Der 1. FC Köln blickt auf ein Testspiel-Wochenende mit zwei deutlich unterschiedlichen Auftritten zurück. Trainer Steffen Baumgart nahm daraufhin die Ergänzungsspieler in die Pflicht.
Zwei Wochen vor SaisonstartNur der erste Anzug des 1. FC Köln weiß zu überzeugen
Steffen Baumgart wählte deutliche Worte. Dies war insofern bemerkenswert, weil der Trainer des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln eigentlich dafür bekannt ist, die schützende Hand über seine Spieler zu halten. Nach dem überzeugenden 2:0 (2:0)-Sieg am Samstag im Euskirchener Erftstadion gegen den Drittligisten Erzgebirge Aue machte Baumgart jedoch keinen Halt davor, jene „Leistungsunterschiede“ öffentlich anzusprechen, die ihm im Vergleich zum mageren 2:2 (0:0) der Reservisten am Vortag beim Viertligisten SC Fortuna Köln aufgefallen waren.
„Wir waren gegen Aue deutlich besser drin in den Abläufen“, resümierte der FC-Coach, dessen Team sicher verteidigt und offensiv Spielfreude bewiesen hatte. „Wir haben keine relevante Möglichkeit zugelassen und hatten genügend Chancen für ein drittes und viertes Tor.“ Im Stadtduell hatte das lange Zeit ganz anders ausgesehen. „Es hat an Frische und Klarheit gefehlt. Erst in der zweiten Halbzeit wurde es etwas besser. Man hat schon gesehen, dass wir noch eine ganze Menge zu tun haben“, befand Baumgart.
Ebenso beachtlich war, dass der FC-Trainer – immerhin sind es noch zwei Wochen bis zum Pflichtspielstart – keinen Hehl daraus machte, den Großteil seiner Aufstellung schon im Kopf zu haben. „Von den Jungs, die heute in der ersten Halbzeit gespielt haben, werden einige in den ersten Spielen auf dem Platz stehen“, kündigte Baumgart nach dem Testspiel-Doppelpack unverblümt an.
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Aus dieser Elf dürften Torwart Marvin Schwäbe, die Verteidiger Benno Schmitz, Timo Hübers und Leart Paqarada, im Mittelfeld Dejan Ljubicic, der neue Kapitän Florian Kainz und Luca Waldschmidt sowie als Sturmspitze Davie Selke bereits gesetzt sein. Dazu kommen wohl sicher auch noch Innenverteidiger Jeff Chabot und Sechser Eric Martel, womit für das DFB-Pokalspiel am 14. August beim VfL Osnabrück nach derzeitigem Stand nur noch eine Position offen wäre. Dagegen hat Flügelflitzer Linton Maina, der wegen eines grippalen Infekts auch das dritte Testspiel in Folge verpasste, Rückstand aufzuholen. Das gilt auch für Regisseur Mark Uth, der gegen die Fortuna nach langer Pause immerhin sein Comeback feierte.
„Es drängen sich Spieler auf, die man vielleicht vorher nicht so im Auge hatte. Dafür sind andere keinen Schritt vorwärts gekommen. Alle Jungs wissen recht klar, in welcher Situation sie sind. Nicht nur, weil wir miteinander sprechen, sondern auch, weil sie selbst merken, wie sie sich entwickeln“, sprach Steffen Baumgart zum Abschluss der dritten Vorbereitungswoche Klartext. Die klaffende Lücke zwischen dem ersten und dem zweiten Anzug ist auch damit zu erklären, dass die Kaderplanung zuletzt ins Stocken geraten ist. Seit der Verpflichtung des Perspektiv-Sechsers Jacob Christensen Mitte Juni lassen weitere Vollzugsmeldungen auf sich warten.
Kaderplanung des 1. FC Köln ist zuletzt ins Stocken geraten
Noch immer sind mindestens drei Personalien offen: Der schwer zu findende Ersatz von Stammtorwart Marvin Schwäbe (Tomas Vaclik kommt nicht), der neue Konkurrent für Rechtsverteidiger Benno Schmitz (der gegen Aue mit zwei Toreinleitungen zu gefallen wusste) sowie der Außenbahnspieler, mit dem auch auf die schwere Verletzung von Jan Thielmann reagiert werden soll. Von den vier feststehenden Zugängen sind vorerst wohl nur Leart Paqarada und Luca Waldschmidt Kandidaten für die erste Elf. Letzterer deutete seine Klasse bereits an. Die Leihgabe des VfL Wolfsburg war wie Davie Selke in beiden Testspielen des Wochenendes als Torschütze erfolgreich.
Steffen Baumgart ließ mit seiner teilweisen Kritik am Leistungsstand der zweiten Reihe durchblicken, dass es noch zu weiteren Abgängen kommen kann. Ein Kandidat ist Kristian Pedersen, der mit Swansea City in Verbindung gebracht wird. Noch liegt den Kölnern allerdings kein Angebot des englischen Zweitligisten vor. Der erst vor einem Jahr ablösefrei von Championship-Club Birmingham City gekommene dänische Linksverteidiger konnte die Erwartungen nicht erfüllen. Pedersen brachte es auf lediglich sechs Bundesligapartien. In seinen 14 Pflichtspielen für den FC wusste der 28-Jährige selten zu überzeugen. Kurz vor dem Start aus der Winterpause warf ihn eine schwere Muskelverletzung noch weiter zurück.
Trotz des Karriereendes von Stamm-Linksverteidiger Jonas Hector ist Pedersen weiter hinten dran. Gegen Aue kam er erst in der letzten halben Stunde rein – ein klarer Fingerzeig. Links verteidigte stattdessen Leart Paqarada. Vor ihm beackerte Max Finkgräfe die Außenbahn. Der 19-Jährige hat sich durch forsche Leistungen in der Saisonvorbereitung wohl an Pedersen vorbeigeschoben. „Max und Meiko (Wäschenbach) machen es im Moment sehr gut“, lobte Steffen Baumgart die beiden Talente. Pedersens Vertrag läuft noch bis 2024. Damit steht dem FC im Falle eines vorzeitigen Abgangs eine Ablöse zu.
1. FC Köln (gegen Aue): Schwäbe; Schmitz (60. Wäschenbach), Kilian (60. Soldo), Hübers (60. Chabot), Paqarada (60. Pedersen); Olesen (60. Martel); Ljubicic (60. Limnios), Kainz (60. Huseinbasic), Finkgräfe (46. Christensen); Selke (60. Schmid), Waldschmidt (60. Adamyan). - SR.: Fuchs (Bergisch Gladbach). - Zuschauer: 3200 (ausverkauft/in Euskirchen). - Tore: 1:0 Waldschmidt (6.), 2:0 Selke (17.).