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DFB sucht den nächsten BundestrainerRudi Völler will „einen Trainer, der das mit Leib und Seele macht“

Lesezeit 4 Minuten
Interims-Teamchef Rudi Völler leitet das Training im Signal-Iduna-Stadion vor dem Freundschaftsspiel gegen Frankreich

Interims-Teamchef Rudi Völler leitet das Training im Signal-Iduna-Stadion vor dem Freundschaftsspiel gegen Frankreich

Die Nachfolge von Hansi Flick soll idealerweise in den nächsten dreieinhalb Wochen feststehen. Erste Ideen gibt es bereits. Völler hilft zunächst gegen Frankreich am Dienstagabend aus.

Sandro Wagners schneidige Kommandos hallten weithin hörbar durch die noch leere Dortmunder Arena. Auch Hannes Wolf interagierte sehr aktiv mit den Spielern, während Rudi Völler unten auf dem Rasen das Training der Fußball-Nationalmannschaft wie eine Art Supervisor überwachte. Die Rollen im Interimstrainerteam waren bei der einzigen Übungseinheit im riesigen Signal Iduna Park vor der großen Länderspiel-Prüfung gegen Frankreich am Dienstagabend klar verteilt und für die wenigen Beobachter klar ersichtlich.

Die Nationalspieler um Kapitän İlkay Gündoğan wurden in der kurzen Phase zwischen der Hauruck-Trennung von Hansi Flick im Anschluss an das 1:4 gegen Japan und der nächsten Prüfung gegen Vize-Weltmeister Frankreich mit neuen, forschen Trainer-Tönen und frischen Trainings-Impulsen konfrontiert. An die sie sich laut Völler in dieser Konstellation aber kaum gewöhnen müssen. Denn vor seinem Comeback-Spiel als DFB-Teamchef sprach der 63-Jährige zumindest für sich von „einer einmaligen Sache“ und formulierte in seiner Funktion als DFB-Sportdirektor klare Vorstellungen, wie es von Mittwoch an weitergehen soll.

Rudi Völler kann als DFB-Teamchef nur mal „aushelfen“ – doch es gefällt ihm nicht

„Hannes Wolf im Paket mit Sandro Wagner war meine Idee“, betonte Völler durchaus. Aber auch wenn er rundum überzeugt ist vom Können des neuen DFB-Nachwuchsdirektors und ehemaligen Bundesliga-Trainers Wolf (42) sowie des selbstbewusst auftretenden Ex-Nationalspielers und Trainer-Newcomers Wagner (35): Er propagierte zumindest diese Paketlösung mit ihm als Frontmann nicht als das von ihm bevorzugte EM-Projekt.

„Ich kann mal aushelfen“, sagte Völler, der beim DFB freilich nicht zum ersten Mal aushilft. „Gefallen tut mir das jetzt trotzdem nicht“, versicherte er glaubhaft: „Bei so einem wichtigen Turnier wie der Heim-EM ist es sehr wichtig, dass wir eine richtige Lösung finden, einen Trainer, der das mit Leib und Seele macht.“ Einen wie Julian Nagelsmann zum Beispiel.

Völler spielt neben DFB-Präsident Bernd Neuendorf („Wir brauchen Aufbruchstimmung“) und DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke die Hauptrolle bei der Neubesetzung des Bundestrainer-Postens. Auch die Taskforce mit Fußball-Persönlichkeiten wie Karl-Heinz Rummenigge oder Matthias Sammer soll in die Trainersuche wieder einbezogen werden.

DFB erstellt Shortlist und Longlist – Völler will jedoch „keine Namen kommentieren“

Ein exaktes Profil und mögliche Ausschlusskriterien (vertragslos, deutschsprachig) skizzierte Völler wohlweislich nicht. Fragen zu Kandidaten wie den reflexartig als Favoriten gehandelten Ex-Bayern-Coach Nagelsmann tat Völler vielmehr gewieft als „Fangfragen“ ab. „Das habe ich in diesem Geschäft gelernt, keine Namen zu kommentieren“, sagte er lächelnd.

Eine Shortlist oder auch Longlist mit Kandidaten erstellen sie erst jetzt beim DFB. „Natürlich gibt es Namen, die absolut infrage kommen“, sagte der Sportdirektor Völler. Und „natürlich“ sei auch „Nagelsmann wie viele andere auch ein absoluter Top-Trainer“. Der 36-Jährige könnte ein Projekttrainer für die Heim-EM werden, wie es Jürgen Klinsmann einst für die Heim-WM 2006 war. Nagelsmann wäre für den klammen DFB eine große Lösung. Der FC Bayern München, der seinem im März geschassten Coach noch monatlich ein üppiges Gehalt zahlt, würde eine DFB-Lösung aber kaum torpedieren. Für sein Heimturnier muss der Verband nach dem Irrglauben, Flick würde den „WM-Ballast“ (Völler) abschütteln können, nun all-in gehen.

Neuer Bundestrainer hat „ein Dreivierteljahr Zeit, eine Euphorie zu erzeugen“

Nagelsmann ist ein Anwärter. Jürgen Klopp bleibt der ewige Wunsch-Bundestrainer. Der vor Jahren gesundheitlich schwer angeschlagene Sammer mag irgendwie nicht. Louis van Gaal fühlt sich vom angeblichen Kandidatenstatus geehrt. Ralf Rangnick will seine Arbeit als Nationaltrainer in Österreich fortführen. Stefan Kuntz ist noch in der Türkei gebunden. Und Ex-Meistercoach Felix Magath würde sich die schwierige Aufgabe natürlich zutrauen.

Völler nannte immerhin eine Zeitschiene, um die „Hauptaufgabe“ der Trainerfindung zu bewältigen. „Es ist wichtig, schon in dreieinhalb Wochen den Richtigen zu präsentieren. Wir arbeiten dran.“ Denn am 9. Oktober fliegt die Nationalmannschaft nach Nordamerika für zwei Länderspiele gegen die USA und Mexiko. Die Trainer-Wahl, das weiß Völler, muss sitzen. „Wir haben noch ein Dreivierteljahr Zeit, eine Euphorie zu erzeugen. Das ist mit einem neuen Bundestrainer absolut möglich. Ein neuer Mann kann etwas bewegen. Wir können immer noch eine gute EM spielen.“ Irgendeiner muss beim DFB in höchster Not jetzt aushelfen. (dpa)