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Dritte Niederlage in FolgeDer 1. FC Köln steckt im Abschiedskampf

Lesezeit 4 Minuten
Linton Maina vom 1. FC Köln schießt den Ball. Maximilian Mittelstadt versucht den Ball abzuschirmen.

Linton Maina im Zweikampf mit Berlins Maximilian Mittelstadt.

Es ist das fünfte sieglose Bundesligaspiel in Folge für den 1. FC Köln. Mit nun 17 Punkten auf dem 13. Platz der Tabelle ist der Vorsprung auf einen Relegationsplatz auf nur drei Punkte geschrumpft.

Steffen Baumgart hatte zwar das dritte Spiel in Folge, nicht aber seinen Humor verloren. Als der Trainer des 1. FC Köln nach dem 0:2 (0:1) bei Herthas BSC Berlin gefragt wurde, warum sein Team nach dem zweiten Gegentreffer ohne Chance blieb, das Ergebnis noch einmal positiv zu verändern, hatte Baumgart die Lacher auf seiner Seite: „In der zweiten Halbzeit war ich der einzige, der noch relativ fit war“, erklärte der 50-Jährige und beschrieb den Zustand seiner Spieler mit gebotener Ernsthaftigkeit: „Fehlende Kraft, keine geistige Frische, einfach im Arsch. Die Jungs haben gar nicht mehr zugehört, nur noch funktioniert.“

Konsequenz war das fünfte sieglose Bundesligaspiel der Geißböcke in Folge bei einem Torverhältnis von 2:12. Bei nur noch drei Punkten Vorsprung auf Patz 16 musste Baumgart dann auch gar nicht lange um den heißen Brei herumreden: „Wir haben aus den letzten drei Spielen keine Punkte geholt, obwohl es gegen Leverkusen und Berlin möglich gewesen wäre. Das bedeutet leider Abstiegskampf. Alles andere wäre Augenwischerei.“ Die Sache mit den Möglichkeiten des FC-Jahrgangs 2022/23 spiegelte sich im letzten Pflichtspiel des Jahres im Olympiastadion gut wider.

„Solche Themen brechen uns das Genick“

„Wir hatten viele Spiele in dieser Saison, die eine 50:50-Situation waren. Wenn man die eigenen Chancen dann nicht nutzt und hinten zu unaufmerksam ist, verliert man“, fasste es der Sportliche Leiter Thomas Kessler zusammen. Es begann mit dem frühen 0:1, das sich in seiner Fehlerstruktur dicht am 0:2 eine Woche zuvor in Freiburg bewegte. Die Hertha erwischte den FC mit einem schnell ausgeführten Einwurf in defensiver Unordnung, die Marvin Plattenhardt mit einer akkuraten Flanke und Wilfriede Kanga mit einem unhaltbaren Kopfball ausnutzten (9.).

„Solche Themen brechen uns das Genick“, monierte Kessler. Er weiß aber auch, dass Fehler sich häufen und wiederholen, wenn die Frische fehlt: „Wir werden wieder mehr Zeit ins Training investieren können. Ich bin zuversichtlich, dass wir diese Fehler dann abstellen werden.“ Zu den defensiven Anfälligkeiten des FC in der Anfangsphase gesellten sich in Berlin erneut die Defizite vor dem gegnerischen Tor. Am Samstag war es zum Haare ausraufen. Sargis Adamyan leistete sich einen Fehlschuss, der es in jeden Bundesliga-Jahresrückblick schaffen wird. Mustergültig von Linton Maina freigespielt, hob der Armenier den Ball in einer unheilvollen Mischung aus physikalischem Wunder und Slapstick aus drei Metern mit links über das Tor.

Der untröstliche Angreifer konnte es nicht fassen, stellt sich tapfer und erklärte mit brüchiger Stimme: „Der Ball titscht ein bisschen auf und ich treffe ihn nicht mit der Innenseite sondern mit dem Spann. So ist er dann drüber gegangen. Der muss rein und ich dachte nur: Das kann nicht sein.“ Sein Trainer zeigte Verständnis und arbeitete auch diese Szene humorvoll auf. „Ja, als ich Stürmer war“, antwortete Baumgart auf die Frage, ob er so eine Szene schon einmal gesehen habe. „Der muss rein, und natürlich ärgern wir uns darüber. Damit ist dann aber auch gut, wir müssen da kein großes Ding draus machen“, kommentierte er Adamyans Unfall. Weil der Angreifer für die in der ersten Hälfte überlegenen Geißböcke auch seine zweite Großchance vergab (25.), Maina eine weitere Hundertprozentige liegen ließ (23.) und dann bei seinem Ausgleichstreffer unnötig im Abseits stand (45.+2), lag das Thema Abschlussqualität wieder auf dem Tisch.

17 Punkte nach 15 Spielen

Ein 1:1 oder gar 2:1 hätte dem FC nach den Rückschlägen der vergangenen Wochen etwas Glauben zurückgebracht. So aber fügten sich die verzweifelten Kölner in ihr Schicksal und mussten sich am Ende bei Marvin Schwäbe bedanken, der gegen Marc-Oliver Kempf (81.) und Lucas Tousart (87.) das 0:3 verhinderte. „Wir haben vieles richtig gemacht, nur der letzte Pass und Schuss müssen besser sein“, kritisierte der FC-Keeper, der mit den 17 Punkten nach 15 Spielen nicht zufrieden ist: „Wir haben eine sehr gute erste Halbserie gespielt. Es fehlen aber fünf, sechs, sieben, acht Punkte. Wenn wir die gehabt hätten, würde es ganz anders aussehen.“

In die Enttäuschung über die dritte Niederlage in einer Woche mischte sich beim FC nach dem 24. Spiel dieser Saison und dem Abschluss des Fußballjahres aber auch schnell Stolz und Hoffnung: „Der 1. FC Köln hat ein sehr gutes Jahr hinter sich. Kleinere Rückschläge gehören zu einer Entwicklung“, befand Thomas Kessler und rechnete ein bisschen: „Die Hinrunde ist noch nicht vorbei. Wir wollen frühzeitig die 40 Punkte erreichen. Für die Hälfte davon haben wir noch zwei Spiele.“

Natürlich hat auch Steffen Baumgart nach fast der Hälfte der Saison trotz der „Extraschläge ins Gesicht“ seinen Glauben nicht verloren. Im Gegenteil: „Es ist wichtig jetzt Ruhe für die Analyse zu haben und konzentriert in die Vorbereitung gehen. Dann werden wir das, was uns auszeichnet, wieder auf den Platz bringen. Wir wollen gestärkt aus dieser schwierigen Situation kommen. Wir stehen auf, nehmen es so, wie es kommt und freuen uns auf die Spiele im nächsten Jahr.“