Die Haie lecken nach der Finalniederlage gegen die Eisbären Berlin ihre Wunden. Der übermächtige Meister soll für die Zukunft als Vorbild dienen.
Kölner HaieDie Eisbären zum Vorbild nehmen

Die Spieler der Kölner Haie nach dem Abpfiff des letzten Finalspiels.
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Justin Schütz umarmte seine Eltern, verschwand noch einmal in der Kabine und kam kurz danach mit zwei Flaschen zurück. Die Kölner Haie hatten nach der am Ende desaströs verlorenen Finalserie gegen die Eisbären Berlin beides nötig: Trost von der Familie und das ein oder andere Frustbier. „Es steckt einfach in jedem Sportler drin. Wenn du im Finale bist, willst du auch gewinnen. Es tut schon weh, dass wir so chancenlos waren“, sagte der Torjäger, der mit nur einem Treffer in 17 Playoff-Partien unter seinen Möglichkeiten geblieben war.
Im Moment überwiegen Enttäuschung und Schmerz über die Niederlage.
Der Stachel der drei historischen 0:7-Niederlagen saß bei den Haien kurz nach der mit 1:4 verlorenen „Best-of-Seven“-Serie gegen den übermächtigen und gnadenlosen Titelverteidiger tief. „Wir haben 69 Spiele gespielt und konnten in den letzten drei nicht mehr die Energie aufbieten, um Paroli zu bieten. Im Moment überwiegen Enttäuschung und Schmerz über die Niederlage“, beschrieb Geschäftsführer Philipp Walter die Gemütslage.
Die Haie hatten ihr Pulver nach einer Energieleistung beim 2:1-Heimsieg nach Verlängerung in Spiel zwei verschossen. Nach dem 0:7 im dritten Spiel in Berlin hatte sich das Team von Trainer Kari Jalonen zwar noch trotzig gezeigt und auch alles versucht. „Wir haben uns schon noch was ausgerechnet, hatten aber nichts mehr zuzulegen und sind jetzt erst einmal riesig enttäuscht“, sagte Sportdirektor Matthias Baldys.
Parker Tuomie, in den beiden letzten Spieler noch bester Kölner, plauderte aus, was alle vermutet, aber niemand ausgesprochen hatte: „Jetzt können wir es ja sagen, wir hatten ein paar kranke und verletzte Jungs und haben echt gebissen.“
Louis-Marc Aubry etwa war als ausgewiesener Playoff-Experte aus einer Schulterverletzung gekommen und kein großer Faktor, bevor er in Spiel drei mit einer Knieverletzung ausschied. Verteidiger Veli-Matti Vittasmäki wirkte nicht fit und auch Josh Currie war krank.
Es spricht einiges dafür, dass Moritz Müller weitermacht
Ganz zu schweigen von Moritz Müller, dessen ohnehin schon lädierte Schulter in der Halbfinalserie gegen Ingolstadt arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Kapitän biss gegen die Eisbären auf die Zähne, war aber ein Stück weit von der Form entfernt, mit der er sein Team bis ins Finale geführt hatte. Die heftige Niederlage gegen die Berlin schlug dem 38-jährigen Verteidiger besonders aufs Gemüt. Kein anderer Spieler sehnt sich so sehr nach einer Meisterschaft wie Müller, der in 22 DEL-Jahren nun schon die vierte Final-Pleite hinnehmen musste.
„Ich saß zwei Minuten vor Schluss auf der Bank neben Mo und dachte nur, das ist gerade nicht leicht. Es tat mir unfassbar leid, denn er ist der Mensch, der es am meisten verdient gehabt hätte. Es hat sehr wehgetan, das so mitzubekommen“, gab Justin Schütz Einblicke in seine Gefühlswelt. Es kann fast davon ausgegangen werden, dass Müller ein weiteres Jahr dranhängen wird, um sich seinen Titel-Traum zu erfüllen. Zumal für den Haie-Kapitän am Ende seiner Karriere die Olympischen Winterspiele 2026 noch ein großes Ziel sein könnten.
Justin Schütz fällt der Abschied schwer
Schütz verlässt die Kölner dagegen und wechselt zu den Adlern Mannheim. „Für mich als Spieler waren es persönlich zwei tolle Jahre. Diese Saison war es zudem mit dieser Mannschaft unglaublich. So einen Teamgeist erlebt man nicht oft. Der Weg ins Finale ging nur über unseren Zusammenhalt, denn Ingolstadt war individuell besser besetzt als wir“, sagte der 24-Jährige mit feuchten Augen.
Der Einzug in das Finale und die großartigen Leistungen machten die Kölner trotz der deprimierenden Chancenlosigkeit im Moment der Niederlage zurecht auch stolz. „Wenn wir ein paar Nächte darüber geschlafen haben, wird die Enttäuschung Stück für Stück weichen. Wir hatten beeindruckende Playoffs und eine Reise mit unseren Fans, die positiv nachhallt und die viele Menschen in Köln bewegt hat“, sagte Haie-Chef Philipp Walter.
Wir haben Jungs in der Kabine, die gewinnen wollen.
Parker Tuomie wagte sogar schon einen Blick nach vorne und nahm sich die Eisbären zum Vorbild: „Berlin hat sich über Jahre etwas aufgebaut. Es gab kein Nervenflattern, sie sind geradlinig bis zur Meisterschaft gegangen. Daraus müssen wir lernen und uns wünschen, dass wir auch in solchen Schuhen stecken. Das wollen wir. Wir haben Jungs in der Kabine, die gewinnen wollen.“
Die Unterstützung der Fans ist den Haien dabei gewiss. Mehr als 600 waren am Freitag mit in Berlin und ein Großteil begleitete die Spieler auf dem Weg von der Kabine zum Bus trotz dreimal 0:7 mit großem Beifall. In der Nacht gegen zwei Uhr warteten noch einmal gut 50 Fans vor dem Haie-Zentrum, um das Team zu empfangen. „Ich bin stolz darauf, was die Mannschaft, das Trainerteam und die Organisation geleistet haben“, fand Matthias Baldys die richtigen Schlussworte.