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Ex-Viktoria Köln-Trainer Glöckner im Interview„Dem Ziel Aufstieg alles untergeordnet“

Lesezeit 4 Minuten
Glöckner

Fußballtrainer Patrick Glöckner

  1. Trainer Patrick Glöckner wurde beim FC Viktoria Köln im vergangenen Mai einen Spieltag vor Saisonende als Tabellenführer der Fußball-Regionalliga West von seinen Aufgaben entbunden.
  2. Zum Start aus der Winterpause trifft der 43-Jährige am Samstag (14 Uhr) im Kellerduell der 3. Liga mit seinem neuen Verein Chemnitzer FC erstmals wieder auf die Viktoria.
  3. Tobias Carspecken sprach mit Glöckner über diese brisante Konstellation.

Herr Glöckner, wie lange haben Sie gebraucht, um Ihre Entlassung bei der Viktoria zu verarbeiten?Wenn man gute und erfolgreiche Arbeit leistet, am Ende aber trotzdem entlassen wird, ist das keine Situation, die an einem spurlos vorübergeht. Doch ich konnte aus dieser Situation für meine persönliche Entwicklung einiges mitnehmen. Und somit ist dies schon lange kein Thema mehr für mich. Ich habe eine neue Aufgabe beim Chemnitzer FC übernommen, welche mich sehr fordert und mit der ich sehr glücklich bin.

Haben Sie mit dem Abstand eines halben Jahres Verständnis für die Trennung?

Der Aufstieg von der Regionalliga in die 3. Liga war extrem wichtig für Viktoria Köln. Der Verein ist sieben Jahre lang nicht aufgestiegen und hatte bereits zehn Trainer vor mir, die dieses große Ziel angegangen waren. In den vergangenen zwei Jahren ist die Viktoria einmal in der Relegation und einmal am letzten Spieltag gescheitert. Der Druck auf alle Beteiligten war sehr hoch. Dem Ziel „Aufstieg“ wurde alles untergeordnet.

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Hätten Sie die Viktoria erfolgreich über die Ziellinie geführt?

Definitiv. Wir waren ja sozusagen schon einen Spieltag vor Schluss Meister ohne es zu wissen. Ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt gewesen, dass wir das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach ll (1:0, Anm. d. Red.) gemeinsam erfolgreich gestaltet hätten. Wir hatten in der Saison schon schwerere Aufgaben bewältigt.

Nach einer starken Hinrunden-Ausbeute besaß die Viktoria zwischenzeitlich neun Punkte Vorsprung, vor dem letzten Spieltag aber nur noch einen. Wie kam es dazu?

Man muss beachten, dass die Hinrunde überdurchschnittlich erfolgreich verlaufen war und wir uns dadurch überhaupt erst diesen Vorsprung erarbeitet haben. Schlussendlich hatten viele Angst, das große Ganze zu verlieren. Die Nervosität war mehr als spürbar. Auch bei den Spielern wurde mit zunehmender Saisondauer der Aufstiegs-Druck größer.

Wie groß ist Ihr Anteil an Viktorias Drittliga-Aufstieg?

Letztendlich haben wir den Aufstieg alle gemeinsam geschafft. Die Mannschaft, das Trainerteam, die Verantwortlichen, die Fans und die Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle. Jeder von ihnen hatte einen Anteil am Aufstieg.

Wie fühlt sich das erste Duell gegen den Ex-Club für Sie an?

Nicht anders als jedes andere Spiel in dieser Liga. Der Ansporn sind die drei Punkte für den Chemnitzer FC. Es ist schließlich nur ein Spiel von noch insgesamt 18 wichtigen Spielen.

Haben Sie noch Kontakt zur Viktoria?

Der Kontakt zu Spielern und einigen Personen ist nie ganz abgebrochen. Wir haben ja gemeinsam viel erlebt und uns auch nicht im Bösen getrennt.

Wie gestaltet sich denn Ihr Verhältnis zu den Viktoria-Sportchefs Franz Wunderlich und Marcus Steegmann?

Mit Franz habe ich noch meinen Aufhebungsvertrag verhandelt. Er kam mir fair entgegen, so dass ich frei war für den Chemnitzer FC. Das zeichnet seine menschliche Seite, zusammen mit seiner Aufopferung für den Fußball, aus. Deshalb schreiben oder hören wir uns hin und wieder mal. Marcus habe ich kurz bei einem Testspiel während des Wintertrainingslagers beider Vereine in Belek begrüßt und einen kleinen Small Talk gehalten. Wir alle haben extrem zeitaufwendige Jobs, da bleibt wenig Zeit für Privates.

Sie haben den Chemnitzer FC im September in einer turbulenten Phase übernommen. Wie ist es Ihnen gelungen, das Team so schnell zu stabilisieren?

Zunächst einmal war es wichtig zu analysieren, welche Fähigkeiten das Team hat und in welcher Zeit ich eine Umsetzung erwarten kann. Ich habe die Mannschaft langsam abgeholt, ihr klare Prinzipien mitgegeben und ihr meine auf das Team basierende Spielidee vermittelt. Hinzu kommt, dass der Verein gute Voraussetzungen geschaffen hat und wir in Ruhe arbeiten können. Unser Kader und der gesamte Verein verfügen über tolle Charaktere mit viel Menschlichkeit. Das Arbeiten hier macht einfach sehr viel Spaß. Wenn wir so weiter machen wie bisher, habe ich keine Zweifel daran, dass wir den Klassenerhalt schaffen.