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Neuer Trainer des 1. FC KölnSo lief das Auftakttraining von Timo Schultz am Geißbockheim

Lesezeit 5 Minuten
1. FC Köln, Training, von links: Florian Kainz, Timo Schultz (1. FC Köln), 04.01.2024, Bild: Herbert Bucco

Gute erste Gespräche: FC-Kapitän Florian Kainz (l.) hofft unter dem neuen Trainer Timo Schultz zu seiner gewohnten Form zurückzufinden.

Timo Schultz ist motiviert, die Mannschaft zum Klassenerhalt zu führen. Er lobt die Spieler für ihre Energie und betont das Potenzial des Teams.

Timo Schultz trat mit einem freundlichen Lächeln in die Runde der wartenden Journalisten. „Ich bin der Timo“, lockerte der neue Cheftrainer des 1. FC Köln die kleine Vorstellrunde am Ausgang des Franz-Kremer-Stadions erst einmal auf. So als ob niemand wisse, mit wem man es hier zu tun hat. Nachdem der 46-Jährige ein paar Hände geschüttelt und ein paar neue Namen gelernt hatte, musste er gleich ungefragt seine Begeisterung loswerden: „Ein tolles Training. Es war sehr viel Energie auf dem Platz und die Jungs haben sich die ganze Zeit gegenseitig gepusht“, zeigte sich Schultz von seiner Mannschaft angetan.

Seit dem 4. Januar weht am Geißbockheim also ein neuer Wind. Die Veränderung war bei der zweiten Einheit unter Timo Schultz am Freitag, dem 52. Geburtstag seines Vorgängers Steffen Baumgart, unverkennbar. Die Freude, die Intensität und die Lust, die die FC-Truppe unter Baumgart über zweieinhalb Jahre etabliert und bis auf die letzten zwei Wochen seiner Amtszeit immer an den Tag gelegt hatte, waren wieder spürbar. Ein verheißungsvoller Start für Timo Schultz, dessen komplizierte Mission lautet, die Geißböcke in den verbleibenden 18 Spielen der Bundesliga-Saison 2023/24 von Platz 17 aus zum Klassenerhalt zu führen.

Es fehlt ein Punkt, um zumindest mal auf dem Relegationsplatz zu stehen. Das ist nicht die Welt im Fußball. Und es fehlen drei, je nach Torverhältnis vier Punkte, um auf einem Nichtabstiegsplatz zu sein.
Christian Keller, Geschäftsführer Sport 1. FC Köln

„Ich erhoffe, erwarte mir und bin auch total davon überzeugt, dass wir wieder mit einer positiven Grundhaltung nach vorne schauen und diese Aufgabe angehen. Wir haben 18 Spiele, zehn davon sind zu Hause. Es fehlt ein Punkt, um zumindest mal auf dem Relegationsplatz zu stehen. Das ist nicht die Welt im Fußball. Und es fehlen drei, je nach Torverhältnis vier Punkte, um auf einem Nichtabstiegsplatz zu sein“, hatte FC-Sportchef Christian Keller am Donnerstag die Ausgangsposition skizziert und zu Optimismus aufgerufen: „Lasst es uns zusammen angehen. Warum sollen wir das nicht schaffen?“

Die Frage nach dem „Wie“ muss trotz Kellers Zuversicht gestattet sein. Timo Schultz beantwortete sie wie folgt: „Die Mannschaft hat das Potenzial. Ich habe diese Saison viele Spiele des FC gesehen, die Spitz auf Knopf waren. Die Mannschaft ist nicht weit davon entfernt, Bundesliga-Spiele gewinnen zu können.“

Natürlich muss der neue FC-Coach dafür an ein paar Stellschrauben stehen oder wie er es nennt, „kleinere Anpassungen vornehmen, um das Spiel mit Ball flexibler zu gestalten“. Das Hauptaugenmerk liegt darauf, wieder jeden Spieler auf der Position zum Einsatz zu bringen, auf der er sich laut Schultz „am wohlsten fühlt“. Ein klarer Fingerzeig in Richtung Baumgart, der sich gerade bei der Positionierung von Kapitän Florian Kainz als Zehner und Sechser, von Neuzugang Luca Waldschmidt oder auch von Dejan Ljubicic (beide oft als Achter) viel Kritik gefallen lassen musste, letztlich aber uneinsichtig blieb. Folge war, dass die drei Leistungsträger deutlich unter Form blieben, mit sich und ihrer Situation zunehmend haderten und schließlich bei Baumgarts letztem Spiel bei Union Berlin (0:2) zu Beginn sogar auf der Bank Platz nehmen mussten.

Wir wollen kürzere Abstände zwischen den Spielern und dabei geht es auch darum, in welchem Raum und auf welcher Position sich ein Spieler am besten entfalten kann.
Timo Schultz, Cheftrainer 1. FC Köln

Schultz, der wie Baumgart vorwiegend auf eine Formation mit Viererkette setzt, aber auch schon mal einen Dreieraufbau oder Dreierkette spielen lässt, ließ Kainz im Training am Freitag gleich mal wieder auf seiner angestammten Position auf dem linken Flügel auflaufen und suchte immer wieder die Kommunikation mit seinem Kapitän: „Die Formation ist ein wesentlicher Faktor, aber im modernen Fußball geht es primär um Räume und flexible Spielertypen. Im Vordergrund steht die Entscheidungskraft der Spieler, im richtigen Moment das Richtige zu tun“, erklärte der Coach, um dann seine Herangehensweise zu beschreiben: „Wir wollen kürzere Abstände zwischen den Spielern und dabei geht es auch darum, in welchem Raum und auf welcher Position sich ein Spieler am besten entfalten kann. Und eines weiß ich. Wir haben verdammt viele, gute Spieler in dieser Mannschaft.“

Schultz will das Potenzial wieder erwecken

Timo Schultz hat in seiner eingehenden Analyse der sportlichen Situation des 1. FC Köln also das nötige Leistungsvermögen jedes Einzelnen und des Teams erkannt, um die Klasse halten zu können und glaubt zu wissen, was er zu tun hat, um dieses Potenzial wieder zum Vorschein zu bringen. Notfalls ist er auch bereit, ein Stück weit von seiner Fußball-Philosophie abzurücken, die im Grunde der von Steffen Baumgart ähnelt: „Aktiv sein, aggressiv spielen und vorwärts Denken sind wesentliche Bestandteile meiner Idee. Um Punkte zu holen, wird es aber auch darum gehen, der Mannschaft wieder mehr Sicherheit zu geben.“

Auch abseits des Platzes tut der neue FC-Coach alles, um seine Spieler kennenzulernen und besser verstehen zu können: „Ich bin kein Freund von gekünstelten Teambuildung-Maßnahmen. Und ich rede lieber mit meinen Spielern und suche ihre Nähe, als dass ich über Instagram nachschaue, was sie machen und wo sie sind“, erklärte Schultz das gegenseitige „Beschnuppern“.

Der Ostfriese hat auf dem Weg zum angestrebten Klassenerhalt natürlich auch Niederlagen eingeplant. „Wir haben nicht viel Zeit bis zum ersten Spiel gegen Heidenheim und müssen versuchen, in einigen Bereichen mit relativ kleinem Aufwand eine hoffentlich große Wirkung zu erreichen“, sagte Schultz bei seiner Vorstellung. Dazu müssten alle Protagonisten beim FC gerade im Zusammenhang mit den zu erwartenden Rückschlägen „einen langen Atem haben, dran- und vor allem inhaltlich bleiben“.