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Interview mit FC-SpielerFlorian Kainz über die Corona-Krise und die Hoffnung

Lesezeit 4 Minuten
Florian Kainz

Florian Kainz traf in Berlin doppelt.

  1. In den letzten Spielen war Florian Kainz ein Leistungsträger, war an acht Treffern des 1. FC Köln beteiligt.
  2. Mit Joachim Schmidt sprach er über Einschränkungen durch die Pandemie und blickte auf die erhoffte Fortsetzung der Bundesligasaison.

KölnHerr Kainz, in den letzten Tagen hatten Ihre Kollegen Noah Katterbach und Anthony Modeste Geburtstag, an diesem Donnerstag Birger Verstraete und am Freitag Jorge Meré. Wie gratuliert man sich da in Zeiten der Corona-Krise?

Man schreibt sich oder telefoniert. Auch das ist anders als üblich.

Was würde üblicherweise passieren?

Meistens wird gesungen und natürlich gratuliert. Es ist schon eine spezielle Zeit.

Auch was das Training anbelangt. Wie haben Sie das Heimtraining empfunden?

Das Lauftraining war kein Problem. Wir wussten ja, dass wir fit bleiben müssen, weil die Saison ja weitergehen soll. Und keiner wollte mit konditionellem Rückstand auf den Platz zurückkehren. Die Tests haben das auch gezeigt. Sie sind alle gut ausgefallen. Es war zwar eintönig, aber ich habe es von der Wohnung bis zum Stadtwald nicht weit. Außerdem war das Wetter meist schön, und jetzt kenne ich zumindest die Laufstrecke in- und auswendig. (lacht)

Was war die größte Umstellung?

Ich habe den Ball vermisst. Als Fußballer will man auf dem Platz sein, mit den Kollegen trainieren und spielen. Deshalb bin ich jetzt schon froh, zumindest in der Kleingruppe trainieren zu können, auch wenn Zweikämpfe und das körperbetonte Spiel noch fehlen.

Wie haben Sie die durch den eingeschränkten Trainingsumfang zusätzliche Freizeit bisher genutzt?

Langweilig ist mir nicht geworden, wobei natürlich der soziale Kontakt fehlte. Meine Frau und ich haben viel in der Wohnung erledigt, von Büroarbeit übers Putzen bis hin zur Schaffung von Platz für die Sachen fürs Baby, das wir erwarten. Und dann habe ich mich tatsächlich mal wieder ans Klavier gesetzt und versucht, etwas zu üben.

Sie musizieren?

Nach meinem Wechsel vor vier Jahren nach Bremen habe ich angefangen, Klavier zu spielen. Die Musik ist eine große Leidenschaft von mir. Deshalb habe ich damit begonnen. Es ist aber noch keine große Sache. Ich würde Ihnen jetzt nichts vorspielen wollen (lacht). Dafür müsste ich wieder mehr üben.

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Auf dem Fußballplatz war Ihr Übungsprogramm vor der Corona-Zwangspause erfolgreich. Sie konnten sich einen Stammplatz zurückerobern, waren bei den letzten acht Einsätzen an acht Treffern beteiligt. Fängt man jetzt dennoch wieder bei null an?

Wenn wir hoffentlich bald ins richtige Mannschaftstraining zurückkehren, wird sich jeder von uns wieder neu beweisen müssen. Fast alle sind fit. Da kann sich niemand auf Erfolgen ausruhen. Der Konkurrenzkampf bei uns ist groß, und das ist gut so.

Wie schwierig wird es sein, wohl innerhalb kürzester Zeit in Wettkampfform zu kommen?

Ich denke, wir werden zwei, drei Wochen dafür bekommen. Unser Trainerteam wird sich da auf jeden Fall das richtige überlegen, um uns sehr gut vorzubereiten. Das wird eine intensive Zeit.

Wie sehen Sie die Ausgangslage vor den letzten neun Spielen?

Wir stehen im Mittelfeld der Tabelle, haben uns einen gewissen Vorsprung auf die Abstiegsplätze verschafft. Aber es ist noch sehr eng und wir dürfen nicht glauben, wir hätten es schon geschafft. Wir müssen weiter hohe Laufbereitschaft, Kampfgeist und geschlossene Defensivarbeit zeigen, wie in der letzten Saisonphase, als wir so erfolgreich waren.

Es wird Geisterspiele geben.

Ja, das müssen wir so annehmen, auch wenn es sehr ungewöhnlich ist.

Wie haben Sie das bei der ersten Begegnung dieser Art in Mönchengladbach erlebt?

Es war sehr eigenartig, wie bei Testspielen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Man muss sich dessen bewusst sein, dass es um Punkte geht. Ohne die Fan-Unterstützung, gerade in Heimspielen, müssen wir uns noch mehr auf das Fußballerische konzentrieren, uns gegenseitig noch mehr anfeuern und unterstützen, um fokussiert zu bleiben.

Haben Sie Angst vor einer Ansteckung?

Da habe ich keine. Derzeit wird bei uns sehr diszipliniert vorgegangen. Alle sind sehr verantwortungsbewusst, halten sich an die Vorgaben. Wie es dann bei den Spielen sein wird, muss man sehen.

Wie stehen Sie zu einer möglichen Quarantäne rund um die Spiele?

Das ist eines der Modelle, über die diskutiert wird. Darüber muss ich mir jetzt keine Gedanken machen, so lange noch nichts entschieden ist.

Abschließend: Sie stammen aus Graz, haben Kontakt zu Kollegen in Österreich. Wie ist dort die Situation?

Völlig anders. Ich spreche regelmäßig mit Spielern verschiedener Vereine. Nirgendwo kann bisher so trainiert werden wie hier bei uns. Es beschränkt sich nach wie vor auf das Heimprogramm. Erst ab der kommenden Woche darf in Kleingruppen bis zu sechs Spielern trainiert werden.