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Nullnummer im TopspielLeverkusen betreibt mal wieder Chancenwucher

Lesezeit 4 Minuten
Wieder nichts: Bayer Leverkusen Torjäger Victor Boniface scheitert an Stuttgarts Torwart Alexander Nübel.

Wieder nichts: Bayer Leverkusen Torjäger Victor Boniface scheitert an Stuttgarts Torwart Alexander Nübel.

Bayer 04 Leverkusen hat im Kampf um die Meisterschaft gegen den VfB Stuttgart die nächsten Punkte liegen lassen.

Entgegen aller Wahrscheinlichkeiten trennten sich Bayer 04 Leverkusen und der VfB Stuttgart im Freitagabendspiel der Fußball-Bundesliga mit einem torlosen Unentschieden. Obwohl die Werkself in der ausverkauften BayArena alle relevanten Statistiken anführt, 18:3-Torschüsse, 9:2-Eckstöße und eine Passquote von 83,2 Prozent aufwies, stand am Ende ein 0:0. „Wir sind schon enttäuscht“, sagte Granit Xhaka nach 93 einseitigen Minuten und ergänzte: „Das war unsere beste Saisonleistung. Mit Ball, ohne Ball, haben wir viele Chancen kreiert, aber man muss sich auch belohnen.“

Als hätten die vorherigen Duelle zwischen Meister und Vizemeister mit zwei Unentschieden in der Liga, dem Halbfinaleinzug der Leverkusener im DFB-Pokal 23/24 und dem jüngsten 6:5 nach Elfmeterschießen im Supercup nicht für genug Brisanz gesorgt, machte vor dem neunten Bundesliga-Spieltag auch noch ein heißes Gerücht die Runde. Sollte Xabi Alonso Bayer 04 nach der Saison in Richtung eines absoluten, europäischen Topklubs verlassen, stehe Sebastian Hoeneß als möglicher Nachfolger ganz oben auf der Liste, hieß es im Fachmagazin „kicker“.

Alonso und Hoeneß lassen im gleichen System spielen

Bestätigen oder dementieren wollte dies weder der Leverkusener noch der Stuttgarter Coach. Spielstil und taktische Aufstellung der beiden Trainer passten aber schonmal zusammen: Mit Nordie Mukiele als rechtem Außenverteidiger spiegelte Alonso das schwäbische 4:2:3:1-System und versprach sich defensive Stabilität und gute Zugriffsmöglichkeiten bei gegnerischem Ballbesitz. Spielkontrolle und neue Angriffsoptionen mit den ungewohnt hoch positionierten Schienenspielern Jeremie Frimpong und Alejandro Grimaldo waren ebenfalls im Matchplan enthalten.

Zum ersten Mal ging dieser bei einem Durchbruch Frimpongs über links auf. Der Niederländer konnte Alexander Nübel aber ebenso wenig überwinden (12.), wie Grimaldo zwei Zeigerumdrehungen später (14.). Die dritte gute Gelegenheit erspielte sich Leverkusen mit Victor Boniface und Mukiele über rechts. Letzterer fand Florian Wirtz in der Mitte, dessen Direktschuss von Anrie Chase aber geblockt wurde (16.).

Jamie Leweling muss früh verletzt vom Platz

Ob es daran lag, dass Jungnationalspieler Jamie Leweling früh mit einer Oberschenkelzerrung für Fabian Rieder rausmusste oder nicht. Die Gäste überstanden die Anfangsphase nur mit Mühe und Not ohne Gegentreffer. 5:0-Torschüsse für die Werkself standen nach einer halben Stunde zu Buche und Nummer sechs versetzte die BayArena in Ekstase. Vor Frimpongs Treffer und Bonifaces Zuspiel hatte der Ball aber die Toraus-Linie überquert (32.).

Wenn die Stuttgarter in den letzten fünf Begegnungen mit der Werkself stets in Führung gelegen hatten, waren die drückend überlegenen Rheinländer dieser in Durchgang eins nun deutlich näher. Mit ihrem aggressiven Pressing zwangen sie den VfB zu Fehlern. In Person von Chase lud dieser Grimaldo und Wirtz zum 1:0 ein, sein Innenverteidiger-Kollege Anthony Rouault bügelte aber aus (40.). Beim folgenden Grimaldo-Eckball touchierte Edmond Tapsobas Kopfball die Latte (41.).

Den zehnten, vergeblichen Versuch gab Boniface, ebenfalls per Kopf, gegen Nübel ab (45.). Gegnerische Torgefahr hatten die Hausherren im gesamten, ersten Durchgang nicht zugelassen und verteidigten die langen Bälle auf VfB-Sturmspitze El Bilal Touré auch nach dem Seitenwechsel sicher. Nach wie vor fehlte aber der eigene Treffer, den auch Boniface nach einem Stuttgarter Fehlpass und Wirtz Zuspiel nicht erzielen konnte, sondern den Pfosten traf (53.). Erst nach über einer Stunde gab Deniz Undav den ersten Torschuss für die Gäste ab, während der Meister schon ein Dutzend Mal abgeschlossen hatte.

Erstes Zu-null-Spiel der Bundesliga-Saison

Daran änderte auch die Muskelverletzung von Mukiele, der durch Jonas Hofmann ersetzt werden musste, nichts (55.). Spätestens als Wirtz nächstes Zuspiel ein weiteres, großes Loch gerissen, Frimpong seinen Kopfball aus kurzer Distanz aber rechts neben den Pfosten gesetzt hatte, musste die Leverkusener Chancenverwertung allerdings als fahrlässig bezeichnet werden (66.). Auch Boniface setzte sich im Laufduell gegen Rouault gut durch, scheiterte aber im Eins-gegen-Eins mit Nübel (73.).

So hätte das Hoeneß-Team die Partie nach mehreren, offensiven Wechseln beinahe auf den Kopf gestellt: Chris Führich zog von links in die Gefahrenzone, konnte Lukas Hradecky flach rechts aber nicht überwinden (82.). Gleich drei letzte Pfeile zog Xabi Alonso aus dem Köcher. Patrik Schick, Nathan Tella und Exequiel Palacios konnten die Schwaben-Defensive aber auch nicht mehr knacken. Da war das erste „Zu null“-Spiel der laufenden Bundesliga-Saison 2024/25 nur ein schwacher Trost für Xhaka und Co..


Statistik:

Leverkusen: Hradecky; Mukiele (55. Hofmann), Tapsoba, Tah, Hincapie; Xhaka, Andrich (86. Palacios); Frimpong (86. Tella), Wirtz, Grimaldo; Boniface (86. Schick). - Stuttgart: Nübel; Vagnoman, Rouault, Chase, Mittelstädt (58. Hendriks); Karazor, Stiller; Leweling (8. Rieder; 58. Führich), Undav, Millot (80. Al-Dakhil); Touré (80. Demirovic). - SR.: Siebert (Berlin). - Zuschauer: 30 210.