Die Rundschau wirft einen Blick auf den aktuellen FC-Kader und die Perspektiven der Spieler.
Köln – Horst Heldt versuchte es mit etwas Galgenhumor. „Ich freue mich drauf. Das wird lustig“, sagte der Sportchef des 1. FC Köln mit Blick auf die Herausforderung, die auf ihn wartet. Ob es lustig wird, einen Kader mit aktuell 36 ab dem 1. Juli unter Vertrag stehenden Spielern auszudünnen und in den Poker um die Verpflichtung von Schalke-Leihgabe Mark Uth einzusteigen, muss sich für Heldt noch zeigen. Gelingt es dem 50-Jährigen für die nächste Saison einen qualitativ wie quantitativ soliden und auch bezahlbaren Bundesliga-Kader zusammenzustellen, hätte er einen herausragenden Job gemacht und das schwere Erbe seiner Vorgänger Armin Veh und Jörg Schmadtke gemeistert. Die Rundschau wirft einen Blick auf den FC-Kader und die Perspektiven der Spieler.
Torhüter
Timo Horn hat als Nummer eins sicher schon bessere Spielzeiten erlebt, als die Corona-Saison 2019/20. Nach dem Karriereende der ewigen Nummer zwei Thomas Kessler, ist es an der Zeit, im Tor einen echten Konkurrenzkampf einzuleiten. Entweder mit dem jungen Julian Krahl oder mit einer Neuverpflichtung, die das Potenzial zur Nummer eins mitbringen muss. U21-Keeper Brady Scott und der nach seiner Leihe aus Wiesbaden zurückkehrende Jan-Christoph Bartels werden bei den Profis wohl keine Rolle spielen.
Abwehrspieler
In der Defensive sind die Kölner ordentlich besetzt und haben mit dem erst 21-jährigen Sebastiaan Bornauw ein Juwel entdeckt. Der Belgier hat vor dem letzten Saisonspiel in Bremen als Innenverteidiger schon sechs Tore erzielt und sich als Führungsspieler entwickelt. Daneben dürfte Trainer Markus Gisdol weiter auf Rafael Czichos setzen. Jorge Meré dagegen ist anzumerken, dass er sich in Köln nicht mehr so wohlfühlt. Da der Spanier seit seiner Vertragsverlängerung bis 2023 zu den Großverdienern im Kader gehört, macht für beide Seite eine Luftveränderung Merés Sinn.
Es steht eine Leihe in seine Heimat im Raum. Frederik Sörensen wird seinen Leihvertrag in Bern wohl verlängern und versuchen, sich mit den Young Boys für die Champions League zu qualifizieren. Danach sollten FC und Spieler entscheiden, was für beide Seiten das Beste ist. Ein Sörensen in Bestform stünde den Kölnern gut zu Gesicht. Horst Heldt hat seine Wertschätzung gegenüber dem Dänen schon zum Ausdruck gebracht. Während der verliehene Jannes Horn wohl über die „Ladentheke“ gehen wird (Hannover 96), müssen sich für die Leihspieler Lasse Sobiech und Joao Queiros Abnehmer finden. Für Yan Aurel Bisseck macht eine erneute Leihe Sinn. Auf den Außenpositionen können sich Noah Katterbach und Kingsley Ehizibue weiter entwickeln. Auf der Rechtsverteidiger-Position hat der FC Handlungsbedarf. Benno Schmitz konnte die Erwartungen nicht immer erfüllen.
Mittelfeldspieler
Horst Heldt wird mit Kapitän Jonas Hector, Ellyes Skhiri, Dominick Drexler, Wolfsburg-Leihgabe Elvis Rexhbecaj, Florian Kainz sowie den Youngstern Ismail Jakobs, Jan Thielmann und Tim Lemperle für die nächste Saison planen. Ebenso klar dürfte sein, dass der FC für Niklas Hauptmann, Vincent Koziello, Louis Schaub, und Tomas Ostrak neue Arbeitgeber suchen wird. Der bis 1. Juli an Holstein Kiel ausgeliehene Salih Özcan könnte dagegen eine neue Chance erhalten. Im Fall des gesundheitlich angeschlagenen Marcel Risse könnte Heldt ebenso wie bei Routinier Marco Höger über eine vorzeitige Vertragsauflösung nachdenken.
Bei Christian Clemens sollte sich der FC nach dessen langer Verletzungspause erst einmal die weitere Entwicklung anschauen. Kingsley Schindler dürfte keine Zukunft am Geißbockheim besitzen. Immerhin: Birger Verstraete (Vertrag bis 2023) ist zu für den FC guten Konditionen für ein Jahr mit anschließender Kaufoption (bei 20 Einsätzen) an Royal Antwerpen ausgeliehen und damit der erste Kandidat, den Heldt von seiner Liste streichen kann. Nach Informationen dieser Zeitung ist der Belgier auch einer von zwei bislang ungenannten FC-Spielern, bei denen Antikörper auf das Covid-19-Virus festgestellt wurden.
Angriffsspieler
Der Vertrag von Jhon Cordoba läuft 2021 aus. Ergibt sich für den FC die Möglichkeit, den 13-Tore-Kolumbianer für eine Ablösesumme jenseits der 2017 bezahlten 17 Millionen Euro abgeben zu können, sollte er dies tun. Eine vorzeitige Vertragsverlängerung mit dem bulligen Stürmer dürfte die klammen Geißböcke in puncto Gehalt dagegen viel Geld kosten. Da Simon Terodde auf dem Feld allenfalls noch als Joker eingesetzt wird und im Sommer wenn möglich abgegeben werden sollte, bliebe bei einem Cordoba-Abgang in der Sturmspitze nur noch Anthony Modeste. Der Franzose hat zeitweise gezeigt, dass er es noch kann, ist als Bankspieler mit seinem hoch dotierten Vertrag bis 2023 aber zu teuer.
Eine Frage, die sich auch bei Mark Uth aufdrängt. Selbst wenn Heldt ihn, ohne Ablöse zu bezahlen, aus Schalke loseisen könnte, stünde der 28-Jährige mit einem langfristigen Vertrag beim FC oben auf der Gehaltsliste. In Gelsenkirchen hat Uth kolportierte 250 000 Euro im Monat verdient. Eine Summe, die sich die Kölner aktuell nicht leisten können und auch nicht leisten sollten. Heldt muss also doppelt pokern – mit den Königsblauen und mit Uth.