Beim Pokal-Aus in Kaiserslautern sorgte Mark Uth für die Aufholjagd des 1. FC Köln. Im richtungsweisenden Bundesliga-Heimspiel gegen Augsburg könnte er wieder von Beginn an auflaufen.
Mark Uth vor Startelf-ComebackEin Mann für Ideen und Selbstvertrauen
Steffen Baumgart hat sich dieser Tage Mark Uth zum Gespräch geschnappt. Der lange abstinente Regisseur war einer der wenigen Lichtblicke beim niederschmetternden Pokal-Aus des 1. FC Köln in Kaiserslautern. Nicht nur, weil er mit einem Kopfballtreffer die Hoffnung auf den rettenden Gang in die Verlängerung genährt hatte. Sondern vor allem, weil der 32-Jährige nach seiner Einwechselung eine Präsenz ausstrahlte, an der sich die am Boden liegende Kölner Mannschaft wieder aufzurichten schien.
„Ich habe mit Mark darüber gesprochen, wie er das Spiel gesehen hat und wie er sich fühlt“, berichtete Steffen Baumgart auf der Pressekonferenz am Freitag. Zumindest der zweite Teil der Unterhaltung dürfte dem FC-Trainer Mut im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga verliehen haben. „Bei Mark sehen wir kein Risiko mehr. Er sollte spielen können, da gibt es jetzt keine Abwägung mehr“, legte Baumgart sich fest. Zugleich erklärte er seinen Spielmacher zum „klaren Kandidaten“ für die Startelf im zweiten richtungsweisenden Heimspiel in Folge am Samstag (15.30 Uhr, Sky) gegen den FC Augsburg.
Mark Uth ist um seine Aufgabe nicht zu beneiden. Der Techniker soll der schwächsten Offensive der Bundesliga um Davie Selke (Baumgart: „Er hadert mit der Situation“) wieder auf die Sprünge verhelfen und jenen Spielwitz zurückbringen, der im Zuge des historisch schlechten Saisonstarts verloren gegangen ist. „Er gibt der Mannschaft Sicherheit, kann Tore machen und ist in der Lage, in vielen Situationen positive Entscheidungen zu treffen. Und: Er ist in der Situation nicht vorbelastet. Das kann der Mannschaft ebenfalls helfen“, zählte Baumgart die Vorzüge seines Routiniers auf. Er warnte allerdings auch davor, sich „zu sehr auf Mark zu konzentrieren“: „Seine Qualität hat uns lange gefehlt. Trotzdem sollten wir wissen, dass nicht alles gelingen wird.“
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Zumal sich die Situation auf dem Betzenberg wie folgt dargestellt habe: „Mark hat es mit Jan Thielmann geschafft, in den letzten 30 Minuten eines bereits verlorenen Spiels noch mal für Euphorie zu sorgen. Ich wäre mir aber nicht sicher, ob Mark die gleichen Akzente gesetzt hätte, wenn er von Anfang an gespielt hätte“, erklärte Baumgart. Der FC-Trainer sieht in Uth zwar einen „Ausnahmespieler. Er kann die Mannschaft führen und traut sich das auch zu“. Ebenso gibt er aber zu bedenken: „Wenn Mark von Anfang an anlaufen sollte, wäre die Situation eine andere. Auch, weil der Gegner zu Beginn eine andere Frische hat.“
Ein zweiter Hoffnungsschimmer war der „sehr gute Auftritt“ (Baumgart) von Jan Thielmann, der bei seinem 20-minütigen Comeback die Aufholjagd nach dem 0:3 eingeleitet hatte. Im Gegensatz zu Mark Uth ist der Rechtsaußen allerdings noch kein Startelf-Kandidat. „Jan ist sehr wichtig, das haben wir gesehen. Auch wegen seiner Mentalität, die er auf den Platz bringt, und der Art und Weise, wie er agiert“, lobte Steffen Baumgart einen seiner Lieblingsschüler. „Wenn du aber die dritte oder vierte schwere Verletzung mehr oder weniger aus dem Nichts bekommst und du von 300 Tagen im Jahr nur 200 auf dem Trainingsplatz bist, dann sollten wir es nicht übertreiben. Deshalb bleiben wir dabei, dass Jan weiter im Aufbau ist. Er ist aber ein Spieler für die zweite Halbzeit“, erläuterte der FC-Trainer.
