AboAbonnieren

Vier sieglose SpieleDer 1. FC Köln und sein „Torkater “nach Karneval

Lesezeit 5 Minuten
1. FC Koeln Pressekonferenz Steffen Baumgart Trainer 1. FC Koeln Pressekonferenz 1. FC Koeln Geissbockheim, 16.03.2023 *** 1 FC Koeln press conference Steffen Baumgart coach 1 FC Koeln press conference 1 FC Koeln Geissbockheim, 16 03 2023 Copyright: xBEAUTIFULxSPORTS/Wunderlx

FC-Trainer Steffen Baumgart auf der Pressekonferenz vor dem Bundesliga-Auswärtspiel der Geißböcke am Samstagabend bei Borussia Dortmund.

Der 1. FC Köln tritt am Samstag im Topspiel der Fußball-Bundesliga beim Tabellenzweiten Borussia Dortmund an und möchte seine seit 364 Minuten anhaltende Torflaute beenden.

Steffen Baumgart ist auf der Suche nach den Ursachen für die Tor- und Ergebniskrise des 1. FC Köln auch an einer Stelle fündig geworden, die im Rheinland eigentlich niemand offen ausspricht. „Als Trainer des 1. FC Köln habe ich meine Erfahrungen mit dem Karneval gemacht und ich muss definitiv sagen, dass der Karneval uns nicht gutgetan hat“, sprach der FC-Trainer vor dem schweren Auswärtsspiel am Samstag (18.30 Uhr/Sky) bei Borussia Dortmund freimütig die unangenehme Wahrheit aus.

Baumgart wusste diesen Umstand nicht nur zu beschreiben, sondern auch Konsequenzen daraus abzuleiten: „Ob es nun die vielen Erkältungen waren oder einige der wirklich sehr schönen Veranstaltungen, bei denen wir dabei waren, ich werde in der Zukunft einiges anders machen“, sprach er über seine ersten Karnevals-Erfahrungen als FC-Trainer.

Als Trainer des 1. FC Köln habe ich meine Erfahrungen mit dem Karneval gemacht und muss definitiv sagen, dass uns der Karneval nicht gutgetan hat.
Steffen Baumgart, FC-Trainer

Der Ablenkungsfaktor der fünften Jahreszeit und die gesundheitlichen Folgen, die bei der Feierei im großen Kreis nicht ausbleiben, sind also Puzzleteile des Bildes, das für die Kölner vier Spiele in Serie ohne Treffer ausweist. Ein „Torkater“ sozusagen, der mit dazu geführt hat, dass es nach dem triumphalen 3:0-Heimsieg gegen Frankfurt vor Karneval nur einen Punkt gegeben hat und die Abstiegsplätze in der Fußball-Bundesliga nach 24 Spieltagen wieder näher gerückt sind.

Baumgart wirkte auf der Pressekonferenz vor dem Duell mit dem Tabellenzweiten fast ein wenig erleichtert über die Erkenntnis, dass seine wohlwollend gemeinte lange Leine gegenüber den Spielern im Karneval ein paar unliebsame Folgen hatte. Diese Ursache ist nämlich zu beheben, wenn sie erst einmal als solche benannt worden ist. Und tatsächlich auch erklären kann, warum die Kölner seit vier Spielen nicht mehr gewonnen haben und mit Ausnahme des 0:0 bei Union Berlin ein Stück weit von ihrem eigentlichen Leistungsvermögen entfernt waren.

Baumgart fordert klarere Abschlüsse

„Ich habe das Gefühl, dass die Jungs wieder viel frischer sind und klarer werden“, beschreibt der Trainer seine positiven Eindrücke aus der Trainingswoche nach der ernüchternden 0:2-Heimniederlage gegen den VfL Bochum. Und nennt als Beispiele Denis Huseinbasic, Florian Kainz und Sargis Adamyan, die damit durchaus Chancen besitzen dürften, am Samstag von Beginn an aufzulaufen. Der 51-Jährige macht es sich allerdings nicht so einfach und schiebt die aktuelle Misere allein auf das närrische Treiben und seine Auswüchse. „Das Runde muss mal wieder ins Eckige. Wir haben nicht getroffen, aber sehr gute Möglichkeiten gehabt. Wir müssen daran arbeiten, dass das noch klarer wird“, sieht er im Abschluss sehr viel Luft nach oben.

