- Hinter Philipp Walter (45) liegt eine eigenartige Saison.
- Die Haie haben mit 17 Niederlagen in Folge einen historischen Negativrekord aufgestellt, dadurch zum dritten Mal in ihrer Club-Geschichte in der Deutschen Eishockey Ligadie Playoffs verpasst und trotzdem einen neuen Zuschauerrekord aufgestellt.
- Im Gespräch mit Martin Sauerborn nimmt der KEC-Geschäftsführer Stellung und äußert sich auch zur Corona-Krise.
Herr Walter, der Corona-Virus hat das öffentliche Leben und damit auch den Sport zum Stillstand gebracht. Wie gehen die Kölner Haie mit der aktuellen Situation um?
Wir wollen unseren Teil dazu beitragen und haben Maßnahmen ergriffen wie die Schließung unserer Eishalle oder unseres Shops. Ich habe den Mitarbeitern unserer Geschäftsstelle freigestellt, ob sie ins Büro kommen oder von zu Hause aus arbeiten. Bei diesem Thema haben alle ein großes Verantwortungsbewusstsein. Den Vorverkauf für das Winter Game haben wir verschoben, weil wir es für nicht angemessen erachten, in diesen Tagen Tickets für ein Großevent mit 50.000 Fans zu verkaufen.
Die Haie haben die Playoffs verpasst, müssen aber gar nicht so traurig sein. Aufgrund der Corona-Pandemie hat die DEL ihre Saison vorzeitig beendet und es finden keine Playoffs statt. Hatten Sie Glück im Unglück?
Wir haben die Playoffs verpasst, weil wir sportlich gescheitert sind. Das hat mit der aktuellen Situation erst einmal nichts zu tun. "Glück" ist in diesem Zusammenhang kein passendes Wort. Die anderen Clubs tun mir sehr leid, nicht nur wegen der sportlichen Situation sondern auch, weil sie jetzt durch den Ausfall der Playoff-Spiele viel unangenehme Arbeit zu erledigen haben. Das ist eine Herausforderung für den gesamten Sport in der Welt.
Die Haie haben einen Zuschauerrekord aufgestellt und in jedem ihrer 26 Heimspiele mehr als 10.000 Zuschauer in die Arena gelockt. Gleicht der Rekord den finanziellen Verlust durch eine Saison ohne Playoffs etwas aus?
Der Rekord ist in diesem Zusammenhang kein Trost für uns. Die Playoffs zu verpassen, ist wirtschaftlich gesehen nie gut. Die Geschäftsstelle hat aber mit viel Leidenschaft und Einsatz einen herausragenden Job gemacht in dieser Saison. Darauf können wir stolz sein. Und eines ist sicher: Wir wollen nächste Saison noch besser werden.
Wundert es Sie nicht, dass trotz der negativen sportlichen Saison so viele Zuschauer gekommen sind? Im letzten Heimspiel gegen Berlin waren es mehr als 16.000, obwohl feststand, dass es für den KEC keine Playoffs geben wird.
Es war nicht alles negativ. Wir haben zum Beispiel ein Derby gegen Düsseldorf vor 18.000 Zuschauern mit 4:1 gewonnen. Die Menschen kommen, wenn sie an den Club und das was er vermittelt glauben. Da war schon etwas spürbar, das hat die Unterstützung in den letzten Heimspielen gezeigt. Wir hatten auch schon Spielzeiten mit Spielen, bei denen nur 8000 Leute da waren und die Stimmung nicht so positiv war, obwohl es sportlich besser gelaufen ist.
Trotzdem gibt es einiges aufzuarbeiten nach der Rekord-Negativserie mit 17 Niederlagen in Folge. Wie sind die Abschlussgespräche mit den Spielern gelaufen.
Sie waren intensiv und mit allen Spielern sehr ausführlich. Es gab dabei sehr differenzierte Aussagen, die uns noch einmal gezeigt haben, dass die schwierige Situation nicht nur den einen Grund hatte. Es ist ein sehr komplexes, vielschichtiges Thema. Es gibt keine einfachen Antworten und viele Zwischentöne. Am Ende hat das Thema auch sicher eine eigene Dynamik bekommen. Es war aber auch klar herauszuhören, dass die Motivation und er Wille für den Neustart unter Uwe Krupp sehr groß sind.
Gibt es große personelle Änderungen als Folge des schwachen sportlichen Abschneidens?
Der Kern des Teams bleibt zusammen. Ich bin kein Freund davon 20 Spieler wegzuschicken und 20 neue zu holen. Das ist wenig hilfreich.
Wann präsentieren die Haie ihren neuen Sportchef?
Wir sind in vielen Gesprächen und verfolgen verschiedene Ideen. Es gibt aktuell aber kein Vakuum. Wir haben mit Uwe Krupp und dem Trainerstab viel Kompetenz und müssen uns deshalb zeitlich nicht unter Druck setzen.
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Was haben Sie persönlich aus dieser sportlichen Krise gelernt?
Ich habe definitiv gelernt, dass ich eher und noch anders ermutigen kann.
Wie sieht aktuell der Austausch mit Hauptgesellschafter Frank Gotthardt aus?
Frank Gotthardt ist an unserer Seite. Er konnte unsere Entscheidungen alle nachvollziehen.