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Nach Heimsieg gegen Frankfurt1. FC Köln lässt den Karneval links liegen

Lesezeit 5 Minuten
1. FC Köln - Eintracht Frankfurt am 03.02.2024 im RheinEnergieSTADION in Köln Jubel über den Sieg bei der Mannschaft des 1 FC Koeln / Köln *** 1 FC Köln Eintracht Frankfurt on 03 02 2024 at RheinEnergieSTADION in Cologne Cheers of victory for the 1 FC Köln team MH

Der 1. FC Köln jubelt nach dem 2:0 gegen Frankfurt über den dritten Saisonsieg.

Der 1. FC Köln konzentriert sich nach dem 2:0-Heimsieg weiter voll auf den Kampf gegen den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga. Obwohl der Karneval direkt vor der Tür steht.

Timo Schultz vergewisserte sich noch einmal mit einem Blick auf seinen Zettel und stellte Erstaunliches fest: „Die Statistiken lesen sich ähnlich wie gegen Dortmund — nur ganz oben nicht, beim Ergebnis. Das ist für uns das Entscheidende.“ Der seit Januar im Amt befindliche Trainer des 1. FC Köln wollte damit nichts anderes sagen, als dass die Leistung seiner Mannschaft schon beim bitteren 0:4 vor zwei Wochen gegen den BVB ein anderes Ergebnis verdient gehabt hätte. Und, dass das umjubelte und verdiente 2:0 (0:0) am Samstag vor 50.000 Zuschauern im Kölner Rheinenergiestadion gegen Eintracht Frankfurt am 20. Spieltag ein Brustlöser war. Ein Befreiungsschlag, den die Geißböcke benötigten, um daran glauben zu können, in ihrem schwierigen Kampf gegen den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga bestehen zu können.

Etwas Luft zu den direkten Abstiegsplätzen

Schultz analysierte seinen ersten Bundesligasieg als Trainer zwei Tage vor der FC-Karnevalssitzung und kurz vor dem Auftakt des Straßenkarnevals nüchtern. Als habe ihn dieses 2:0 zusätzlich angestachelt, die Mission Klassenerhalt zu erfüllen. „Wenn ich ein bisschen zur Ruhe gekommen bin, werde ich den Abend sicher genießen. Viel wichtiger ist für mich aber, dass die Mannschaft wieder gut gespielt hat. “

Das „wieder“ in seiner Aussage offenbarte, dass der FC nach der schmerzhaften Trennung von Steffen Baumgart in seinem Spiel eine positive Entwicklung genommen hat, die sich in fünf Punkten aus den vier Spielen mit Schultz an der Seitenlinie widerspiegelt. Wobei sich auch das 0:4 gegen Dortmund anders anfühlte, als es das Ergebnis aussagte.

Was noch fehlte, um aus dem Weg der kleinen Schritte, ein zartes Pflänzchen für einen tieferen Glauben an die eigene Stärke ziehen zu können, war ein Sieg. Zumal die unmittelbare Konkurrenz aus Darmstadt und Mainz vor dem Kölner Abendspiel punktlos geblieben war. Es gab für die Kölner also die Chance, sich auf Relegationsplatz 16 etwas Luft zu den direkten Abstiegsplätzen zu verschaffen und gleichzeitig die Nicht-Abstiegsplätze wenigstens wieder etwas in den Blick zu bekommen.

Beides gelang, weil der FC von der ersten bis zur letzten Minute eine disziplinierte, konzentrierte und leidenschaftliche Leistung ablieferte und sich in der Struktur des neues Trainers trotz aller Personalprobleme und der Transfersperre sichtlich wohlfühlt. Schultz durfte sich vor allem darüber freuen, dass seine Mannschaft die wichtigste seiner Vorgaben vorbildlich erfüllte: „Wir sind sehr glücklich, dass wir zu null gespielt haben. Das ist für uns essentiell und muss die Basis für den Rest der Rückrunde sein. Darüber hinaus haben wir zwei schöne Tore geschossen“, vergaß der Coach auch den anderen wesentlichen Teil für erfolgreichen Fußball nicht.

