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WunschspielerWie Stürmer Davie Selke dem 1. FC Köln helfen soll

Lesezeit 3 Minuten
 Davie Selke / Aktion / Oberkoerper Oberkörper von hinten / / Fußball Fussball / DFL Bundesliga Herren / Testspiel Saison 2022/2023 / 26.11.2022 / Ludwigsfelder FC LFC vs Hertha BSC Berlin /

Auf dem Sprung nach Köln: Der Noch-Berliner Davie Selke.

Die einst steile Karriere von Davie Selke steckt in der Sackgasse. Beim 1. FC Köln muss Herthas Mittelstürmer die Kurve bekommen. Steffen Baumgart kann dabei erneut eine wichtige Rolle spielen.

Steffen Baumgart gilt als Experte für komplizierte Fälle. Sein Ruf kommt nicht von ungefähr. Als Anthony Modeste sportlich am Boden lag, war es der Trainer des 1. FC Köln, der den Franzosen in einen Torjäger zurückverwandelte. Nun sind Baumgarts Fähigkeiten als Krisenbewältiger erneut gefragt. Diesmal soll er Davie Selke wieder auf die Sprünge verhelfen. Jener einstigen Sturmhoffnung im deutschen Fußball, die in den vergangenen Jahren nur noch ein Reservistendasein fristete. Nach mickrigen zwölf Toren in den zurückliegenden 121 Bundesliga-Einsätzen steckt Selkes so verheißungsvoll begonnene Karriere in der Sackgasse.

Hertha BSC will seinen einstigen Rekordtransfer und aktuellen Großverdiener (Vertrag bis 30. Juni 2023) im Kampf gegen die finanzielle Misere vorzeitig von der Gehaltsliste bekommen. Mit dem 1. FC Köln haben die Hauptstädter wie berichtet einen Abnehmer gefunden. Es geht nur noch um Details. Der Transfer zwischen den beiden Abstiegskampf-Konkurrenten könnte pünktlich zum Wiederbeginn des Kölner Trainings am 2. Januar über die Bühne gehen.

Der ehemalige U21-Europameister und Olympia-Zweite soll ablösefrei von der Spree an den Rhein wechseln und einen Eineinhalb-Jahresvertrag unterschreiben. Selke ist nach Rundschau-Informationen Kölns Wunschlösung bei der Suche nach einem neuen Mittelstürmer gewesen. Für seine vielleicht schon letzte Chance ist er offenbar bereit, erhebliche Gehaltsabstriche in Kauf zu nehmen. Denn auch in Köln sind die Kassen leer.

Hoffen auf eine Win-win-Situation

Was die Suche auf dem ohnehin rar bestückten Wintertransfermarkt noch einmal erschwerte. Eine originelle Lösung war deshalb nicht zu erwarten gewesen. Und sie ist es auch nicht geworden. Dafür soll die Zusammenarbeit zwischen dem 1. FC Köln und Davie Selke zu einer klassischen Win-win-Situation werden. Selke muss sich beweisen, damit seine Karriere kein böses Ende nimmt. Der FC wiederum benötigt zum Gelingen des Klassenerhalts einen Mann, der die Sturmproblematik behebt, mit der sich der Club seit dem Modeste-Abgang im Sommer herumschlägt.

Steffen Tigges, der Zugang aus Dortmund, hat bislang mehr enttäuscht als überzeugt. Zudem fehlt es in der Offensive an Personal. Florian Dietz (Kreuzbandriss) und Sebastian Andersson (Reha nach Knie-Operation) sind langzeitverletzt. Jan Thielmann (Muskelverletzung) kommt frühestens Ende Januar zurück, Mark Uth (Reha nach erneuter Schambein-Operation) erst im Laufe des Frühjahrs. Gefragt sind Tore, die den FC so schnell wie möglich wieder aus dem unteren Tabellendrittel befreien. Liefern soll sie der fünffache A-Nationalspieler Selke, dessen erfolgreiche Zeiten schon länger vorbei sind.

Das von Steffen Baumgart praktizierte System könnte allerdings genau passend sein, um einen echten Neuner wie Davie Selke wieder in Schwung zu bringen. Das Kölner Angriffsspiel basiert auf zahlreichen Flanken. Mit 209 Hereingaben hat in dieser Saison kein anderer Bundesligist mehr Flanken geschlagen als der FC.

Davie Selke gilt als nicht ganz einfacher Typ

Selkes Physis mit einem Gardemaß von 1,95 Metern soll dabei für die nötige körperliche Robustheit im Sechzehner sorgen. Auch gilt er als laufstark. Eine Grundvoraussetzung, um in Kölns Pressing-System zu funktionieren. Mit 27 Jahren und 202 Bundesligaspielen (35 Tore/20 Vorlagen) für Hertha BSC, RB Leipzig und Werder Bremen verfügt Selke zudem über reichlich Erfahrung, um im Kampf um den Klassenerhalt die Nerven behalten zu können. Qualitäten, die es nun endlich wieder dauerhaft abzurufen gilt, um die Kurve zu bekommen.

Allerdings wird ihm ebenso nachgesagt, nicht ganz einfach zu sein. Der gebürtige Schwabe ist in der Bundesliga zumindest nach außen hin nicht als Sympathieträger bekannt. Und so ist es überwiegend Skepsis, die der Verpflichtung aus Reihen der FC-Fans entgegenschlägt. Davie Selke wird sie von sich überzeugen müssen. Eine faire Chance hat er verdient.