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Schwächste Offensive der BundesligaDie Misere des 1. FC Köln vor dem Tor

Lesezeit 4 Minuten

In Enttäuschung vereint: Die FC-Spieler (v.l.) Jeff Chabot, Benno Schmitz, Eric Martel und Steffen Tigges nach dem Chancenwucher gegen Augsburg.

Der 1. FC Köln zeigt sich beim 1:1 gegen Augsburg spielerisch verbessert, doch die Abschlussschwäche ist eklatant. Hoffnung macht die Reaktion nach zwei desolaten Auftritten.

Linton Maina hatte lange auf sein erstes Saisontor warten müssen. Doch als die persönliche Durststrecke ihr Ende gefunden hatte, wollte auch keine rechte Freude bei dem Flügelstürmer des 1. FC Köln aufkommen. Zu sehr haderte er mit dem Ergebnis. Das 1:1 (1:1) gegen den als Mitkonkurrenten im Abstiegskampf gehandelten FC Augsburg entsprach nicht dem Resultat, das sich die Geißböcke im Vorfeld ausgemalt hatten. Auch stand die Torausbeute in keinem ausgewogenen Verhältnis zu den Möglichkeiten, die sich die Gastgeber herausgespielt hatten. „Der Punkt ist zu wenig, nicht nur aufgrund der Situation, sondern auch wegen der Leistung. Wir hätten uns heute mit drei Punkten belohnen können, wahrscheinlich sogar müssen“, ärgerte sich Maina. Stattdessen fielen die Kölner durch den Überraschungssieg des FSV Mainz 05 gegen RB Leipzig sogar wieder ans Tabellenende der Fußball-Bundesliga zurück. Der Druck vor dem nächsten richtungsweisenden Spiel am Samstag (18.30 Uhr) beim VfL Bochum hat weiter zugenommen.

Der Auftritt von Linton Maina stand dabei stellvertretend für die Achterbahnfahrt der Gefühle, die der FC am Samstagnachmittag vor 49.300 Zuschauern im verregneten Müngersdorf erlebte. Zunächst nährte der 24-Jährige die Hoffnung auf den zweiten Heimsieg in Folge, indem er einen über Rasmus Carstensen und Luca Waldschmidt eingeleiteten Angriff mit der verdienten 1:0-Führung abschloss (16.). Der Vorsprung hatte aber nur neun Minuten Bestand, weil Phillip Tietz am Ende einer langen Fehlerkette zum Ausgleich vollstreckte. Erst ließ Robert Gumny die Kölner Maina, Dominique Heintz und Mark Uth nacheinander stehen, und dann störte auch Timo Hübers den Torschützen nur halbherzig.

Ich bin froh, dass wir uns überhaupt so viele Chancen herausgespielt haben, das sah die letzten Wochen auch schon mal anders aus.
Linton Maina, FC-Torschütze zur 1:0-Führung

Das schwache Kölner Defensivverhalten beim Gegentor wäre am Ende nicht allzu sehr ins Gewicht gefallen, hätte der FC eine seiner zahlreichen Chancen zur erneuten Führung genutzt. So wie etwa Linton Maina in der 69. Minute: Nach einem weiten Schlag aus der eigenen Hälfte steuerte der Sprinter alleine auf das Augsburger Gehäuse zu. Doch anstatt den Torabschluss zu suchen, schaltete sich bei Maina das Kopfkino an. So wurde der Linksaußen im letzten Moment noch vom zurückgeeilten FCA-Abwehrchef Jeffrey Gouweleeuw abgefangen. „Ich habe einfach zu lange überlegt“, erklärte Maina seinen Aussetzer, mit dem der Kölner Chancenwucher endgültig perfekt war. Zuvor hatten bereits Luca Waldschmidt (7., 53.), Eric Martel (26.), Startelf-Rückkehrer Mark Uth (48.) sowie Jeff Chabot (54.) teils beste Möglichkeiten für den FC verstreichen lassen und eine Erklärung dafür geliefert, warum das Schlusslicht mit mageren acht Toren (davon drei Elfmeter) aus zehn Spielen über die harmloseste Offensive der Liga verfügt.

„Die Chancen waren da. Am Ende müssen wir sie machen, dann gehen wir hier auch als Sieger vom Platz“, resümierte Linton Maina, der andererseits den spielerischen Fortschritt nicht unerwähnt lassen wollte: „Ich bin froh, dass wir uns überhaupt so viele Chancen herausgespielt haben, das sah die letzten Wochen auch schon mal anders aus.“ Die Umstellungen, die Steffen Baumgart nach den desolaten Auftritten in der Liga in Leipzig (0:6) und beim Pokal-Aus in Kaiserslautern (2:3) vorgenommen hatte, zeigten also durchaus Wirkung. „Ich bin mit allen, die reingekommen sind, im Großen und Ganzen sehr zufrieden“, erklärte der FC-Coach, der sich nicht davor gescheut hatte, bislang unumstrittenen Stammspielern einen Denkzettel zu verpassen.

Wir werden deshalb alles daran setzen, dass die Jungs weiter Sicherheit kriegen. Aber das versuchen wir schon die ganze Zeit.
Steffen Baumgart, FC-Trainer

Baumgart tauschte beide Außenverteidiger (Rasmus Carstensen und Dominique Heintz statt Benno Schmitz und Leart Pacarada) und setzte in der Offensive auf Mark Uth und Steffen Tigges an Stelle der zuletzt enttäuschenden Dejan Ljubicic und Davie Selke. „Ich habe eine Mannschaft gesehen, die vieles von dem auf den Platz gebracht hat, was wir uns vorgenommen haben. Das sollte uns bestärken“, erklärte Thomas Kessler. Der im Abstiegskampf erprobte Heintz stimmte seinem Sportlichen Leiter zu: „Wir haben das gezeigt, was wichtig ist, wenn du hinten drin stehst: Wir haben gekämpft und waren eine Einheit. Das stimmt mich positiv. Diesen Fight müssen wir auch in Bochum liefern.“

Zur Kehrseite der Medaille gehörte, dass der FC defensiv anfällig agierte – und bei gleich drei Aluminiumtreffern von Ermedin Demirovic (19.), Niklas Dorsch (41.) und Ruben Vargas (77.) sowie der Großchance des frei stehenden Arne Engels (86.) die Partie genauso hätte verlieren können. „So ein Spiel muss eher 3:3 oder 4:3 ausgehen“, fasste Steffen Baumgart das Chancenfestival auf beiden Seiten zusammen. Anfreunden mit dem Remis wollte sich der FC-Coach nach 28:18 Torschüssen zu Gunsten der Kölner allerdings nicht: „Die Unzufriedenheit ist definitiv da. Wenn ich sehe, was wir uns für Situationen im Strafraum herausgespielt haben, dann passt das Ergebnis aus meiner Sicht nicht.“ Als Grund für die vielen vergebenen Chancen nannte Baumgart den fehlenden „Tick Ruhe“ beim Abschluss. „Wir werden deshalb alles daran setzen, dass die Jungs weiter Sicherheit kriegen. Aber das versuchen wir schon die ganze Zeit.“