Faride brauchte vor allem erst einmal Zutrauen zu sich selbst.
Timo Schultz, FC-Trainer über Torschütze Fraide Alidou

Faride Alidou sorgte für den Schlüsselmoment des Spiels, der zu einem dieser unvergesslichen Augenblicke wurde, die es nur in Müngersdorf gibt. Die Frankfurter Leihgabe, die sich unter Baumgart keinen Schritt nach vorne entwickeln konnte, hat sich zur großen, positiven Überraschung des FC-Kaders gemausert. Nach seinem Treffer beim 1:1 in Wolfsburg provozierte er zunächst durch einen kecken Ballgewinn an der Torauslinie die erste Gelb-Rote Karte der Frankfurter gegen Niels Nkounkou (66.). Nach dem anschließenden Freistoß von Florian Kainz und einer Kopfballablage von Eric Martel fälschte der 22-Jährige einen Schuss von Dejan Ljubicic am Fünfer direkt vor der Kölner Südkurve geschickt zum 1:0 ab (67.). Die FC-Ultras waren in diesem Moment außer Rand und Band vor Freude und Glückseligkeit.

„Faride ist ein Spieler, der seine Qualitäten im offensiven Eins-gegen-Eins und extremes Tempo hat. Er brauchte vor allem erst einmal Zutrauen zu sich selbst“, beschrieb Timo Schultz die Entwicklung des schon abgeschriebenen Leihspielers. „Er hat sich heute für sehr viel Laufarbeit belohnt, muss aber noch einfacher und schnörkelloser spielen. Er hat zu viele Ballverluste“, kritisierte der FC-Trainer den Angreifer, um anschließend seine Bedeutung hervorzuheben: „Faride ist ein Spieler, der uns noch guttun wird. Einer, der den Konkurrenzkampf angeheizt hat. Ich, freue mich über jede Alternative auf dem Platz und jeden Spieler der auch mal ins Tor trifft.“ Tatsächlich fielen am Samstag erst die Kölner Saisontore 13 und 14. Zudem gelang dem FC erst zum zweiten Mal in dieser Saison mehr als ein Tor.

Keller sieht noch viel Arbeit

Das 2:0 durch das erste Saisontor des unermüdlichen Jan Thielmann (80.) und der zweite Frankfurter Platzverweis gegen Tuta (83.) tüteten den dritten Saisonsieg ein. Ein Erfolg, der alle Kölner freute, die Verantwortlichen aber auf dem Boden der Tatsachen stehen bleiben ließ: „Die Wende zum Besseren auszurufen, wäre jetzt vielleicht ein bisschen zu viel — wir haben ein Spiel gewonnen. Wir sehen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, aber es liegt noch viel Arbeit vor uns. Wir müssen jetzt einfach dranbleiben und weiterarbeiten. Dann ist mit dieser Mannschaft der Klassenerhalt möglich“, sagte Geschäftsführer Christian Keller im ZDF-Sportstudio.

Timo Schultz zeigte sich ungewöhnlich ernst und machte kurz vor den jecken Kölner Tagen eine klare Ansage in puncto Prioritäten: „Ich bin nicht hier, um Karneval zu feiern. Ich werde am Dienstag sicherlich die FC-Sitzung genießen und freue mich auf die Zeit, aber ich bin hier, um mit der Mannschaft zu trainieren und auch das Spiel am nächsten Sonntag in Hoffenheim erfolgreich gestalten zu können. Ich gehe davon aus, dass die Spieler den Ernst der Lage erkannt haben und sich bewusst sind, dass sie hier nicht die Woche durchfeiern können.“ Ein zartes Pflänzchen will eben gegossen werden — und in diesem Fall am besten mit Wasser.