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Nach Freiburg und vor Union1. FC Köln mit kleinen Fortschritten in der Krise - Keine Diskussion um Baumgart

Lesezeit 4 Minuten

Nachdenklich: Der Kölner Trainer Steffen Baumgart auf der Pressekonferenz nach der Niederlage in Freiburg.

Trotz einer Leistungssteigerung kassierte der 1. FC Köln bereits die neunte Saisonniederlage - und steht nun am Mittwoch im Kellerduell beim 1. FC Union Berlin massiv unter Druck.

Christian Streich und Steffen Baumgart pflegen ein freundschaftliches Verhältnis zueinander. Wieder einmal deutlich wurde dies nach dem 2:0-Sieg des SC Freiburg gegen den 1. FC Köln. Als alles gesagt war, verabschiedete sich Streich auf dem Podium mit einer herzlichen Umarmung von seinem Kollegen, der nach einer weiteren Enttäuschung im Kampf gegen den drohenden Abstieg aus der Fußball-Bundesliga einen niedergeschlagenen Eindruck hinterlassen hatte. Bereits auf der vorangegangenen Pressekonferenz hatte sich der Badener mit einfühlsamen Worten um Baumgart und dessen Spieler gekümmert. „Ich wünsche Steffen und dem 1. FC Köln wirklich alles, alles Gute. Es ist wirklich schwierig, wenn du immer so viel investierst und am Ende fehlt dir ein kleines bisschen“, sagte Christian Streich, der aus eigener Erfahrung zu berichten weiß: „Ich habe so etwas auch schon erlebt. Das ist brutal. Ich hoffe, dass die Kölner einfach mal belohnt werden für ihren ganzen Aufwand.“

In Freiburg hatte es lange Zeit danach ausgesehen. Bis zur Gelb-Roten Karte für Abwehrchef Jeff Chabot nach etwas mehr als einer Stunde waren die Geißböcke dem auf Sicherheit bedachten Europa League-Teilnehmer auf Augenhöhe begegnet. Auf die Verliererstraße gerieten die Kölner erst in Unterzahl, die der Sportclub durch Michael Gregoritsch (72.) und Roland Sallai (90.+5) auszunutzen verstand. „Ein Unentschieden wäre möglich gewesen“, sagte Steffen Baumgart mit einem Seufzen und merkte berechtigterweise an: „Wir hatten sogar in Unterzahl die erste Torchance.“ Nachdem der eingewechselte Mark Uth den Ball aus fünf Metern allerdings nicht richtig getroffen hatte (68.), kippte die Partie zu Gunsten der Hausherren, die ihre numerische Überlegenheit fortan geschickt ausspielten.

Die bereits neunte Niederlage im 15. Saisonspiel sorgte für neuerliche Frustration bei Steffen Baumgart. „Wir haben nicht das schlechteste Spiel gemacht. Am Ende verlierst du aber 0:2 und stehst mit leeren Händen da. Die Erklärung dafür erspare ich mir, weil es immer wieder die gleiche Situation ist“, haderte der Kölner Trainer. Immerhin hatte er eine im Gegensatz zu den beiden spielerisch dünnen Leistungen gegen die Konkurrenten Mainz (0:0) und Darmstadt (1:0) verbesserte Kölner Elf gesehen. „Es geht um Prinzipien, die die Jungs heute versucht haben umzusetzen. Sie sind aggressiv angelaufen und hatten ein hohes Tempo, das in den vorherigen Spielen nicht da war.“

Wir haben zehn Punkte aus 15 Spielen. Das ist nicht ausreichend.
Christian Keller, Sportchef 1. FC Köln

Dennoch gelang es dem FC einmal mehr zu selten, im letzten Drittel vor dem Tor für ernsthafte Gefahr zu sorgen. „Wir haben mutig gespielt. Was uns fehlt, ist, die Dinger sauber durchzuspielen. Das können wir von Freiburg lernen“, erklärte Steffen Baumgart. Als die Kölner durch Jan Thielmann (10.) und eben Uth doch mal gefährlich vor das Freiburger Gehäuse gekommen waren, mangelte es an Qualität. Beide Abschlüsse standen sinnbildlich dafür, warum der FC mit gerade mal zehn Treffern den schwächsten Angriff der Liga stellt. Trotz alledem versuchte Baumgart, das Positive mitzunehmen: „Das ist der Fußball, den ich sehen möchte – und den wir auch in den nächsten Spielen zeigen werden. Das ist mir lieber, als wenn wir abwartend verlieren.“

Christian Keller hatte wie sein Trainer Fortschritte erkannt. „Es war eine deutlich bessere Leistung als in den vergangenen zwei Spielen“, resümierte der Kölner Sportchef, dem der Ärger über die vergebene Chance auf etwas Zählbares ebenfalls anzumerken war. „Es tut weh heute. Es war möglich, hier mindestens einen Punkt mitzunehmen.“ Stattdessen klebt der FC auf dem Relegationsplatz fest. „Wir haben zehn Punkte aus 15 Spielen. Das ist nicht ausreichend“, legte Keller in gewohnt klarer Art den Finger in die klaffende Wunde. Das Krisenduell zum Jahresabschluss am Mittwoch (18.30 Uhr, Sky) beim abgestürzten 1. FC Union Berlin sei daher „elementar, um zu Punkten zu kommen“. Keller beschreibt die Ausgangslage wie folgt: „Sollten wir da leer ausgehen, wäre zwar auch nicht Hopfen und Malz verloren, aber wir spielen gegen einen direkten Konkurrenten. Es geht also um die Frage: Haben wir nach dem Spiel ein Mini-Polster auf die oder haben die ein Mini-Polster auf uns? Ich hätte es gerne zu unseren Gunsten.“

Der Kölner Sportchef war nach der Niederlage in Freiburg auch auf die Zukunft von Steffen Baumgart angesprochen worden. „Bitte verstehen Sie, dass ich zu den Mechanismen des Systems nicht antworten möchte“, lautete Christian Kellers Reaktion. Wie am Tag danach zu hören war, wollte Keller seine Aussage keineswegs als fehlendes Bekenntnis zu seinem Trainer verstanden wissen – und damit erst recht nicht als Eröffnung einer Trainerdiskussion. Vielmehr war der werteorientiert handelnde Sportchef genervt davon, wie zuletzt so häufig mit Nachfragen zu Steffen Baumgart konfrontiert worden zu sein. Keller hätte lieber verstärkt über das vorangegangene Spiel gesprochen. Vielleicht ergibt sich an der Alten Försterei ja wieder die Gelegenheit. Am besten nach einem Sieg.