Steffen Baumgart fordert gegen den FC Augsburg einen Sieg
Für das Duell gegen formstarke Augsburger fordert Steffen Baumgart vor allem zwei Dinge von seiner Mannschaft. Erstens: „Dass sie gewinnt. Mit Augsburg und Bochum kommen jetzt zwei Mannschaften, gegen die es darum geht, Punkte zu holen.“ Und zweitens: „Ich erwarte, dass dies auf dem Platz auch zu sehen ist.“ Wie es gehen kann, macht der FCA unter seinem neuen Trainer Jess Thorup vor. „Sie zeigen absolute Mentalität und ein aggressives Zweikampfverhalten. Das brauchst du im Abstiegskampf“, betonte Baumgart. Tugenden, die der FC trotz der Brandrede seines Trainers am Tag zuvor auch in Kaiserslautern vermissen ließ. Daher soll es nun „mit hoher Wahrscheinlichkeit den einen oder anderen Wechsel geben“.
Bei der Frage nach dem Zustand seiner Spieler hielt sich Steffen Baumgart bedeckt: „Ich kann keinen genauen Wasserstand abgeben, weil ich vor dem Spiel in Kaiserslautern das Gefühl hatte, dass die Jungs vom Kopf her besser drauf sind.“ Und weiter: „Wenn ich sehe, wie die Jungs im Training arbeiten, dann machen sie nicht den Eindruck, dass sie zusammenbrechen. Es wäre schön, wenn wir das, was wir im Training zeigen, auch im Spiel umgesetzt bekämen – und zwar kontinuierlich. Das würde ausreichen, um erfolgreicher zu agieren.“ Seinen eigenen Auftrag sieht Baumgart wie folgt: „Es nützt nichts, wenn der Trainer immer laut wird. Ich bin dafür verantwortlich, den Jungs Lösungen und Selbstvertrauen mit auf den Weg zu geben. Das wird meine Aufgabe sein für die nächste Zeit.“
Voraussichtliche Aufstellungen: 1. FC Köln: Schwäbe; Carstensen, Hübers, Chabot, Pacarada; Martel; Ljubicic, Uth, Kainz; Waldschmidt, Selke. – FC Augsburg: Dahmen; Gumny, Gouweleeuw, Pfeiffer, Pedersen; Rexhbecaj, Dorsch; Jensen, Michel, Demirovic; Tietz. – SR.: Dingert (Lebecksmühle).
Zwei Spiele, zwei Siege: Der Einstand von Jess Thorup beim FC Augsburg ist mehr als geglückt. Mit den jeweils nach Rückständen eingefahrenen Erfolgen beim 1. FC Heidenheim (5:2) und zuletzt gegen den VfL Wolfsburg (3:2) gelang den offensivstarken bayerischen Schwaben der Sprung ins Mittelfeld der Bundesliga. Dennoch ist der Nachfolger des Anfang Oktober entlassenen Enrico Maaßen nicht gänzlich zufrieden. Beide Male sei es seiner Mannschaft nicht gelungen, zu Null zu spielen, bemängelte Thorup. Mit 21 Toren hat kein anderes Team aus den Top Zehn so viele Treffer kassiert wie der FCA.
„Wir müssen daran arbeiten“, forderte der 53 Jahre alte Däne vor dem Gastspiel beim 1. FC Köln, dessen Krise den FCA-Coach nur am Rande interessiert. „Für mich geht es nicht darum, ob Köln Erster ist oder Letzter, sondern wie wir uns auf dem Platz zeigen. Der Fokus liegt nur auf uns“, erklärte Thorup, der in Köln auf den gesperrten Innenverteidiger Felix Uduokhai verzichten muss. Schon mit einem Remis würde der Meistertrainer des FC Kopenhagen und FC Midtjylland den besten Start als Coach in der Augsburger Bundesliga-Geschichte perfekt machen. Nur Martin Schmidt legte 2019 ebenfalls mit zwei Siegen los. (tca)