- FC-Vizepräsident Toni Schumacher ist nicht erneut für das Amt nominiert worden.
- Im Gespräch mit unserem Autor spricht er über seinen Abschied, Ehrlichkeit und die neue Mannschaft.
In seiner Eigenschaft als Vizepräsident des 1. FC Köln begleitet Toni Schumacher die Mannschaft ins Trainingslager in Kitzbühel. Joachim Schmidt sprach mit ihm, vor allem über das bevorstehende Ende seiner Amtszeit.
Herr Schumacher, Sie sind hier noch täglich für den 1. FC Köln aktiv, haben Spenden übergeben, waren für die Fans da. Kommt angesichts des baldigen Ausscheidens Wehmut auf?
Wehmut kommt dann auf, wenn die Fans einen ansprechen und sagen: Mach doch wigger; warum müsst ihr aufhören; schade, dass ihr nicht weitermachen könnt. Das ist schon extrem. Da wird einem bewusst, dass es in einigen Wochen vorbei ist. Schade. Es ist bis jetzt keiner zu mir gekommen und hat gesagt: Gut, dass du weg bist! Aber der Mitgliederrat hat sich so entschieden.
Sind Sie darüber verärgert?
Ich bin vor allem überrascht gewesen. Denn echte Sachargumente sind in den Gesprächen nicht angebracht worden, warum wir nicht nominiert werden. Mir wurde beispielsweise gesagt, dass man beim neuen Vorstand mehr auf Wirtschaftskompetenz setzen wolle. Damit kann ich natürlich nicht dienen, das stimmt. Aber der FC ist ein Fußballverein, wir haben eine Menge Wirtschaftskompetenz im Beirat und im Aufsichtsrat. Ich bin der Meinung, dass auch Fußballkompetenz gefragt und ganz oben angesiedelt sein sollte. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass Markus und ich keinen Dritten gefunden haben, der es sich angesichts der ständigen Beleidigungen und Auseinandersetzungen antun wollte, als Gegenkandidat in einem Wahlkampf anzutreten.
Hatten Sie damit ein Problem?
Nein. Ich bin als Spieler damit groß geworden. Ich bin doch in gegnerischen Stadien fast immer beschimpft worden. (lacht) Andererseits kann ich diejenigen verstehen, die sagen, warum soll ich mir das antun? Soll ich mich beleidigen und bedrohen lassen? Wenn es dann noch ins familiäre geht, hört es auf. Letztlich haben wir entschieden, auch im Sinne des Clubs, nicht anzutreten und die Auseinandersetzungen im Verein nicht über Monate weiter auszutragen. Sollen die drei, die vorgeschlagen worden sind, es versuchen.
Hadern Sie mit sich, die Satzung so verändert zu haben, dass der Mitgliederrat die Macht besitzt, den Vorstand vorzuschlagen?
Die Grundidee der Satzung finde ich nach wie vor gut. Es kommt immer auf die Menschen an und darauf, wie sie mit ihrer Macht umgehen. Wenn es in einer Form wie jetzt gelebt wird, sehe ich es kritisch – und zwar nicht, weil es nun uns betrifft, sondern weil es theoretisch jeden Vorstand betreffen kann. Der Mitgliederrat kann ein Vorstandsteam vorschlagen, selbst wenn ein Großteil der Mitglieder offenbar anderer Meinung ist.
Wie waren die sieben Jahre im Vorstand?
Aufregend! Ein Auf und Ab. Der Abstieg 2018 war das Schlimmste. Auch wenn wir nicht auf dem Platz standen, sage ich: Wenn es hilft, für den Abstieg den Vorstand verantwortlich zu machen, dann nehme ich das so hin. Dieser Verantwortung stelle ich mich. Deshalb ist mir auch so wichtig, dass wir wie versprochen den Wiederaufstieg geschafft haben.
Hätten Sie denn frühzeitiger eingreifen und beispielsweise Peter Stöger eher entlassen können?
Ich habe ja mehrfach gesagt, dass ich nur eingreifen kann, wenn ich von Missständen weiß. Und dass wir am erfolgreichsten Trainer der letzten 25 Jahre lange festgehalten haben, fand ich richtig. Aber das sind olle Kamellen, die wir nicht rückgängig machen können.
Würden Sie dem Verein trotz allem gerne in einer Funktion verbunden bleiben?
Ich kann nicht sagen, ich möchte das machen, wenn die anderen das nicht wollen. Und das weiß ich nicht.
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Es gab also noch keine Gespräche mit den Vorstandskandidaten?
Die Findungskommission hat gesagt, das, was ich mache, dürfe nicht verloren gehen. Es gab auch ein Gespräch mit Herrn Wolf, aber bisher kein Angebot. Der Ball liegt nicht bei mir.
Wäre es nicht wichtig, wenn ein traditionsreicher Club wie der 1. FC Köln weiterhin eine Spieler-Ikone als Fan- und Markenbotschafter präsentieren könnte?
Das sagen Sie, das sehen viele Fans auch so. Aber ich weiß eben nicht, ob das die Vorstandskandidaten auch so sehen.
Macht es Sie traurig, diese Aufgaben für den FC nicht mehr auszuüben?
Ja, genau das. Die Fans geben mir jedenfalls das Gefühl, einen guten Job gemacht zu haben. Die vielen positiven Dinge während unserer Vorstandszeit sind ja auch nicht wegzudiskutieren und ich glaube, viele Fans mögen meine Art. Ich halte mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg. Ich bin immer ehrlich, gerade heraus. Ich mache alles mit Leidenschaft. Es geht nicht anders. Ganz oder gar nicht. Vielleicht sind damit einige im Verein aber nicht klargekommen.
Wie emotional wird die Mitgliederversammlung für Sie? Sie werden ja zunächst noch auf dem Podium sitzen.
Das wird sicher emotional. Wir werden auch noch mal eine Abschiedsrede halten und Bilanz ziehen.
Sie haben jährlich rund 60 Fan-Clubs besucht. Gibt es da noch Einladungen für die Zeit nach Ihrer Vorstandszeit?
Wenn ich von Fan-Clubs eingeladen werde, kann ich sie dann als Privatperson Toni Schumacher besuchen. Dazu brauche ich nicht die Erlaubnis des 1. FC Köln.
Kommen wir noch kurz zum aktuellen sportlichen Geschehen. Sie haben neben Ihren Terminen das Training hier in Kitzbühel verfolgt. Was ist Ihre Einschätzung?
Es herrscht eine sehr positive Stimmung. Die Gemeinschaft wächst. Wir haben gute Neueinkäufe. Und die Jungs haben schon in der vergangenen Saison einen sehr guten Job gemacht.
Was trauen Sie der jetzigen Mannschaft zu?
Sie hat das Potenzial, ohne Wenn und Aber in der Bundesliga zu bleiben. So viel Selbstbewusstsein muss sie auch haben.