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Trotz Dominanz1. FC Köln und Gladbach teilen die Punkte in torlosem Derby

Lesezeit 4 Minuten
Es ist Steffen Baumgart im Stadion zu sehen.

Köln Trainer Steffen Baumgart beim Derby gegen Borussia Mönchengladbach.

Der 1. FC Köln verpasst am Sonntag den Befreiungsschlag im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga.

Als Schiedsrichter Felix Zwayer zum Feierabend bat, wusste das Publikum nicht so recht, wie es mit diesem 0:0 umgehen sollte. Ein Teil der 50 000 Zuschauer in Müngersdorf spendete warmen Applaus für den Auftritt des 1. FC Köln am Ende einer turbulenten Woche, die im Zeichen der Transfersperre durch die Fifa gestanden hatte.

Der andere Teil reagierte mit verhaltenen Pfiffen. Wirklich zufrieden stimmte die Nullnummer im rheinischen Derby gegen eine harmlose Gladbacher Borussia niemanden. Trotz einer dominant geführten ersten Halbzeit hatten die Geißböcke den erhofften Befreiungsschlag im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga verpasst.

„Wir waren sehr aktiv und haben ein gutes Spiel gemacht“, erklärte Trainer Steffen Baumgart. „Allerdings müssen wir langsam Tore erzielen.“ Der Sportliche Leiter Thomas Kessler bewertete es ähnlich: „Es war ein Schritt in die richtige Richtung. Wir haben einen hohen Aufwand betrieben – am Ende des Tages leider mit zu wenig Ertrag.“

Adamyan nicht im Kader

Bei den Kölnern war das 1:6-Debakel vor der Länderspielpause bei Borussia Dortmund nicht ohne Folgen geblieben. Baumgart nahm gleich drei personelle Veränderungen vor. Dejan Ljubicic, Mathias Olesen und der aus sportlichen Grünen nicht mal im Kader stehende Sargis Adamyan verloren ihren Platz in der Startelf. Im Gegenzug rückten Linton Maina, Eric Martel und Kingsley Schindler rein.

Als die Kölner Mannschaft ihr Aufwärmprogramm beendet hatte, ereignete sich ein seltener Moment. Kapitän Jonas Hector und Co. reihten sich außergewöhnlich lange vor der Südkurve auf, um sich mit ihren Fans auf das Derby einzustimmen. Stadionsprecherikone Michael Trippel setzte noch einen drauf. Bevor Trippel die Mannschaftsaufstellungen verlas, rief er voller Inbrunst in sein Mikrofon: „Lassen Sie mich bitte eins sagen, und das mit viel Mut, Vertrauen und Selbstbewusstsein: Eins bleibt bestehen, der 1. FC Köln wird niemals untergehen.“ Erneut donnerte Applaus.

Gastgeber nahmen Schwung mit

Und in der Tat: Als die Rauchschwaden aus dem Gästeblock verzogen waren, nahmen die Gastgeber den Schwung mit. Baumgarts Team war auf rutschigem Geläuf von Beginn an hellwach und riss die Kontrolle sofort an sich. Nach nur 80 Sekunden hätten die Gastgeber bereits führen können. Maina lief in der eigenen Hälfte einen Querpass von Ko Itakura ab und sprintete drauf los. Eigentlich war der Ball schon weg. Doch weil Kouadio Koné im eigenen Sechzehner den Halt verlor, kam Davie Selke zum Abschluss. Sein Drehschuss kam zentral auf Torwart Jonas Omlin.

In der elften Minute spielten sich die Kölner die zweite gute Chance heraus. Eine Vorlage des agilen Maina setzte Schindler aus acht Metern deutlich über das Gehäuse. Es spielte weiter nur eine Mannschaft. Während die seltsam inspirationslosen Gladbacher enttäuschten, drängte der FC auf die Führung. In der 22. Minute lagen sich nicht wenige FC-Fans schon jubelnd in den Armen. Ein gefühlvoller Freistoß von Florian Kainz streifte noch das Außennetz.

Überfälliger Führungstreffer fehlte

Dann versuchten es die Geißböcke zweimal mit Gewalt: Schindler (28.) und Eric Martel nach einer Ecke (38.) zwangen den starken Omlin zur Faustabwehr. Was am Ende einer hochüberlegenen ersten Kölner Hälfte fehlte, war der überfällige Führungstreffer. „Wir haben die Fans mitgenommen, waren die bessere Mannschaft und hatten gute Chancen. Leider hat heute wieder das Quäntchen Glück gefehlt“, erklärte Martel, dessen Team die Flanken-Statistik klar mit 25:5 gewann.

So konnte es auch Gladbacher Sicht nicht weitergehen, und so ging es auch nicht weiter. Daniel Farkes Halbzeitansprache zeigte offenbar Wirkung. Die Borussia trat fortan mutiger und entschlossener auf. Lars Stindl setzte mit einem Flachschuss ein erstes Warnsignal (53.).

Nur eine Minute später hätten die Gäste den Spielverlauf beinahe auf den Kopf gestellt. Marcus Thuram startete einen Schnellangriff über die linke Seite und bediente im Zentrum den heranrauschenden Florian Neuhaus, der den Ball Zentimeter am langen Pfosten vorbei grätschte. Auf der Gegenseite verzog Schindler (55.).

In der letzten halben Stunde verflachte das Geschehen. Offenbar mussten die Kölner dem hohen Pensum aus der ersten Hälfte Tribut zollen. Baumgart versuchte dagegen zu steuern, indem er mit Steffen Tigges und Dejan Ljubicic (jeweils 61.) sowie Rückkehrer Jan Thielmann und Denis Huseinbasic (jeweils 77.) frisches Personal für die Offensiv brachte. Mehr als ein gefährlich abgefälschter Distanzschuss von Martel gelang aber nicht mehr (89.).

Daniel Farke ordnete das Remis als „unter dem Strich verdient“ ein. „In der ersten Halbzeit war Köln die bessere Mannschaft. Danach haben wir eine gute Reaktion gezeigt.“ Insgesamt sei es „kein Filetstück an Fußballspiel“ gewesen, befand Gladbachs Trainer. Jeff Chabot hielt für die Kölner dagegen, in dem er meinte: „Wir haben zwei Punkte verloren. In der ersten Halbzeit hätten wir in Führung gehen müssen. Auf der anderen Seite sind wir froh, dass wir die Null halten konnten.“