Die Kölner Arena feiert ihr Jubiläum - Grund genug, einmal auf die ersten Spiele der Kölner Haie im inzwischen berühmten Tempel zu blicken.
Vor 25 JahrenAls die Kölner Haie Premiere in der Lanxess Arena feierten
Der Fahrgast war genauso voll wie die S-Bahn in Richtung Siegburg, doch in seinem Urteil völlig klar: „Kölnarena superjeil“ lallte er mehrfach durch das nach Bier, Zigarettenrauch und Knoblauchfahne miefende Abteil, bis er an irgendeinem Bahnhof schließlich in die Nacht verschwand.
Widersprechen mochte dem Begeisterten wohl keiner der 16.957 Premierengäste an jenem Freitag, 11. September 1998, die – auch ohne Alkohol – einen berauschenden Abend in der nagelneuen Kölnarena erlebt hatten. „Ich bin nicht nur begeistert, ich bin überwältigt“, gab Liga-Boss Bernd Schäfer III nach dem 6:3-Sieg der Kölner Haie gegen die Frankfurt Lions zu Protokoll. Nie hatten in Europa mehr Menschen ein Eishockey-Spiel besucht.
Wenige Tage vorher war in einer kalifornischen Garage ein Unternehmen namens Google gegründet worden, der 1. FC Kaiserslautern war amtierender deutscher Fußball-Meister, Gerhard Schröder löste zwei Wochen später Helmut Kohl als Bundeskanzler ab – und die Kölner Haie läuteten mit der Kölnarena die Ära der Multifunktionshallen nach NHL-Vorbild in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ein.
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300 Millionen Mark hatte sie gekostet, viele Jahre war an ihr geplant und 24 Monate an ihr gewerkelt worden – und nun prägte der gigantische Veranstaltungstempel das rechtsrheinische Köln mit seiner Silhouette. Die beeindruckende Architektur mit dem charakteristischen Bogen, welcher der Deutzer Arena schnell den Spitznamen „Henkelmännchen“ eintrug, die schiere Größe, die Höhe und Weite des Innenraumes, die moderne Glasfassade, der Videowürfel „so groß wie ein Einfamilienhaus“: Solche Dimensionen hatte Deutschland, hatte Europa noch nicht gesehen. „Der Star ist die Halle“, schrieb die „Welt“.
Dabei war ein gewaltiger Endspurt aller Beteiligten nötig gewesen, damit der „Star“ am Eröffnungstag glänzen konnte. „Einen Monat vorher hätte niemand geglaubt, dass in der Arena irgendetwas stattfinden kann. Es fehlten Sitze, Gestänge – es war einfach eine riesige Baustelle“, erinnert sich IT-Mitarbeiter Bernd Rimkus, der bis heute für die Arena-Gesellschaft arbeitet und damit dienstältester Angestellter ist.
Mehr als 30 Millionen Besucher seit der Eröffnung
Doch schließlich wurde (fast) alles rechtzeitig fertig – und Rimkus erlebte Unvergessliches. „Ich habe mich in den Innenraum gestellt, als die Türen aufgingen. Die Leute blieben mit offenem Mund stehen und blockierten die Nachfolgenden“, erzählt der 55-jährige Kölner mit einem Lachen. „Dieser Moment hat uns belohnt für die ganze Arbeit.“ Befürchtungen, die Haie-Fans würden die neue Arena nicht annehmen, waren unbegründet. „Dieses Stadiongefühl in einer Halle, das war neu in Deutschland“, sagt Rimkus. Auch bei den Haie-Profis war die Vorfreude riesig: „Alle waren ziemlich aufgeregt“, erinnert sich Clublegende Mirko Lüdemann, damals 24 Jahre alt. Das Team, das die Saisonvorbereitung noch in der alten Halle an der Lentstraße bestritten hatte, beeindruckte allein die Kabine: „Jeder hatte einen ordentlichen Sitzplatz“, sagt Lüdemann, während sich Peppi Heiß gar in einem „Ballsaal“ wähnte. Doch bis die Arena nach Jahrzehnten auf der anderen Rheinseite zur neuen „Haimat“ wurde, dauerte es: „Zu Anfang fühlte es sich nach Auswärtsspielen an“, gesteht Lüdemann eine gewisse Gewöhnungszeit ein.
Vielleicht war es mit Chris Snell auch deshalb ein Frankfurter, dem nach nur 13 Sekunden der erste Treffer gelang. Doch die Haie konterten zügig, glichen durch Brian McReynolds aus und feierten nach weiteren Toren von Dwayne Norris, Corey Millen, zweimal Igor Alexandrov und Lüdemann schließlich einen 6:3-Erfolg. La Ola schwappte über die Tribünen, die Premiere war geglückt.
Seit jenem Abend haben weit mehr als 30 Millionen Menschen den Prachtbau besucht, der inzwischen Lanxess Arena heißt – bei einem Haie-Spiel, einem Konzert, einer Show, einer Sport- oder Karnevalsveranstaltung. Der kölschtrunkene Premierengast in der Bahn hatte also nicht geirrt.