hänelt oder Parker Tuomie beschreiben?
Ich mag die Reihe und glaube, wir haben bisher solides Hockey gespielt. Wir haben zwar noch nicht so viel gepunktet, aber viele positive Dinge gemacht. Wenn wir uns Chancen kreieren, geht es dann auch um das Selbstvertrauen, dass man sie nutzen kann. Wenn wir uns weiter mehr Chancen als die Gegner erarbeiten, müssen wir uns keine Sorgen um das Scoring machen. Mit Josh haben wir einen erfahrenen Spieler. Hakon ist ein schneller, junger Typ, mit viel Hunger. Ich denke, wir haben schon eine Chemie in der Reihe, auf die sich die Coaches verlassen können und darauf können wir aufbauen.
Ab Freitag sind Sie in drei Heimspielen binnen fünf Tagen gefordert. Wie gehen sie die Duelle mit dem ERC Ingolstadt, das Derby gegen Düsseldorf und das Dienstagsspiel gegen Nürnberg an?
Wir gucken von Spiel zu Spiel und sind glücklich, dass wir keine weiten Reisen haben, sondern vor unseren großartigen Fans spielen können. Natürlich hilft es, dass wir schon einmal gegen Ingolstadt gespielt haben. Da weiß man ein bisschen besser, was kommt und kennt die Gegenspieler schon. Aber sie sind Dritter und haben offensichtlich ein gutes Team. In unserem ersten Saisonspiel gegen Ingolstadt, welches 2:3 nach Shootout verloren ging, haben wir gesehen, dass wir mithalten können. Ich erwarte ein enges Spiel.