Der Unmut in Leverkusen wächstBayer verpasst auch bei Hertha BSC den Umschwung
Berlin – Es sei eine „Demütigung“ gewesen, darüber bestand zügig Einigkeit. Nach einem 1:4 im Stadtderby gegen Union Berlin wurden einige Hertha-Profis im April dieses Jahres aufgefordert, ihre Trikots niederzulegen. Auf den Boden, vor die Heimkurve des Olympiastadions. Ihr seid es nicht wert, die Farben unseres Vereins zu tragen, so wurde diese mehr erzwungene als erbetene Handlung seinerzeit gelesen.
Dass nun ein paar Fans der Werkself – zufälligerweise – am selben Ort ein paar Monate später die ihnen von Bayer-Profis ausgehändigten Trikots verärgert zurückwarfen, ist damit nicht zu vergleichen. Diese Episode, passiert nach dem 2:2 (0:0) bei Hertha BSC, zeigte aber: Der Unmut wächst. Logisch, der historisch schlechte Saisonstart setzte sich mit dem Remis fort. Nur vier Punkte in der Liga, dazu das Pokalaus und die Auftaktniederlage in der Champions League beim FC Brügge – Leverkusen spielt eine Saison zum Vergessen.
Nicht unzufrieden mit Leistung in Berlin
„Dass die Fans enttäuscht sind, ist verständlich“, sagte Trainer Gerardo Seoane. „Das sind wir auch, vor allem von den Resultaten.“ Und weniger von der Leistung in Berlin. Da nämlich sah Seoane „ein attraktives, unterhaltsames Spiel beider Teams“ – und einen verbesserten Vortrag seiner Belegschaft. „Ich habe meine Mannschaft viel aktiver erlebt“, erklärte der Schweizer. „Fehlendes Engagement, fehlende Kampfbereitschaft“ könnten den Seinen nicht vorgeworfen werden – und auch offensiv „haben wir viele gute Situationen gehabt. Wenn wir effektiver werden“, so lautete sein Fazit, „wäre mehr möglich gewesen“.
In diesem Spiel, das hin und her wogte, scheiterten allerdings Patrik Schick (11., 63., 90.+4) und Adam Hlozek (26.) aus besten Positionen. Am eigenen Unvermögen und an Herthas Torhüter Oliver Christensen. Ein Zustand, der zuletzt häufig zum großen Defizit wurde. Und gegen Atletico Madrid am Dienstag (21 Uhr) endlich abgestellt werden sollte.
Immerhin: Nach der dürftigen Offensivleistung in Brügge jubelte Bayer 04 diesmal zweifach. Kerem Demirbay per Freistoß (49.) und Schick nach Vorarbeit von Robert Andrich (79.) trafen für die Werkself. Wobei Seoane zuvorderst zusagte, welch „große Moral“ seine Mannschaft gezeigt habe. Sorgten Suat Serdar (56.) und Marco Richter (74.) doch begünstigt durch einen großen (Edmond Tapsoba) und einen grotesken (Nadiem Amiri) Abspielfehler für die Hertha-Führung.
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Und beinahe hätte der Hauptstadtclub eine weitere Großchance erhalten, um das 3:2 zu erzielen. Nachdem Jean-Paul Boetius aus kurzer Distanz Odilon Kossounou im Strafraum an die Hand geschossen hatte, zeigte Benjamin Brand aber nicht auf den Punkt (82.). Wichtig für die Entscheidung sei es, „ob die Armbewegung unnatürlich und Absicht war. Das kann ich verneinen“, sagte Brand, während Richter zürnte: „Leverkusen spielt in der Szene mit zwei Torhütern.“ In der Tat hatte Bayer großes Glück. Es reichte aber erneut nicht für den Turnaround.