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Trainersuche des 1. FC KölnVier Kandidaten in der engen Auswahl

Lesezeit 4 Minuten

Nach dem Abschied von Steffen Baumgart (r.) fungiert André Pawlak (l.) erneut als Interims-Cheftrainer des 1. FC Köln.

Die Suche nach einem Nachfolger für Steffen Baumgart ist in die finale Phase eingebogen. Vieles deutet auf eine externe Lösung hin, die nicht aus dem Kreise der üblichen Verdächtigen stammt.

Er ist so etwas wie eine Allzweckwaffe am Geißbockheim. Sechseinhalb Jahre sind es nun schon, in denen André Pawlak für den 1. FC Köln tätig ist. Über einen Mangel an Abwechslung kann er sich wahrlich nicht beklagen. Der ehemalige Lehrer für Mathematik und Chemie und heutige Fußballlehrer begann seine hauptamtliche Trainer-Tätigkeit im Sommer 2017 bei den Talenten der U17. Nur wenige Monate später wurde seine Hilfe von der in Not geratenen Regionalliga-Mannschaft benötigt. Im Endspurt der Saison 2018/19 waren Pawlaks Dienste dann erstmals bei den Profis gefragt, um nach der Entlassung von Markus Anfang die Rückkehr in die Erstklassigkeit zu finalisieren.

Seither gehört der 52-Jährige fest zum Trainerteam des Bundesligisten. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf der Betreuung der jungen Spieler sowie auf der Einübung von Standardsituationen. André Pawlak hat Kollegen kommen und gehen sehen, er arbeitete als Assistent unter Achim Beierlorzer, Markus Gisdol und zuletzt Steffen Baumgart. Obgleich das Miteinander in der Ära Baumgart im „Callcenter“ besonders innig war, wird der gebürtige Gelsenkirchener den Geißböcken auch nach dem Abschied des Kulttrainers die Treue halten. Zu diesem Entschluss ist der Familienvater während seines Weihnachtsurlaubes in Tirol gelangt, in dem er sich – wie von Sportchef Christian Keller erbeten – Gedanken über seine persönliche Zukunft gemacht hat.

Die kurzfristige Zukunft sieht für André Pawlak die Übernahme einer dieser Spezialaufgaben vor, mit denen er beim 1. FC Köln inzwischen bestens vertraut ist. Da die Suche nach einem neuen Chefcoach anderthalb Wochen nach der Trennung von Steffen Baumgart noch nicht abgeschlossen ist, wird der bisherige Co-Trainer am Dienstag (Beginn von 11 auf 14 Uhr verlegt) die Leitung der ersten Übungseinheit nach der Winterpause übernehmen. Wer ihm dabei zur Seite stehen wird, ist noch unklar. Der FC ließ zunächst offen, wie es mit den beiden anderen Co-Trainern René Wagner (35) und Kevin McKenna (43) weitergeht. Als nahezu sicher gilt, dass Wagner den FC ebenfalls verlassen wird. Der für taktische Angelegenheiten zuständige 35-Jährige fühlt sich zwar wohl in Köln. Doch Wagner ist ein langjähriger Vertrauter Baumgarts, mit dem er bereits beim SC Paderborn zusammengearbeitet hat. Da Baumgart damit liebäugelt, bereits Ende Januar eine neue Aufgabe zu übernehmen, ist davon auszugehen, dass der Tabellenvorletzte und Wagner getrennte Wege gehen werden.

Die Devise von FC-Sportchef Keller lautet: Qualität vor Zeit

Die Suche nach einem Nachfolger für Steffen Baumgart ist derweil ein wohlbehütetes Geheimnis am Geißbockheim. Nur ein ganz kleiner Personenkreis ist involviert. Es spricht für die Professionalität des Auswahlprozesses, dass weiterhin keine bestätigten Namen durchgesickert sind. Dieser ist inzwischen in die finale Phase eingebogen. Nach Rundschau-Informationen wurde die anfängliche Longlist mit Unterstützung externer Agenturen, die bei der Sortierung der unzähligen Bewerbungen halfen, auf vier finale Kandidaten reduziert. Derzeit durchläuft das Quartett ein Assessment-Center. Bei der Besetzung der Trainerposten für die U21- und die Frauen-Mannschaft ließ Sportchef Christian Keller die Anwärter unter anderem den Kader analysieren sowie Fördermaßnahmen für Talente und darauf abgestimmte Trainingspläne erstellen. Kellers Devise lautet: Qualität vor Zeit. Daher kann es sein, dass der neue Chefcoach erst im Laufe der Woche oder sogar später feststeht. Zumal vor der Unterschrift auch der Gemeinsame Ausschuss noch sein Einverständnis geben muss.

Inzwischen zeichnet sich immer mehr ab, dass der FC eine externe Lösung verfolgt und dabei offenbar nicht im Kreise der üblichen Verdächtigen sucht. Wie von der Rundschau berichtet, scheiden Bo Svensson, Stefan Kuntz, Thomas Reis, André Breitenreiter, Heiko Herrlich und Friedhelm Funkel als Kandidaten wohl allesamt aus. Dasselbe soll für Enrico Maaßen (zuletzt FC Augsburg) gelten. Sportchef Keller sucht einen Fußballlehrer, der die unter Steffen Baumgart implementierte Spielidee fortsetzen und auf Basis der erfolgreichen Nachwuchsarbeit zudem vermehrt junge Spieler einbauen soll.

Ein Trainer, der sehr gut in dieses Profil passt, ist Thomas Stamm. Der 40-jährige Schweizer genießt einen hervorragenden Ruf als Entwickler, der mutigen Fußball spielen lässt. In der vergangenen Saison führte der frühere Profi des FC Winterthur und FC Schaffhausen den SC Freiburg II sensationell zur Vizemeisterschaft in der 3. Liga – mit der besten Punkteanzahl, die eine zweite Mannschaft in der dritthöchsten deutschen Spielklasse jemals erreicht hat. Ein außerordentlicher Erfolg, der Begehrlichkeiten weckte: Während Thomas Stamm zuletzt mit mehreren Schweizer Erstligisten in Verbindung gebracht wurde, verlor die Reserve des Sportclubs einen Großteil ihrer Talente – und steht nach einem Umbruch vor dem Abstieg in die Regionalliga.

Ob sich Stamm, der im Breisgau als designierter Nachfolger von Club-Ikone Christian Streich gehandelt wird, einen Wechsel vorstellen könnte, ist unklar. Eine Anfrage der Rundschau ließ der langjährige Mitarbeiter der Freiburger Fußballschule zunächst unbeantwortet. Als weitere kreative Lösungen kommen wie berichtet Bo Henriksen (FC Zürich), Matthias Kohler (zuletzt FC Volendam), Christian Ilzer (Sturm Graz) oder auch Tobias Schweinsteiger (zuletzt VfL Osnabrück) infrage.