In der Aufarbeitung der Tor- und Sieglosigkeit ab Karneval haben Baumgart und sein Team dabei einmal mehr die Erkenntnis gewonnen, dass der einmal eingeschlagene Weg für sie der richtige bleibt. „In erster Linie bleiben wir komplett bei uns. Wir gehen unseren Weg weiter, spielen unseren Fußball. Auch wenn die Ergebnisse schwierig sind, werfen wir nicht alles über den Haufen“, fand Baumgart klare Worte und fasste seine „wichtige Erkenntnis“ noch einmal für sich und alle andere so zusammen: „Es ist eine wichtige Phase für uns. Am Ende kommst du aus einer solchen Situation nur heraus, wenn du weitermachst. Damit habe ich in meiner bisherigen Karriere als Trainer immer gute Erfahrungen gemacht.“

8500 FC-Fans in Dortmund dabei

Die Kölner werden demnach am Samstagabend vor 81.365 Zuschauern, darunter 8500 FC-Fans, im ausverkauften Dortmunder Fußballtempel ohne Wenn und Aber mutig und hoch anlaufen, attackieren und versuchen ihre 364 Minuten langanhaltende Torflaute zu beenden. Die Jungs sind nach solchen Ergebnissen natürlich enttäuscht, aber keiner lässt die Köpfe hängen. Ich bin weit davon entfernt, daran zu glauben, dass wir nicht die Wende schaffen.“

Der BVB gehört aktuell allerdings nicht zu den Bundesligisten, gegen die eine solche Wende für einen Club wie den FC machbar erscheint. Das Team von Trainer Edin Terzic ist zwar im Achtelfinale der Champions League am FC Chelsea gescheitert und hat zuletzt nur 2:2 beim FC Schalke 04 gespielt, ist aber auch seit neun Spielen ungeschlagen (acht Siege) und hat sich im Meisterschaftskampf zu einem echten Konkurrenten der Bayern gemausert.

Wir fahren nicht dahin und gehen davon aus, dass wir gewinnen. Aber wir können gewinnen.
Steffen Baumgart, FC-Trainer

„Ob Dortmund Meister wird, ist mir ehrlich gesagt egal. Wir wollen nicht dazu beitragen, dass sie an Bayern dranbleiben“, sagte Steffen Baumgart und machte sich in der Rolle des Außenseiters nicht Bange: „Schwächen sehe ich nicht beim BVB. Aber das ist auch nicht schlimm. Wir fahren nicht dahin und gehen davon aus, dass wir gewinnen. Aber wir können gewinnen.“ Vielleicht hatte der Coach auch im Hinterkopf, dass sein Team in dieser Saison noch kein Spiel gegen einen deutschen Champions League-Teilnehmer verloren hat und gegen die „Großen“ deutlich besser aussieht als gegen die „Kleinen“ der Liga. Im Hinspiel gab es übrigens einen spektakulären 3:2-Heimsieg der Geißböcke.

Fragezeichen hinter Horn, Downs im Kader

Personell bangen die Kölner noch um den Einsatz vor Ersatztorwart Timo Horn, den auch die Erkältungswelle nach Karneval getroffen hat. „Da warten wir noch den Freitag ab“, erklärte Baumgart. Sollte Horn nicht rechtzeitig fit werden, wäre Matthias Köbbing die Nummer zwei hinter Marvin Schwäbe. Mit Damien Downs steht zudem ein U19-Spieler im Dortmund-Kader.

Baumgart hält große Stücke auf den jungen Stürmer, attestierte ihm gute Trainingsleistungen und glaubt, dass er „in Zukunft häufiger bei uns auftauchen wird“. Zudem soll Downs die Optionen in der brach liegenden Torproduktion erhöhen: „Die Kadersituation ist so, dass wir ihn mitnehmen können. Das halten wir hinsichtlich unserer Offensivsituation für wichtig“, erklärte Baumgart. Und auch der Cheftrainer des 1. FC Köln weiß, dass am Ende des Tages das Toreschießen in der Fußball-Bundesliga nur wenig mit Karneval zu tun hat, sondern viel mehr mit der Qualität der Abschlüsse.